Holocaust-Gedenkzentrum Babyn Jar

Forschungseinrichtung in der Ukraine

Das Holocaust-Gedenkzentrum Babyn Jar (ukrainisch Меморіальний центр Голокосту Бабин Яр, wiss. Transliteration Memorialʹnyj centr Holokostu Babyn Jar), offiziell: Stiftung und Holocaust-Gedenkzentrum Babyn Jar, ist eine Bildungseinrichtung, welche die Erschießungen von Babyn Jar im September 1941 dokumentiert, erklärt und die Erinnerung an den Holocaust in Osteuropa wachhalten soll. Am 29. September 2016 initiierte der damalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko gemeinsam mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Sponsoren die Einrichtung des ersten Holocaust-Gedenkzentrums Babyn Jar, das bis 2025 in Kiew entstehen soll.

Foto vom 29. September 2016
Gedenkstein mit englischer Inschrift

Umstrittenes Gedenken Bearbeiten

Das Gedenken an die große Anzahl speziell jüdischer Opfer wurde nach dem Krieg lange Zeit verdrängt und die Ermordeten als „friedliche sowjetische Bürger“ bezeichnet. Bis in die jüngste Zeit ist es in der Ukraine umstritten, wie der Opfer von Babyn Jar angemessen gedacht werden kann.

Ein Plan für einen Kulturkomplex mit Memorial-Museum wurde 2011 vom Joint Distribution Committee initiiert, das auch die Finanzierung sichern wollte.[1] Das Vorhaben umfasste ein Museum, dazu Konferenzzimmer, ein Theater und ein Cafe und blieb umstritten; das Museum wurde nicht errichtet.[2]

Ein anderes Vorhaben, das Babyn Yar Holocaust Memorial Center, ging von einer privaten Initiative aus, die vom Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko und dem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj unterstützt wurde. Es war erklärtes Ziel, eine „dediziert nationale Sicht auf die Geschichte der Ukraine“ zu verbreiten.[3] Einwände wurden wegen der Beteiligung russischer Oligarchen erhoben. Die Kritik zielte aber auch auf den Ansatz des künstlerischen Leiters, die Morde den Besuchern effektheischend erfahrbar zu machen. Zudem wären die nicht-jüdischen Opfer nicht genügend berücksichtigt. Die Debatten darüber, wie man der Juden Kiews und den anderen Opfern der NS-Massengewalt gedenken soll, waren 2022 noch nicht abgeschlossen.[4]

Beim russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wurde der nahegelegene Fernsehturm Kiew am 1. März mit Raketen angegriffen, was fünf Todesopfer forderte. Dabei wurde auch ein Gebäude in unmittelbarer Nähe getroffen, das später Teil der Gedenkstätte werden sollte.[5]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Holocaust-Gedenkzentrum Babyn Jar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Franziska Davies, Ekaterina Makhotina: Offene Wunden Osteuropas. Reise zu den Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs. Darmstadt 2022, ISBN 9783806244328, S. 116.
  2. Franziska Davies, Ekaterina Makhotina: Offene Wunden Osteuropas. Reise zu den Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs. Darmstadt 2022, ISBN 9783806244328, S. 116.
  3. Franziska Davies, Ekaterina Makhotina: Offene Wunden Osteuropas. Reise zu den Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs. Darmstadt 2022, ISBN 9783806244328, S. 117
  4. Franziska Davies, Ekaterina Makhotina: Offene Wunden Osteuropas. Reise zu den Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs. Darmstadt 2022, ISBN 9783806244328, S. 117.
  5. Kiew: Russischer Raketenangriff nahe Holocaust-Gedenkstätte. In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 2. März 2022, abgerufen am 2. März 2022