Informationswirtschaft

Eine Wirtschaftsbranche und zugleich die Lehre bzw. die Wissenschaft von der effizienten Beschaffung, Ordnung, Darstellung, Verbreitung, Präsentation und Speicherung von Informationen.

Die Informationswirtschaft bzw. Informationsökonomie (englisch "information economy") ist eine Wirtschaftsbranche und zugleich die Lehre bzw. die Wissenschaft von der effizienten Beschaffung, Ordnung, Darstellung, Verbreitung, Präsentation und Speicherung von Informationen. Dabei wird der Mensch mit seinen Informationsbedürfnissen und seinen individuellen Informationsverarbeitungskapazitäten wiederkehrend zum Bezugspunkt der Betrachtungen. Ihm gilt es, mit möglichst ökonomischem Einsatz gerecht zu werden.

Grundlegendes Bearbeiten

Die zentrale Ressource bzw. der zentrale Produktionsfaktor ist die von der physischen Welt unabhängige „Information“. Als immaterielles Wirtschaftsgut ist Information nicht so leicht in die seit Jahrhunderten für materielle Wirtschaftsgüter entwickelten Modelle einzuordnen und ebenso wenig, sie mit den gleichen Methoden und Techniken zu behandeln wie materielle Güter.[Anm. 1] Wegen ihrer Relevanz für den ökonomischen Erfolg von Unternehmen ist es jedoch notwendig, Unternehmen mit Informationen zu bewirtschaften.[1] Informationen müssen also im Kontext der Informationswirtschaft betrachtet werden. Im Besonderen ist die „betriebliche Informationswirtschaft“ eine typische Querschnittsfunktion in Unternehmen, die alle Leistungs- und Managementbereiche durchdringt.[2]

Im Fokus der Informationswirtschaft stehen deren spezifische immaterielle Wirtschaftsgüter, die Informationsgüter. Informationen können insbesondere zu Objekten des Internethandels werden. Damit werden sie zu gehandelten Waren. Die Preisvorgabe des Anbieters, dessen gewählte Angebotsmenge für ein bestimmtes Informationsgut und die Nachfrage danach, die zusammen mit anderen Faktoren zur Preisbildung und zum Marktwert desselben Gutes führen, sind von diversen Markteinflussgrößen abhängig.

Vertreten wird die Wirtschaftsbranche der Informationswirtschaft in Deutschland vornehmlich durch den Branchenverbandbitkom“.

Mit dem Durchlaufen eines tiefgreifenden sozialen Wandels hin zur digitalen Wissensgesellschaft – einer Weiterentwicklung der Informationsgesellschaft – (mit Cloud-Anwendungen als Wegbereiter des Paradigmenwechsels[3]) kann die Informationswirtschaft in gewisser Näherung als eine bestimmte wirtschaftliche Dimension der vorangehend erwähnten Informationsgesellschaft aufgefasst werden. Ungeachtet dessen wird die Produktion materieller Informationsgüter und der Handel mit ihnen weiterlaufen. Nichtphysische/immaterielle Informationsgüter werden physische/materielle Informationsgüter nur teilweise und in einem insgesamt überschaubaren Rahmen verdrängen können.

Kurze Historie der Informationswirtschaft Bearbeiten

Die ersten Konzepte zur Informationswirtschaft wurden zu einer Zeit entwickelt, als Informationsverarbeitung noch mit Rechnern mit Lochkarten-Ein-/Ausgabe, Telex und Fernsehen auf Basis von Elektronenröhren stattfand. Anfang der 1960er Jahre teilte der Ökonom Fritz Machlup die Informationswirtschaft in fünf Industriegruppen mit jeweils fünf Untergruppen ein:[4]

  1. Bildung (Schulen)
  2. Kommunikationsmedien (TV)
  3. „Informationsmaschinen“ (Musikinstrumente)
  4. Informationsdienste (Medizin)
  5. andere Informationsdienste (Forschung und Entwicklung)

Die Informationswirtschaft prägt die Gesellschaft in besonderem Maße erst, seit sie das Stadium der Informationsgesellschaft erreicht hat, eine Informationsgesellschaft, die nach Alvin Toffler als dritte Welle der Stadientheorie beschrieben wird. Vorher gab es hauptsächlich eine Informationswirtschaft des Printmediendrucks; seitdem sind digitale Informationsgüter hinzugekommen. Seit geraumer Zeit vollzieht sich ein Übergang von der Informationsgesellschaft in die digitale Wissensgesellschaft; die Gesellschaft befindet sich gegenwärtig im Anbruch der digitalen Wissensgesellschaft. Die erste Welle war die Agrargesellschaft; und die zweite Welle war die Industriegesellschaft (vergl. etwa mit dem Kondratjew-Zyklus).

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Thorsten Spitta, Markus Bick: Informationswirtschaft: eine Einführung. 2., überarb. u. erw. Aufl., (= Reihe: BWL im Bachelor-Studiengang) Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-85115-8.
  • Willi Bredemeier, Patrick Müller: Informationswirtschaft. In: Rainer Kuhlen, Thomas Seegner, Dietmar Strauch (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. 5. völlig neu gefasste Ausgabe, Bd. 1, Saur, München 2004, ISBN 3-598-11674-8, S. 579–589.
  • Frank Linde: Ökonomie der Information. 2., überarb. Aufl., Universitätsverlag, Göttingen 2008, ISBN 978-3-940344-28-1 (PDF) (kostenfreier Download).
  • Wolfgang Maaß: Elektronische Wissensmärkte: Handel von Information und Wissen über digitale Netze. (= nbf – neue betriebswirtschaftliche forschung; 371) Gabler Verl., Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8349-1841-3.
  • Frank Linde, Wolfgang G. Stock: Informationsmarkt: Informationen im I-Commerce anbieten und nachfragen. (= Einführung in die Informationswissenschaft; 3) Oldenbourg Verl., München 2011, ISBN 978-3-486-58842-2.
  • Manfred Wünsche: BWL für IT-Berufe: ein praxisorientierter Leitfaden für das kaufmännische Denken. 3., aktualis. Aufl., Springer Vieweg, Wiesbaden [2015], ISBN 978-3-658-10429-0.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Informationswirtschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Den Widrigkeiten bezüglich der Gewinnung einer Modellvorstellung zu immateriellen Wirtschaftsgütern wie „Information“ und „Wissen“ entgegengerichtet zu sein scheint da ein wegebnendes Buch: Wolfgang Maaß: Elektronische Wissensmärkte: Handel von Information und Wissen über digitale Netze. Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8349-1841-3.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Thomas Pietsch, Sylke Gippner: CIO – Manager des Information Business! In: IT-Governance. (ISSN 1864-6557) 4. Jg., H. 7 (2010), S. 14–18, darin auf S. 14.
  2. [Anonymus:] Informationswirtschaft In: "DAA – Wirtschaftslexikon", DAA online (media.daa-pm.de-Internetportal), [ohne Datumsangabe], Webseite abgerufen am 19. Mai 2021.
  3. Andreas Boes, Barbara Lange, Elisabeth Vogl: Die Cloud als Wegbereiter des Paradigmenwechsels zur Informationsökonomie. In: Andreas Boes, Barbara Lange (Hrsg.): Die Cloud und der digitale Umbruch in Wirtschaft und Arbeit: Strategien, Best Practices und Gestaltungsimpulse. Haufe, Freiburg [2019], ISBN 978-3-648-12473-4, S. 115–144.
  4. Fritz Machlup: The production and distribution of knowledge in the United States, Princeton University Press, Princeton 1962, S. ?