Hoverbeck (Adelsgeschlecht)

Adelsgeschlecht

Hoverbeck auch Freiherrn Hoverbeck genannt von Schoenaich ist der Name eines ursprünglich aus Brabant stammenden Adelsgeschlechts, das in Preußen zu einigem Ansehen gelangte.

Stammwappen derer von Hoverbeck (d’Overbeke; van Overbeke (van der Walle))

Geschichte Bearbeiten

 
Willem van Overbeke
(urk. 1474–† 1529)

Die Familie entlehnt ihren Namen von dem Ort Overbeke[1] und beginnt ihre Stammreihe mit Seigneur Gautier d’Overbeke (Walter van Overbeke; 1435–1476). Der Sohn des Jean van Overbeke und der Martine van den Steen, Jean van Overbeke, starb 1458 in Termonde.[2] Aus Jeans Ehe mit Elisabeth de Zutter (Suttere) stammte Willem van Overbeke (Guillaume d’Overbeke; † 13. Februar 1529) der 1474 Sekretär des Burgunderherzogs Karls des Kühnen und 1496 von dessen Enkel Philipps des Schönen war. Willem van Overbeke, der auch das Amt des Sekretärs des Großen Rates von Mechelen bekleidete, heiratete am 5. Februar 1478 Johanna de Keysere (Jeanne de Keijsere; † 5. Juli 1517), Tochter des Jean de Keijsere und der Catherine Everaerts. Die Braut war die Enkelin des Jonkheers Josse de Keijser (Joos de Keijser(e);[3] † 13. August 1443; urkundlich 1430 Lehnsmann zu Opwijk)[4] und der Avezoete van Nieuwenhove († vor 1477 in Brüssel)[2][5] aus einem bereits 1310 in Opwijk bezeugten Geschlecht.[6] Willem van Overbeke († 1529) war nach der Inschrift des Grabmals seines gleichnamigen Enkels auch Gesandter Karls des Kühnen bei König Ferdinand von Aragón. Der Enkel Willem van Overbeke († 1581) bekleidete gleichfalls das Amt des Sekretärs des Großen Rates von Mechelen und war Seigneur von Damme.[2]

Jean van Overbekes gleichnamiger Sohn war procureur au conseil de Flandre. Er erhielt am 12. März 1502 von Jean van den Walle ein Lehen zu Astene bei Peteghem.[2]

 
Herrenhaus zu Barranowen (1938–45 war das Dorf Baranowo in Hoverbeck umbenannt)

Johann von Hoverbeck[7] soll 1570 aus Glaubensgründen aus Flandern nach Aleksandrowice bei Krakau eingewandert sein, das ein Zentrum des Protestantismus war. Sein Enkel Johann von Hoverbeck (1606–1682), der nach polnischem Hofdienst seit 1631 in kurbrandenburgischen Diensten stand, erhielt 1640, nachdem er bereits 1639 das preußische Indigenat erhalten hat, als Anerkennung seiner Verdienste das 81 Hufen große Gut Barranowen, im Amt Rhein gelegen, zunächst als Lehen. 1658 erfolgte dann durch Kurfürst Wilhelm von Brandenburg die Überschreibung als Eigentum.[8] 1663 wurde er von Kaiser Leopold I. in den erblichen Reichsfreiherrnstand gehoben, auch war er zuletzt belehnt mit dem Titel des Erbtruchsessen der Kurmark.[9] Sein Sohn Freiherr Johann Dietrich von Hoverbeck (1652–1714) wiederum, nahm als kurbrandenburgischer Diplomat 1677/1778 an den Friedensverhandlungen in Nymwegen teil und späterhin kurbrandenburgischer Gesandter in Dänemark und in Polen, sowie zuletzt Hofrichter in Königsberg.

Die Brüder Freiherr Reinhold Friedrich von Hoverbeck (1720–1770) und Freiherr Christoph Ernst von Hoverbeck (1725–1781) dienten als Generale in der Preußischen Armee.

Durch Adoption ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts die freiherrliche Familie von Hoverbeck genannt von Schoenaich entstanden. Für den Neffen und Adoptivsohn der in drei Ehen kinderlos gebliebenen Herrin und letzten Angehörigen des Zweiges ihrer Familie auf Karnitten, Witwe Sophie Charlotte Freifrau Schoultz von Ascheraden geborene von Schoenaich (1725–1807), Freiherr Samuel Johann Dietrich Freiherr von Hoverbeck genannt von Schoenaich (1762–1809), Landschaftsdirektor der Landschaft zu Mohrungen, kam es 1802 in Berlin zur königlich preußischen Namen- und Wappenvereinigung. Sein Sohn Freiherr Eduard von Hoverbeck-Schönaich (1799–1856) war 1836 Landschaftsrat und Majoratsherr auf Gut Klein-Tromnau im Regierungsbezirk Marienwerder. Zu des letztgenannten Enkeln gehörten u. a. die Brüder Freiherr Alfred von Schoenaich (1860–1951), welcher 1903–1918 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses war, Freiherr Andreas von Schoenaich (1863–1918), welcher preußischer Oberst war und seit 1907 militärhistorisch publizierte,[10] sowie Paul von Schoenaich (1866–1954), Generalmajor außer Dienst, war Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft.

Freiherr Samuel Johann Dietrich von Hoverbeck genannt von Schoenaich (1762–1809) war Direktor der Landschaft zu Mohrungen[11] und Freiherr Leopold von Hoverbeck (1822–1875), ebenfalls Landschaftsdirektor zu Mohrungen, war 1859–1870 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, von 1867 bis 1870 Abgeordneter im Reichstag des Norddeutschen Bundes sowie 1871–1874 Führer der Fortschrittsfraktion im Reichstag.

Angehörige Bearbeiten

Wappen Bearbeiten

 
Wappen derer von Hoverbeck (seit um 1520: vereinigt aus Overbeke und de Baenst)

Das Stammwappen der van Overbeke (d’Overbeke, von Hoverbeck) zeigt in Silber einen schwarzen Sparren begleitet von drei (2:1) schwarzen Merletten. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken wachsen zwei abgewendete silberne Bären- oder Windhundsrümpfe (zuweilen auch eher als Wolfsrümpfe dargestellt).[12]

Das Wappen der Freiherren von Hoverbeck genannt von Schoenaich zeigt im Diplom des Jahres 1802 einen gespaltenen Schild; die rechte Hälfte ist geviert: in den Feldern 1 und 4 in Silber ein schwarzer Sparren, begleitet von drei (2:1) schwarzen Merletten (Stammwappen); in den Feldern 2 und 3 in Schwarz ein silberner Balken, oben begleitet von drei silbernen Merletten nebeneinander (Wappen de Baenst); in der linken Hälfte ist oben im goldenen Felde der schönaichische Eichenkranz, unten in Rot ein schreitender gekrönter goldener Löwe mit Schwert in der rechten Vorderpranke (aus dem (gemehrten) schoenaichischen Wappen). Der Schild ist von drei Helmen bedeckt; aus der Helmkrone des ersten mit schwarz-silbernen Decken wächst die Stammwappenhelmzier; die Krone des mittleren mit grün-goldenen Decken ist mit dem schönaichschen Eichenkranz bestückt; aus der Krone des dritten Helmes mit rot-goldenen Decken wächst ein gekrümmter, schwarz geschienter Schwertarm.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hoverbeck (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Familie Overbeeke (Memento des Originals vom 1. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.familieoverbeek.nl (flämisch)
  2. a b c d Sceaux armoríes des Pays-Bas et des pays avoisinants, S. 89
  3. Stamboom Van der Straeten » Jonkheer Joos de Keijsere; Voorouderlijst De Keijsere Daneel
  4. Kwartierstaat Lin, Sam en Gil Ingelaere » Joos de Keijser (Memento des Originals vom 19. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.genealogieonline.nl
  5. Gegen Ende der 1480er Jahre beauftragte das Ehepaar einen unbekannten Künstler, das in ihrem Besitz befindliche, um 1479 entstandene Marienbild des Hugo van der Goes zu einem kleinen Klappaltar zu erweitern. Das Triptychon befindet sich im Frankfurter Städel Museum.
  6. Stamboom Van der Straeten » Avezoete van den Nieuwenhove; Stamboom Van der Straeten » Margriet van den Nieuwenhove
  7. Die Namensform mit "H" findet sich bereits in der Stammheimat, in der Karmeliterkirche in Gent am Grabmal der am 3. Oktober 1562 verstorbenen Marie van de Fonteyne, weduwe van [Witwe des] Adriaen van Hovebeke [resp. Adriaen van Overbeke]
  8. Baranowen im Heimatbrief Kreis Sensburg 54/2009
  9. Peter Bahl: Der Hof des Grossen Kurfürsten: Studien zur hoheren Amtsträgerschaft. 2001, S. 174
  10. Otto zu Stolberg-Wernigerode: Neue Deutsche Biographie. Band 23, Berlin 2007, S. 381.
  11. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S. 442 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  12. Koninklijke Bibliotheek von Brussel, FH.II.6567: Armorial Lyncenich (Wappenbuch von ca. 1445), Nr. 2705 (Overbeke). Daneben gibt auch andere historische Overbeke-Wappen: Im Wappenbuch im Rijksarchief van Gent, fonds d’Udekem-d’Acoz, Nr. 4500 (→ Francis Goole, Wapenboek van Brabant, Hassel 1971, S. 49) resp. Armorial Gorrevod "Codex 148" or CODEX CXLVIII (Cfr.Gorrevod, B.R. Ms. II 6563) befindet sich auch eine Wappendarstellung Overbeke Wespelaer: in Blau ein goldenes Schildhaupt, darin ein schreitender, schwarze Löwe. Auf dem Helm mit Turnierhut der Löwe zwischen einem goldenen Flug ( gleiche Abbildung (Memento des Originals vom 3. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kbr.be). Das dieses Wappen führende Geschlecht (dem Cole -in der Siegelumschrift Claes (= Nicolaus)- van Overbeke angehörte) wird offenbar von dem hier behandelten unterschieden. → Sceaux armoríes des Pays-Bas et des pays avoisinants, S. 88. Ein weiteres Wappen: In Gold ein geschachtes Schrägkreuz von Silber und Schwarz (für Matteis van Overbeke, im Armorial Gorrevod, ca. 1450, Koninklijke Bibliotheek von Brussel, FH.II.6563 → Paul Adam, Frédéric Colon, Armoiries brabancones médiévales, d’après des sources inédites, in: Brabantica IV und V, Brussel, 1959, 1960, S. 117).