Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie

Das Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie ist eine universitäre Ausbildungsstätte und Teil der staatlichen Universität für Musik und darstellende Kunst Wien in Österreich. Die Aufgabenbereiche des Institutes sind die Forschung und Lehre, zugeordnet den Fachbereichen Volksmusikforschung und Ethnomusikologie.

Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie
Gründung 1965
Trägerschaft staatlich
Ort Wien
Land Österreich
Institutsleiter Marko Kölbl
Mitarbeiter etwa 16
davon Professoren 1
Website mdw.ac.at

Geschichte Bearbeiten

Das Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien wurde 1965 als zweites derartiges Institut an einer österreichischen Musikuniversität (damals „Musikakademie“) als Institut für Volksmusikforschung gegründet; Institutsgründer Hochschulprofessor Walter Deutsch war bis 1991 Institutsleiter und Ordinarius für Geschichte und Theorie der Volksmusik. Die Arbeit am Institut stand in der Tradition der „Wiener Schule der Volksmusikforschung“.[1]

1994 übernahm Gerlinde Haid nach ihrer Berufung auch die Institutsleitung. Sukzessive wurden die Forschungsfelder und das Methodenspektrum erweitert. Ein wichtiges Themengebiet wurde die Musik von Minderheiten. Internationale Kooperationen wurden intensiviert, das PhD Studium wurde etabliert.[2]

2002 wurde der Name des Instituts mit dem Zusatz Ethnomusikologie ergänzt. 2003 wurde am Institut das Forschungszentrum für Europäische Mehrstimmigkeit etabliert.[3] 2007 fand die 39. Weltkonferenz des International Council for Traditional Music (ICTM)[4] unter der Organisation des Instituts statt.[5] Am 1. Jänner 2011 übergab Gerlinde Haid die Institutsleitung an Ursula Hemetek. Seit 2012 bekleidet Ulrich Morgenstern das Ordinariat für Geschichte und Theorie der Volksmusik. Seit Oktober 2019 bietet das Institut ein eigenes Masterstudium in Ethnomusikologie an.

Das Generalsekretariat des International Council for Traditional Music (ICTM) ist am Institut verankert. Generalsekretärin ist seit 2017 die Institutsleiterin Ursula Hemetek. Das Generalsekretariat und sieben Study Groups des International Council for Traditional Music (ICTM) sind mit dem Institut verbunden:

  • International Council for Traditional Music (General Secretary: Ursula Hemetek)[6]
  • Music and Minorities (Secretary/Treasurer: Hande Sağlam)[7]
  • Multipart Music (Chair: Ardian Ahmedaja)[8]
  • Music, Gender and Sexuality (Chair: Marko Kölbl)[9]
  • Applied Ethnomusicology (Secretary/Treasurer: Wei-Ya Lin)[10]
  • Music and Dance of the Slavic World (Chair: Ulrich Morgenstern)[11]
  • Music and Dance in Latin America and the Carribean (Steering Committee member: Javier Silvestrini)[12]

Forschung und Lehre Bearbeiten

Ein wesentliches Spezifikum des Instituts ist die Kombination der beiden Fächer Ethnomusikologie (Wiener Schule der vergleichenden Musikwissenschaft) und der österreichischen Tradition der Volksmusikforschung. Am Institut werden methodische Grundlagen – musikalische Feldforschungen, Transkription und Analyse – standortspezifisch weiterentwickelt und vermittelt. Das Institut widmet sich der wissenschaftlichen Erforschung von Musik und Tanz in traditionellen und daraus resultierenden oder darüber hinausgehenden Szenarien; zentrale Felder sind die Beschäftigung mit Musik von Minderheiten[13] und die praktische Vermittlung von traditionellen Musiken (Rudolf Pietsch).[14] Das Institut ist aktiv in der Abhaltung von Seminaren, Symposien und Vorträgen, oft in interdisziplinärem und internationalem Setting, sowie in der Teilnahme an den internationalen Diskursen des Faches. Eine weitere Institutsaufgabe ist das regelmäßige Publizieren, die Herausgabe von wissenschaftlichen Schriften und Tondokumenten[15].

Archiv Bearbeiten

Das Institut verfügt über ein umfangreiches Audio- und Videoarchiv, bestehend aus Feldforschungsmaterial, das seit der Institutsgründung gesammelt wurde. Dieses Material wird laufend archiviert und digitalisiert. Das Archiv ist Quelle für Mitarbeiter, Studierende und Interessierte und fungiert als Wissensspeicher für das Institut, sowie für die jeweiligen Communitys selbst. Gegenwärtig sind über 6000 Stunden Forschungsaufnahmen archiviert.[16]

Literatur Bearbeiten

  • Ahmedaja, Ardian (Hrsg.) (2011): European voices II: Cultural listening and local discourse in multipart singing traditions in Europe; CD and DVD with audio and video examples included. Wien: Böhlau (Schriften zur Volksmusik, 23).
  • Ahmedaja, Ardian; Haid, Gerlinde (Hrsg.) (2008-): European voices. Wien: Böhlau (Schriften zur Volksmusik, 22).
  • Walter Deutsch, Gerlinde Haid, Ursula Hemetek, Rudolf Pietsch (2000): Volksmusik‐Wandel und Deutung: Festschrift Walter Deutsch zum 75. Geburtstag. Wien: Böhlau (Schriften zur Volksmusik, 19).
  • Gerd Grupe (Hrsg.) (2005): Musikethnologie und Volksmusikforschung in Österreich: das „Fremde“ und das „Eigene“? Aachen: Shaker-Verl (Musikethnologische Sammelbände, 20).
  • Hemetek, Ursula (2001): Mosaik der Klänge: Musik der ethnischen und religiösen Minderheiten in Österreich. Wien and Köln and Weimar: Böhlau (Schriften zur Volksmusik, 20).
  • Hemetek, Ursula (2005): Das ‚Eigene’ und das ‚Fremde’ anhand des Minderheitenschwerpunkts des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie. In: Gerd Grupe (Hrsg.): Musikethnologie und Volksmusikforschung in Österreich: das „Fremde“ und das „Eigene“? Aachen: Shaker-Verl (Musikethnologische Sammelbände, 20).
  • Hemetek, Ursula (Hrsg.) (2007): Cultural diversity in the urban area: explorations in urban ethnomusicology: [proceedings of the international symposium held in Vienna in March 2006, organized by the UNESCO Working Group Vienna and the University of Music and Performing Arts Vienna]. Wien: Inst. für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie Univ. für Musik und Darstellende Kunst Wien (Klanglese, 4).
  • Hemetek, Ursula (Hrsg.) (2008): Music from Turkey in the „Diaspora“: Summaries in German and CD included; [proceedings of the international symposium held in Vienna in November 2007, organized by the UNESCO Working Group Vienna and the Institute of Folk Music Research at the University of Music and Performing Arts Vienna]. Wien: Inst. für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie Univ. für Musik und Darstellende Kunst Wien (Klanglese, 5).
  • Hemetek, Ursula; Morgenstern, Ulrich (2013): Gerlinde Haid: Eine Biobibliographie. [Pdf.-Dr.]. Wien: Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie (Klanglese, 8).
  • Hemetek, Ursula; Fink-Mennel, Evelyn; Pietsch, Rudolf (2011): Musikalien des Übergangs: Festschrift für Gerlinde Haid anlässlich ihrer Emeritierung 2011. Wien: Böhlau Verlag (Schriften zur Volksmusik, 24).
  • Hemetek, Ursula; Lubej, Emil (1996): Echo der Vielfalt: Traditionelle Musik von Minderheiten/ethnischen Gruppen = Echoes of diversity. Traditional music of ethnic groups/minorities. Wien: Böhlau (Schriften zur Volksmusik, 16).

Weblinks Bearbeiten

Commons: University of Music and Performing Arts Vienna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Homepage Forschungsprojekt Franz Eibner
  2. Ursula Hemetek und Ulrich Morgenstern (Hrsg.): Gerlinde Haid. Eine Biobibliographie. [Pdf.-Dr.], Wien: Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie (Klanglese, 8) 2013 (PDF)
  3. Homepage des Forschungszentrums für Europäische Mehrstimmigkeit (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mdw.ac.at
  4. Die ICTM Kongressberichte sind via ViFaMusik Open Access abrufbar
  5. Past ICTM World Conferences. Abgerufen am 22. Juli 2015.
  6. ICTM. Abgerufen am 30. August 2017.
  7. Music and Minorities. Abgerufen am 8. August 2017.
  8. Multipart Music. Abgerufen am 8. August 2017.
  9. Music, Gender and Sexuality. Abgerufen am 8. August 2017.
  10. Applied Ethnomusicology. Abgerufen am 8. August 2017.
  11. Music and Dance of the Slavic World. Abgerufen am 11. Februar 2020.
  12. Music and Dance in Latin America and the Carribean. Abgerufen am 11. Februar 2020.
  13. IVE: Minderheitenschwerpunkt
  14. Hoagascht-Raritaeten
  15. IVE: Publikationen
  16. IVE: Archiv

Koordinaten: 48° 12′ 6″ N, 16° 23′ 6″ O