Hunsrück-Eifel-Kultur

regionale, eisenzeitliche Kulturgruppe in der Mittelrheinregion

Die Hunsrück-Eifel-Kultur ist eine regionale, eisenzeitliche Kulturgruppe in der Mittelrheinregion.

Überblick Bearbeiten

Die Hunsrück-Eifel-Kultur dauerte etwa vom Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. bis um 250 v. Chr. und kann mit der Späthallstattzeit (Ha D) sowie der Frühlatènezeit (Lt A und B) nach der süddeutschen Chronologie parallelisiert werden.

Der Begriff ‚Hunsrück-Eifel-Kultur‘ wurde 1914 durch Karl Schumacher geprägt.[1] Er ersetzte den im späten 19. Jahrhundert geprägten Terminus „Mehrener Typus“ der mittelrheinischen Hallstattkulturen.[2] Die Kultur und ihre Chronologie wurden vor allem anhand von Keramik aus Gräbern beschrieben.

Die Hunsrück-Eifel-Kultur wird grob in eine Ältere (HEK I) und eine Jüngere Hunsrück-Eifel-Kultur (HEK II) unterteilt, wobei die Ältere der Späthallstattzeit, die Jüngere der Frühlatènezeit entspricht. Der Übergang wird etwa um 480–470 v. Chr. angenommen. Feinere Untergliederungen gehen von drei Stufen der älteren und vier Stufen der jüngeren HEK aus.

Die ältere HEK entwickelte sich aus der vorangegangenen früheisenzeitlichen Laufelder Kultur und war bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. noch stark in spätbronzezeitlichen Traditionen verhaftet. In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. geriet die Region zunehmend unter den Einfluss der südlich angrenzenden Hallstattkultur und wurde gleichsam „hallstattisiert“. Die jüngere HEK ist dagegen klar von der Frühlatènekultur geprägt und kann als „keltisch“ bezeichnet werden.

Die Hunsrück-Eifel-Kultur gilt als relativ einheitliche Kultur, die sich ohne wesentliche Brüche über mehrere Jahrhunderte entwickelte. Die Mehrheit der Archäologen, die sich mit ihr befassten, vermutet deshalb, dass es weder zu wesentlicher Ein- noch Abwanderung von Bevölkerung kam. Die Träger der Hunsrück-Eifel-Kultur werden auch mit dem deutlich später schriftlich belegten keltischen Stamm der Treverer in Verbindung gebracht.

Es sind vergleichsweise sehr viele Gräberfelder und eine Reihe Siedlungen der Hunsrück-Eifel-Kultur bekannt, so dass von einer gegenüber anderen Regionen und Epochen hohen Bevölkerungsdichte ausgegangen wird.

Von besondere Bedeutung ist eine Reihe von „Prunkgräbern“, die ab etwa 500 v. Chr. angelegt wurde, und die ihren Höhepunkt Ende des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. fand. Einige dieser Gräber gehören zu den am besten ausgestatteten (mit Gold, importieren Bronzen, Wagen usw.) Gräbern der frühen Latènezeit und waren deshalb auch für die Untersuchung keltischer Kunststile von Bedeutung.

Einige Fundplätze liegen am oder unweit vom Keltenweg Nahe–Mosel.

Wichtige Fundplätze der Hunsrück-Eifel-Kultur Bearbeiten

Fundorte der nachfolgenden Trevererkultur Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Hans-Eckart Joachim: Die Hunsrück-Eifel-Kultur am Mittelrhein (= Bonner Jahrbücher. Beihefte. Bd. 29, ISSN 0067-4893). Böhlau, Köln u. a. 1968 (Zugleich: Freiburg (Breisgau), Universität, Dissertation, vom 29. Juli 1966).
  • Alfred Haffner: Die westliche Hunsrück-Eifel-Kultur (= Römisch-Germanische Forschungen. Band 36). 2 Teilbände, Walter de Gruyter, Berlin 1976, ISBN 3-11-004889-2 (zugleich Dissertation, Universität Saarbrücken 1967).
  • Rosemarie CordieHunsrück-Eifel-Kultur. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 15, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016649-6, S. 266–271.
  • Sabine Hornung: Die südöstliche Hunsrück-Eifel-Kultur. Studien zu Späthallstatt- und Frühlatènezeit in der deutschen Mittelgebirgsregion (= Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie. Bd. 153). 2 Bände. Habelt, Bonn 2008, ISBN 978-3-7749-3462-7.
  • Florian N. Schneider: Neue Studien zur Hunsrück-Eifel-Kultur (= Münchner Archäologische Forschungen Bd. 2). Verlag Marie Leidorf, Rahden (Westfalen) 2012, ISBN 978-3-86757-152-4 (Zugleich: München, Universität, Dissertation, 2008).

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Karl Schumacher: Gallische und germanische Stämme und Kulturen im Ober- und Mittelrheingebiet zur späteren Latènezeit, in: Prähistorische Zeitschrift 6 (1914) 230-292.
  2. Thomas Knopf: Kontinuität und Diskontinuität in der Archäologie, Waxmann, 2002, S. 38.
  3. Es handelt sich um rund fünfzig Urnen- und Körperbestattungen aus dem 10. bis 5. Jahrhundert v. Chr., die seit 2015 ausgegraben werden (C. A. Jost: Seltenes Schmuckstück der Hunsrück-Eifel-Kultur, in: Archäologie in Deutschland 1 (2016) 50–51).