Huaa...!

Gemälde von Franz Gertsch

Huaa...! ist ein fotorealistisches Gemälde des Schweizer Künstlers Franz Gertsch aus dem Jahr 1969.

Beschreibung Bearbeiten

Das querformatige Bild mit dem onomatopoetischen Titel und den Massen 170 × 261 cm wurde nach einer fotografischen Vorlage mit Dispersionsfarbe auf ungrundiertem Halbleinen gemalt.

Es zeigt einen von links nach rechts reitenden Offizier, der in der rechten Hand seinen gezückten Säbel fast senkrecht emporhält und mit der linken Hand die Zügel seines Schimmels führt. Er sitzt hoch aufgerichtet und zurückgebeugt, vielleicht auch demnächst zurücksinkend, mit erhobenem Kopf auf dem Pferd und scheint mit weit aufgerissenem Mund zu schreien. Offenbar ist er soeben von einer Kugel oder einer Waffe getroffen worden. Auch der Kopf des Pferdes ist hoch aufgerichtet, die Ohren aufgestellt, die Augen und das Maul aufgerissen.

Obwohl der Bildausschnitt nach unten nur bis zu den Oberschenkeln des Reiters bzw. zur Brust des Pferdes reicht, wird durch die Körperhaltung sowohl des Reiters als auch des Pferdes, durch die fliegenden Kopf- und Mähnenhaare sowie die Bewegungsunschärfe des in Gelbgrün gehaltenen Hintergrundes der Eindruck eines wilden Galopps erweckt. Die Oberkante des Bildes schneidet die Spitze des Säbels ab, die rechte Kante verläuft unmittelbar vor dem Maul des Tieres, die linke direkt hinter den Haarspitzen des helmlosen Reiters.

Durch dieses Zoomen entsteht eine einfache und dichte Komposition. Ein grüner Streifen im Hintergrund, der an der rechten Seite des Bildes etwas oberhalb der Mitte beginnt und schräg aufsteigend zur linken oberen Ecke verläuft, zeichnet die Linie nach, die durch den Pferde- und Menschenkopf gebildet wird und ihrerseits wieder in spitzem Winkel zu den etwa waagerecht verlaufenden Linien der Zügel und des Pferderückens liegt. Es ergibt sich damit eine keil- oder eher pfeilförmige Komposition, die die Bewegung von Pferd und Reiter nach rechts unterstreicht.

Obwohl der grüne Streifen, wie die Farbelemente des Hintergrundes insgesamt, keinen konkret erkennbaren Gegenstand wiedergibt, glaubt man im Hintergrund eine baumbestandene Landschaft erahnen zu können, die durch die gelben Flächen einen dramatischen Aspekt erhält. Die gelbe Farbe, die an Feuer, vielleicht auch an Mündungsfeuer und Pulverdampf erinnern kann, konzentriert sich unterhalb des Pferdekopfes und im oberen Teil der Bildmitte, bildet also ebenfalls einen von rechts unten nach links oben aufsteigenden Streifen.

Stellung im Gesamtwerk Bearbeiten

Gertschs Bild Huaa...! leitete die Wende zu seinen grellfarbigen fotorealistischen Arbeiten der 1970er Jahre ein. Angeblich war Gertsch die Erkenntnis, wie er fortan zu malen habe, während einer Besteigung des Monte Lema gekommen.[1][2]

 
Eine zeitgenössische Darstellung der Schlacht von Balaklawa von Richard Caton Woodville junior

Die wichtige Rolle dieses Schlüsselbildes in der Entwicklung seines Schaffens betonte Gertsch selbst, indem er dem Bild auch die Bezeichnung Werk Nr. 1 gab. Es setzt sich aber von späteren Gemälden dieser Phase wie etwa Medici oder Marina schminkt Luciano noch dadurch ab, dass Gertsch hier noch keine eigene Fotografie als Vorlage verwendete, sondern ein Film-Still aus einer Zeitschrift übernahm. Das Bild entstammte dem Antikriegsfilm The Charge of the Light Brigade,[3] der die Schlacht von Balaklawa im Jahr 1854 thematisierte. Mit dem Thema Krieg setzte sich auch noch das wenig später entstandene Bild Vietnam auseinander.

Später fotografierte Gertsch seine Vorlagen selbst, etwa den Kreis um Luciano Castelli. Die Bilder wurden auf die Leinwand projiziert und dann in pointillistischer Manier mit Farbe ausgeführt.

Huaa...! befindet sich bis heute im Besitz des Künstlers und gehört zum Bestand des Franz-Gertsch-Museums. Im Zuge der Retrospektiven anlässlich des 75. Geburtstags des Malers wurde es jedoch auch an verschiedenen anderen Orten gezeigt.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jan-Geertgen Philipp Meurer: Natur im Bewusstsein der Differenz: Franz Gertsch und Caspar David Friedrich. LIT Verlag, Münster 2012, S. 90 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 12. Februar 2017]).
  2. «Das ist fast ein Selbstbildnis, was ich hier mache». In: Tages-Anzeiger. 15. April 2010, abgerufen am 12. Februar 2017.
  3. Faryal Mirza: Projecting a global image of success. In: Swissinfo. 30. November 2007, abgerufen am 12. Februar 2017 (englisch).