Ich, Don Giovanni

Film von Carlos Saura (2009)

Ich, Don Giovanni (Originaltitel: Io, Don Giovanni) ist ein spanisch-italienischer Spielfilm von Carlos Saura über den Librettisten Lorenzo Da Ponte aus dem Jahr 2009.

Film
Titel Ich, Don Giovanni
Originaltitel Io, Don Giovanni
Produktionsland Spanien, Italien
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 2009
Länge Originalfassung: 127 Minuten
Deutsche Synchronfassung: 89 Minuten
Stab
Regie Carlos Saura
Drehbuch Carlos Saura
Raffaello Uboldi
Alessandro Vallini
Produktion Andrea Occhipinti
Igor Uboldi
Andrés Vicente Gómez
Kamera Vittorio Storaro
Schnitt Julia Juaniz
Besetzung
Synchronisation

Handlung Bearbeiten

Venedig 1763: Lorenzo Da Ponte konvertiert zum Christentum, er wird Priester, ist Freimaurer sowie mit Casanova bekannt. Beim Glücksspiel im Casino lernt Da Ponte einen wohlhabenden Venezianer kennen, der ihm seine Tochter (Annetta) zur Frau überlassen will. Wegen des Verfassens freidenkerischer Schriften, Blasphemie und Konkubinats wird Lorenzo Da Ponte für 15 Jahre aus Venedig verbannt. Mit einem Empfehlungsschreiben Casanovas an Antonio Salieri ausgestattet, macht sich Da Ponte nach Wien auf, wo er 1781 eintrifft. Hier wird er bei Salieri vorstellig, um für diesen als Librettist arbeiten zu können. Joseph II. veranlasst, dass Da Ponte das Libretto für eine italienische Oper (Le Nozze di Figaro) Mozarts verfassen kann, die ein Erfolg wird. Der Kaiser lässt eine weitere Oper bei Mozart in Auftrag geben, für die Lorenzo Da Ponte das Libretto schreibt und sein eigenes Privatleben in die Geschichte einfließen lässt: Don Giovanni.

Annetta ist nach dem Tod ihres Vaters ebenfalls in Wien bei ihrer Tante wohnhaft. Sie nimmt Musikunterricht bei Mozart, über den sie Da Ponte wiedertrifft. Die deswegen eifersüchtige Opernsängerin Catarina Cavalieri erhält von Casanova eine Liste mit allen bisherigen Liebschaften Da Pontes, die sie Annetta zukommen lässt. Infolgedessen entfremdet sich Annetta von Lorenzo, erkennt aber durch die Oper Don Giovanni Parallelen zu Da Ponte und sich selbst, sodass beide wieder zueinanderfinden.

Hintergrund Bearbeiten

Im Februar 2006 kündigte Carlos Saura an, einen Film über Lorenzo Da Ponte drehen zu wollen, im Folgemonat wurden hierzu bereits 600.000 € von Eurimages bewilligt.[1] Der Film war ursprünglich als spanisch-italienisch-österreichische Koproduktion geplant, allerdings war die Produktion im Sommer 2006 nach dem Ausstieg der österreichischen Satel-Film wieder abgesagt worden. Daraufhin stieg Wega-Film bei diesem Projekt ein und im November 2006 konnten die Dreharbeiten im Filmstudio Ciudad de la Luz in Alicante beginnen, wo der venezianische Teil des Filmes gedreht wurde.[2][3][4]

Anschließend war geplant, die Dreharbeiten in Wien fortzusetzen, jedoch musste die Produktion auf Grund finanzieller Probleme des Produzenten Andrés Vicente Gómez pausieren. Infolgedessen zog sich Wega-Film ebenfalls aus der Beteiligung zurück. Im April 2008, nachdem der italienische Produzent Andrea Occhipinti in das Filmprojekt eingestiegen war, wurden die Dreharbeiten weitergeführt und hierzu in den Dinocittà-Studios Rom Wiener Kulissen errichtet. Auch wurden vorgesehene österreichische Schauspieler nunmehr durch Italienische ersetzt, so war unter anderem ursprünglich Florian Teichtmeister für die Rolle des Mozart vorgesehen.[2] Das italienische Kulturministerium sowie Rai Cinema beteiligten sich mit 1.800.000 € bzw. 1.200.000 € ebenfalls an der Produktion.[5]

Insbesondere bei den Außenkulissen, aber auch teilweise für Innenräume, wurde bewusst erkennbar auf sogenannte Translights gesetzt, also großformatige Fotografien von Fassaden, Wänden und Ähnlichem, die im Hintergrund aufgestellt werden.

Als Filmmusik fanden Werke Mozarts Verwendung, die vom italienischen Komponisten Nicola Tescari orchestriert und unter seiner Leitung eingespielt wurden.[6]

Die internationale Premiere des Films fand am 12. September 2009 auf dem Toronto Film Festival statt. Am 23. Oktober 2009 erschien Io, Don Giovanni in den italienischen Kinos, wo er bis zum 18. Februar 2010 zu sehen war. In diesem Zeitraum zählte er in Italien nur etwa 16.000 Zuschauer und spielte dort rund 78.000 € ein.[7][5]

Synchronisation Bearbeiten

Die deutschsprachige Synchronisation des Films, bei der dieser gekürzt wurde, entstand 2012 bei der FFS Film- & Fernseh-Synchron in München unter der Dialogregie Matthias von Stegmanns, der auch das Dialogbuch verfasste.[8]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Lorenzo Da Ponte Lorenzo Balducci Manuel Straube
Giacomo Casanova Tobias Moretti Tobias Moretti
Wolfgang Amadeus Mozart Lino Guanciale Tom Schimon
Antonio Salieri Ennio Fantastichini Pierre Peters-Arnolds
Adriana Ferrarese Ketevan Kemoklidze Stephanie Kellner
Catarina Cavalieri Cristina Giannelli Elisabeth Günther
Annetta dei Fiorini Emilia Verginelli Laura Maire
Annettas Vater Franco Interlenghi Hans-Rainer Müller
Kaiser Joseph II. Roberto Accornero Hans-Jürgen Stockerl
Don Giovanni Borja Quiza Matthias von Stegmann
Leporello Sergio Foresti Andreas Kohn
Komtur Carlo Lepore Matthias Kupfer
Constanze Mozart Francesca Inaudi Marianne Cum
Barbarigo Sebastiano Lo Monaco Martin Umbach
Francesca Elena Cucci Jasmin Jiwa
Graf Orsini-Rosenberg Achille Brugnini Matthias Rehrl
Zerlina Alessandra Marianelli Ilena Gwisdalla
Bischof Francesco Barilli Erich Ludwig
Signora dei Fiorini (Annettas Tante) Emiliana Franzone Eva-Maria Lahl
Tiepoletta Sylvia de Fanti Claudia Lössl
Lorenzo Da Ponte als Junge Sergi Roca Julian Rehrl
Dienstmädchen Adele Giulia Perelli Sabine Bohlmann
Annamaria Conegliano Anna Saura Claudia Schmidt
Spieler im Casino Javier Munzo Julian Manuel

Kritik Bearbeiten

Cinema urteilte: „Tolle Frisuren, berückende Kulissen, aber die Charakterzeichnungen dieser Spekulation wirken beflissen und akademisch, der Film kommt nicht in die Gänge. Saura schielt vergebens nach Fellinis Casanova oder Formans Amadeus.“[9]

Hollywoodreporter Kirk Honeycutt wertete, dass der Film zwar ein großartiges Konzept aufweise, sich auf Da Ponte zu konzentrieren, allerdings werde diese interessante Thematik sehr unbeholfen und wenig überzeugend inszeniert. Der Kameramann Vittorio Storaro habe jedoch hervorragende Arbeit geleistet.[10]

Die Fernsehzeitschrift Prisma kam zu der Wertung: „In schwelgerischen Bildern seines Kameramannes und dreifachen Oscar-Gewinners Vittorio Storaro [...] taucht Saura in das späte 18. Jahrhundert ein und zeigt die für Nicht-Opern-Fans mitunter etwas langatmig inszenierte Lebensgeschichte eines Mannes, der trotz seiner großen Erfolge nie so bekannt wurde wie der berühmte österreichische Komponist.“[11]

Oliver Armknecht von film-rezensionen.de meinte, der Film „steht im Schatten anderer Werke, kann sich aber zumindest rein optisch behaupten. Da Ponte tritt in seinem eigenen Biopic zuweilen hinter Mozart zurück, dank der prächtigen Ausstattung und der exzellenten Kameraarbeit ist es aber jeden Blick wert. Die Wertung setzt Kenntnisse der Oper und eine Vorliebe für Mozart voraus und muss andernfalls etwas nach unten korrigiert werden.“[12]

Der Deutsche Filmdienst schrieb: „Der ganz der Musik verpflichtete Film orientiert sich visuell an alten Gemälden, um die Verbindung von Kunst und Realität augenfällig zu machen. In der Darstellung der weltberühmten Oper beschränkt er sich auf Szenen von Proben und schafft so einen künstlerischen Freiraum für die Interaktion zwischen den Protagonisten.“[13]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nine titles with the stamp of Eurimages. Abgerufen am 22. März 2023 (englisch).
  2. a b Saura dreht Film über Mozart-Librettisten. Abgerufen am 22. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  3. Happy-End für "Io, Don Giovanni". Abgerufen am 22. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  4. I, Don Giovanni (2009), Filming Locations - IMDb. Abgerufen am 22. März 2023.
  5. a b Ministero per i Beni e le Attività Culturali (Hrsg.): Relazione attività anno 2009 della commissione per la Cinematografia. 2010, S. 45.
  6. I, Don Giovanni (2009), Full Cast & Crew - IMDb. Abgerufen am 23. März 2023.
  7. Ich, Don Giovanni (2009) - Informationen zur Veröffentlichung - IMDb. Abgerufen am 22. März 2023 (deutsch).
  8. Deutsche Synchronkartei | Filme | Ich, Don Giovanni. Abgerufen am 22. März 2023.
  9. Ich, Don Giovanni. In: cinema. Abgerufen am 22. März 2023.
  10. Kirk Honeycutt: I, Don Giovanni — Film Review. In: The Hollywood Reporter. 11. September 2009, abgerufen am 23. März 2023 (amerikanisches Englisch).
  11. Ich, Don Giovanni. In: prisma. Abgerufen am 22. März 2023.
  12. Filmkritik. In: film-rezensionen.de. Abgerufen am 19. Februar 2024.
  13. Ich, Don Giovanni. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 19. Februar 2024.