Hohe Sonne

Stadtteil von Eisenach

Die Hohe Sonne ist eine Waldsiedlung der Wartburgstadt Eisenach im Wartburgkreis in Thüringen. Die Hohe Sonne besteht heute aus der ruinösen Bausubstanz des Jagdschlosses Hohe Sonne, dem angrenzenden Rastplatz mit Parkplatz an der Bundesstraße 19, einem Wohnhaus und zwei für Post- und Telekommunikationszwecke errichteten Sendemasten.

Hohe Sonne
Stadt Eisenach
Koordinaten: 50° 56′ N, 10° 19′ OKoordinaten: 50° 55′ 54″ N, 10° 19′ 7″ O
Höhe: 434 m
Einwohner: 2
Postleitzahl: 99817
Vorwahl: 03691
Schlossruine und ein Antennenmast am Rennsteig
Schlossruine und ein Antennenmast am Rennsteig

Lage Bearbeiten

Das heute als Hohe Sonne bekannte Gebäudeensemble befindet sich am Rennsteig, etwa sechs Kilometer südlich der Wartburgstadt Eisenach an der Bundesstraße 19. Höchste Erhebung des Ortes ist der Gickelhahn (461 m ü. NN); der nahe Hirschstein (463,3 m ü. NN) und der südwestlich vom Schloss befindliche Karthäuserberg (423,8 m ü. NN) gehören zur Gemeinde Gerstungen. Die geographische Höhe des Ortes beträgt 434 m ü. NN.[1] Rund um die Hohe Sonne erstreckt sich das 2015 ausgewiesene Naturschutzgebiet Wälder mit Schluchten zwischen Wartburg und Hohe Sonne.

Geschichte Bearbeiten

Unweit des Schlosses trifft man im Gelände auf zahlreiche Hohlwege als Zeugen der einst als Nürnberger Straße bezeichneten Altstraße. Die Passhöhe dieses viel benutzten Verkehrsweges wurde Hohes Kreuz bezeichnet. Ob ein Gipfelkreuz an dieser Stelle vorhanden war bleibt spekulativ, da schriftliche Erwähnungen aus vorreformatorischer Zeit fehlen.[2] Die waldreiche Umgebung in Sichtweite der Wartburg war immer ein beliebtes Jagdrevier des sächsischen Hochadels. Das um 1483 errichtete Steinkreuz Wilde Sau erinnert an den tragischen Verlauf einer Wildschweinjagd, bei der ein herzoglicher Hofbeamter bei einem Jagdunfall den Tod fand.[2][3] Die Jagdleidenschaft des Eisenacher Herzogs Ernst August I. hatte zunächst die Errichtung eines Blockhauses als Jagdhütte zur Folge, diese wurde schon 1741–1746 durch das vom Landbaumeister Gottfried Heinrich Krohne errichtete Jagdschloss ersetzt. Der Forstort Hohe Sonne gehörte noch vor dem Ersten Weltkrieg zur Gemeinde Mosbach, die 1906 den Bau einer Gastwirtschaft genehmigte. Der umgebende Wald war dagegen zum größeren Teil großherzoglicher Besitz, dann Staatswald. Gegenwärtig stoßen genau am Schloss die Gemarkungen von Eisenach (im Norden), Mosbach (im Osten) Eckardtshausen (Süden) und Wolfsburg-Unkeroda (Westen) aufeinander.

Der heute als „Schloss“ bekannte Bau mit dem kleinen Türmchen war zuletzt in den 1980er Jahren als Hotel und Ausflugsgaststätte genutzt, wurde aber schon ab 1985 wegen nicht zu behebender Bauschäden geschlossen. Gebäude und Grundstück sind heute im Privatbesitz und unzugänglich. Appelle von Bürgerinitiativen, Vereinen und der Stadtverwaltung, den unter Denkmalschutz stehenden Bau zu retten, blieben bis 2012 folgenlos. Abgelehnt wurde das Ansinnen eines Schweizer Interessenten, das ehemalige Jagdschloss abzureißen und stattdessen einen postmodernen Bau aus Glas und Stahl zu errichten. Seit 2012 gibt es einen holländischen Investor, der die marode Anlage wieder herrichten und zu einer Wanderherberge machen will.[4]

Neben dem Schlossgebäude, einem relativ kleinen, dreigeschossigen Haupthaus mit Mansarddach, berichten zeitgenössischen Schilderungen und Abbildungen auch über Wirtschaftsgebäude, Stallungen und Unterkünfte für das Gesinde. Die meisten dieser Gebäude waren als Fachwerkgebäude mit außen vorgeblendeter Bretterverschalung – zum Wetter- und Regenschutz – entstanden.[5] Das Schloss gehört zu jenen Bauten, mit denen die Herzöge von Sachsen-Eisenach um ihre Residenzstadt ein Netz von Trabanten errichteten. Herzog Ernst August I. war es, der alle Bauten der Eisenacher Herzöge umgestalten ließ.[6]

Tourismus Bearbeiten

Die Hohe Sonne ist Ausgangspunkt für Wanderungen in die Drachenschlucht. Zu DDR-Zeiten, als das Betreten des Grenzgebietes nicht möglich war, begannen hier alle Rennsteigwanderungen sowie bis 2001 der GutsMuths-Rennsteiglauf. Weiterhin endet hier der vom Edersee kommende Lulluspfad X 16.

Auch der Internationale Bergwanderweg der Freundschaft Eisenach–Budapest führt an der Hohen Sonne vorbei.

Literatur Bearbeiten

Eberhart Matthes: Aus der Geschichte der Stadt und des Kreises Eisenach, in: Eisenacher Schriften zur Heimatkunde. Heft 4. Eisenach 1979 S. 76.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hohe Sonne (Eisenach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Amtliche topographische Karten Thüringen 1:10.000. Wartburgkreis, LK Gotha, Kreisfreie Stadt Eisenach. In: Thüringer Landesvermessungsamt (Hrsg.): CD-ROM Reihe Top10. CD 2. Erfurt 1999.
  2. a b Erwin Riske: Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach. In: Eisenacher Schriften zur Heimatkunde. Heft 14. Eisenach 1981.
  3. Riske erwähnt dazu: Anno 1483 im Jahr der Geburth Luthers ist ein Weimarischer Bedienter bey Eisenach auf dem Wald auf der Jagd mit einem fangspieß erstoch word von s. diener, am steinern † stehet: 1483. Balthaßer Rodecher. dran steht die Sau u dabey der Mann u. d. Knecht.
  4. Norman Meißner: Hoffnung keimt für „Hohe Sonne“. Das Jagdschloss soll zu einer Wanderherberge werden. Thüringische Landeszeitung, 16. August 2012
  5. Lotar Köllner Das Ruhlaer Häuschen. (Geschichte eines verschwundenen Ruhlaer Jagdschlosses am Rennsteig). In: Heimatblätter, EP-Report 2 Marburg 1992 S. 108 f.
  6. Heiko Laß: Jagd- und Lustschlösser des 17. und 18. Jahrhunderts in Thüringen. Michael Imhof Verlag, 2006, ISBN 3-86568-092-5, S. 297