Hiskija

König von Juda als Nachfolger seines Vaters Ahas
(Weitergeleitet von Hiskia)

Hiskija (auch Ezechias, Hiskia oder Hiskias; hebräisch חזקיהו Ḥisqijahu; * um 750 v. Chr.; † 696 v. Chr.) war von 725 v. Chr. bis 696 v. Chr. König von Juda als Nachfolger seines Vaters Ahas. Nach der Bibel (2 Kön 18,2 EU und 2 Chr 29,1 EU) wurde er mit 25 Jahren König und regierte 29 Jahre. Er war in seinem sechsten Regierungsjahr, als Samaria von den Assyrern eingenommen wurde (Vgl. 2 Kön 18,10 EU).[1]

Niederlage Sanheribs vor Jerusalem (nach biblischer Überlieferung), Peter Paul Rubens, 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts

Geschichte Bearbeiten

Hiskija hat die Eroberung des Nordreiches Israel durch die Assyrer 722 v. Chr. miterlebt. Auch das Südreich Juda, mittlerweile ein Vasall Assurs, stand in Gefahr, von den Assyrern erobert zu werden. Er ließ Jerusalems Stadtmauern verstärken. Ob der 500 m lange sogenannte Hiskija-Tunnel unter Hiskija erbaut wurde, bleibt unklar, da eine nicht vollständig erhaltene Inschrift darüber nichts besagt. Der Tunnel leitete die vor der Stadt liegende Gihon-Quelle in den innerhalb der Mauern gelegenen Teich von Siloah, um für den Fall einer Belagerung die Wasserversorgung Jerusalems sicherzustellen.

Biblische Überlieferung Bearbeiten

Die Rettung vor Assyrischer Eroberung Bearbeiten

In der biblischen Erzählung bat Hiskija seinen Gott JHWH um Beistand. Diese Bitte erhörend, wurde ein Engel entsandt, um in einer Nacht 185.000 Soldaten Assurs zu erschlagen (Jes 37,36 EU). Sanherib, der assyrische König, musste die Belagerung Jerusalems abbrechen lassen. Auf Grund dieser Niederlage wurde der nach Assyrien zurückgekehrte Sanherib von zwei Söhnen ermordet. Die biblische Version wird mit Herodots Bericht in Verbindung gebracht, der eine Mäuseplage für den Tod der 185.000 Soldaten verantwortlich machte. Manche moderne Autoren sehen in diesem Bericht einen Hinweis auf eine Seuche.

Kultreform Hiskijas Bearbeiten

Der Fall Samarias 722 v. Chr. hatte zur Folge, dass Tausende Israeliten vom Nordreich in Richtung Juda flohen. Besonders unter dem Einfluss des Schülerkreises des israelitischen Propheten Hosea hat die Diskussion der Gründe dieser politischen Katastrophe in Juda zu sozialen und religiösen Reformen geführt.

Erzählt wird in 2 Kön 18,4 EU über die Kultreform Hiskijas, bei denen Kulthöhen (meist erhöhte Kultstätten (Höhenheiligtum[2][3])) abgeschafft und Mazzeben (Steinmäler) und Ascheren (Kultpfähle) zerstört worden seien. Sogar die auf Mose zurückzuführende eherne Schlange Neḥuschtan (Num 21, 4–9 EU) sei zerschlagen wurden. Damit wird allein dem Kult JHWHs im Zentralheiligtum zu Jerusalem Platz eingeräumt.

Neben den in der Bibel genannten kultischen werden darüber hinausgehende soziale und theologische Reformen im 2. Buch Mose (Ex 20,23 – 23,19 EU) erwähnt. Auch wenn im 2. Buch der Könige nicht erwähnt, ist das Bundesbuch als Basis der hiskijanischen Reform anzusehen. Diese Reform, welche die alleinige Verehrung JHWHs in den Mittelpunkt rückte, wurde jedoch mit dem Sohn und Nachfolger Hiskijas, Manasse, wieder abgeschafft (2 Kön 21 EU).

Hiskijas Krankheit Bearbeiten

 
Gesang des Hiskija in den Très Riches Heures

Gemäß dem Tanach wurde Hiskija durch JHWH (Jes 38 EU) von einer gefährlichen Krankheit (Geschwür oder Entzündung) geheilt, wobei als Vermittler der Prophet Jesaja eine wichtige Rolle spielte.

Hiskijas Tod Bearbeiten

Hiskija starb 697 v. Chr. und hinterließ den Thron dem zwölfjährigen Sohn Manasse.

Historische Angaben Bearbeiten

Sanheribs 3. Feldzug Bearbeiten

701 v. Chr. wagte Hiskija im Bund mit Askalon und im Vertrauen auf ägyptische Hilfe den Aufstand gegen Assyrien, was Sanherib veranlasste, während seines dritten Feldzugs in die Region Jerusalem zu marschieren, wobei 46 befestigte Städte Judas eingenommen und Jerusalem belagert wurde.[4] Sein Bericht des Feldzuges ist auf dem Taylor-Prisma erhalten:

„... Wie ein Vogel im Käfig war Hiskija in seiner königlichen Residenz eingeschlossen. Schanzen warf ich gegen ihn auf, und das Hinausgehen aus seinem Stadttor machte ich unmöglich … Ich trieb fort 200.150 Menschen, Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, unzähliges großes und kleines Vieh … Seine befestigten Städte händigte ich Mitinti von Asdod, Padi von Ekron und Zilbel von Gaza aus.“

Sanherib[5]

Folgen des Aufstands Bearbeiten

Es erfolgte anschließend neben der Deportation nach Assyrien der Abtransport von 30 Talenten Gold und 800 Talenten Silber.[6] Der befreite König Padi aus Ekron wurde wieder in sein Amt eingesetzt. Von diesem Feldzug berichtet ein Wandrelief, das im Palast von Ninive gefunden wurde und heute im Britischen Museum in London ausgestellt ist. Sanherib starb 681 v. Chr., 20 Jahre nach diesem Feldzug. Der Bericht von Herodot bezieht sich auf den Feldzug Sanheribs gegen den ägyptischen Pharao Schabataka, bei welchem der Angriff auf Ägypten von Sanherib plötzlich abgebrochen werden musste.

Archäologie Bearbeiten

Archäologisch ließen sich in den für Hiskija wirtschaftlich wichtigen Orten Grabungsschichten aus der Zeit des Feldzugs nachweisen. So wurden z. B. in Lachisch durch den Archäologen David Ussishkin Reste des assyrischen Rampenbollwerks sowie Zeugnisse gefunden, die eine Zerstörung der Stadt dokumentieren.[7] Des Weiteren wird der biblische Bericht über die wirtschaftliche Entwicklung Judas sowie die Kultreform Hiskijas durch die Archäologie gestützt. Die Assyrer deportierten nach 722 v. Chr. wohl vor allem die Oberschicht im nördlichen Israel. Umfassende archäologische Surveys der letzten Jahre ergaben, dass die überwiegende Mehrzahl der ländlichen Bevölkerung in den Dörfern sesshaft geblieben zu sein scheint. Nur im Süden des Nordreiches, hauptsächlich auf dem Gebiet des Stammes Benjamin, nahm die Bevölkerung und die Zahl der Dörfer nun rapide ab. Die Assyrer bemühten sich hier in der Folge fremde Bewohner anzusiedeln, wohl vorwiegend aus der Gegend um Babylon, die hier eine bedeutende Olivenölproduktion betrieben. Sie schufen damit eine Pufferzone zum erstarkenden Südreich.

Die Zahl der Dörfer und Bewohner Judas und Jerusalems nahm nun schlagartig zu. In vielen Provinzorten, wie Lachisch, der Festung Arad, die nun massiv ausgebaut wurde, und Be’er Scheva, fand man Tempel oder Altarreste, die entweder rituell vergraben oder verbaut wurden, jedenfalls offenbar ihres kultischen Zweckes enthoben. Gleichzeitig wurde in Jerusalem massiv die Schriftkultur, die vorher in der Region nur am Hofe in Samaria ausgeprägt war, entwickelt, verbunden mit der konsequenten Einführung von standardisierten Siegeln, Steingewichten, Vorratskrügen der königlichen Wirtschaft. Im Dezember 2015 wurde berichtet, dass ein Siegelabdruck des Königs bei Grabungen in Jerusalem entdeckt worden sei.[8] Ausführlich wird der Siegelabdruck, die Fundsituation und weitere Hiskia-Siegelabdrücke im Grabungsbericht von Eilat Mazar[9] und auf Deutsch bei Andreas Späth / Peter van der Veen[10] beschrieben und diskutiert.

Aufwändig gestaltete Familien- und Felskammergräber an den steilen Hängen östlich und südlich Jerusalems sowie die Felskammern ein paar hundert Meter nördlich der Stadt trugen nun Inschriften. Markant ist aber vor allem die hebräische Inschrift des Hiskija-Tunnels, die 1880 entdeckt wurde. Hiskijas Reform scheint vor allem eine politische gewesen zu sein, er bemühte sich wohl, durch den einheitlichen Kult und eine gemeinsame Tradition die saulschen Überlieferungen mit der Davidischen Tradition des Südens zu verschmelzen.

Liturgische Rezeption Bearbeiten

Das Canticum Ezechiae, Lied des Hiskija aus Jes 38,9–20 EU, ist Bestandteil der Laudes im Totenoffizium und findet sich daher in allen Stundenbüchern.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hiskija – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Raik Heckl: Hiskia. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 12. November 2023.
  2. Richard E. Friedman: Wer schrieb die Bibel? So entstand das Alte Testament. Anaconda, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-144-3, S. 118–126
  3. Corinna Körting: Der Schall des Schofar: Israels Feste Im Herbst (= Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft; Bd. 285). De Gruyter, Berlin / New York 1999, ISBN 3-11-016636-4, S. 79.
  4. https://www.theologische-links.de/downloads/archaeologie/taylor_prisma_ninive.html
  5. Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band 1/Alte Folge Sanheribs 3. Feldzug, S. 391f.
  6. „Nach biblischem Bericht 300 Zentner Silber und 30 Zentner Gold, vgl. 2 Kön 18,14b EU. Sogar die von Hiskia erst mit Gold überzogenen Türen des Tempels müssen ihrer Pracht entkleidet werden, um die Gier Sanheribs zu befriedigen, vgl. 2 Kön 18,16 EU. Sanheribs Bericht (Chicago-Taylor-Tonprismen) ist deutlich ausführlicher. Das ist verständlich, weil er neben dem Tribut Hiskias noch die Ergebnisse der Plünderungen in ganz Juda zur Beute zählt. So nennt er neben den 30 Zentnern Gold gar 800 Zentner Silber, Antimonpaste, große Gesteinsblöcke, Elfenbeinbetten, mit Elfenbein verkleidete Lehnstühle, Elefantenhaut, Elfenbein, Ebenholz, Wacholderholz und zahlreiche weitere Wertgegenstände; vgl. M. Weippert: Historisches Textbuch zum Alten Testament, in: Grundrisse zum Alten Testament, Band 10, hrsg. von H. Spiekermann und R. G. Kratz, Göttingen 2010, S. 333. Letztere werden auf dem Rassam-Zylinder näher beschrieben: Gewänder ‚aus buntem Leinenstoff, blauer und roter Purpurwolle, bronzenen, eisernen, kupfernen, zinnenen Geräten, Eisen, Streitwagen, Schleudern, Lanzen, Panzerhemden, Dolchen, Gürteln, Bogen, Pfeilen, (anderen) Waffen, Kriegsgerät in unzählbarer Menge.‘ M. Weippert, Historisches Textbuch, S. 333, FN 55. Daneben werden auf den Chicago-Taylor-Prismen noch 200.150 Menschen, darunter Hiskias Töchter, Palastfrauen und Sängerinnen, zur Beute gezählt. Auch von Vieh ‚ohne Zahl‘ ist detailliert die Rede. M. Weippert, Historisches Textbuch, S. 333. Sanherib scheint die 46 eroberten Festungsstädte und Ortschaften ‚ohne Zahl‘ gründlichst geplündert zu haben. Evtl. kommt dadurch die Differenz beim Silbergewicht zustande.“ A. Späth: „Und der Herr erhörte Hiskia“ - Eine biblisch-archäologische Zusammenschau, Teil IV, in: DIAKRISIS, Nr. 1/2017, 38. Jahrgang, S. 50.
  7. David Ussishkin: Biblical Lachish – A Tale of Construction, Destruction, Excavation and Restauration, Jerusalem 1994 (engl.)
  8. Siegel des judäischen Königs Hiskia entdeckt, www.idea.de, abgerufen am 6. Dezember 2015.
  9. Eilat Mazar: The Ophel Excavations to the South of the Temple Mount 2009–2013, Final Reports Volume I, Jerusalem 2015 (engl.)
  10. Andreas Späth, Peter van der Veen: Neuer Fund aus König Hiskias Palastarchiv in Jerusalem. In: DIAKRISIS, Nr. 1/2016, 37. Jahrgang, S. 51–60.
VorgängerAmtNachfolger
AhasKönig von Juda
727 – 698 v. Chr.
Manasse