Himmelspforte Wyhlen

Kloster in Deutschland

Die Himmelspforte ist ein ehemaliges Priorat des Prämonstratenserordens in Grenzach-Wyhlen. Die Himmelspforte geht auf ein 1303 gestiftetes Kloster zurück und wurde im 18. Jahrhundert neu erbaut. Seit 1900 wird es von der katholischen Kirche betrieben und dient heute als privates Altenheim. Die Klosterkapelle weist eine bedeutsame, barocke Innenausstattung auf und war im Mittelalter Wallfahrtsstätte.

Die Himmelspforte, gesehen von der Straße auf den Rührberg

Lage Bearbeiten

Die Himmelspforte Wyhlen befindet sich im baden-württembergischen Landkreis Lörrach, im Teilort Wyhlen der Gemeinde Grenzach-Wyhlen. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble liegt am Orts- und Waldrand oberhalb des im Tal des Hochrheins gelegenen Ortes auf rund 305 Meter Höhe. Unmittelbar daran vorbei führt die Verbindungsstraße von Wyhlen nach Norden über den Südschwarzwald-Ausläufer Rührberg und Pass in Richtung Inzlingen.

Geschichte Bearbeiten

 
Wappen mit einem „B“ für die Abtei Bellelay am ehemaligen Klostertor

Das Kloster Wyhlen wurde im Jahr 1303 als Stiftung der Geschwister Berta und Anna von Nollingen gegründet. 1406 wurde es Kommende der Abtei Bellelay im Berner Jura, 1523 durch den Papst gänzlich der Abtei Bellelay als Priorat inkorporiert. Es gehörte zum Gebiet des Bistums Konstanz, ab 1821 zum Bistum Freiburg. Die Himmelspforte war anfänglich Teil der Ordenszirkarie Schwaben der Prämonstratenser, ab 1523 der Zirkarie Burgund und ab 1670/72 wieder der Zirkarie Schwaben zugeordnet. Geweiht war das Kloster zunächst dem Patrozinium des Täufers und Evangelisten Johannes, später der Jungfrau Maria und dem Heiligen Martin von Tours.

Im 18. Jahrhundert wurde das Klostergebäude neu erbaut. Während der Besetzung durch französische Truppen im Lauf der Napoleonischen Kriege in den Jahren 1797/98 flohen der Abt, Ambroise Monnin, und der Konvent von Bellelay (Jura) ins seinerzeit vorderösterreichische Kloster Himmelspforte. Ein „B“ im Wappen am früheren Klostereingang weist noch heute auf die Abtei Bellelay hin.

Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster Wyhlen 1806 aufgehoben (der Konvent 1807) und dem Großherzogtum Baden einverleibt. Eine Zeitlang war es dann lediglich noch Gaststätte einer Brauerei.

Ende des 19. Jahrhunderts übernahm die katholische Kirche erneut die Liegenschaft. Am 29. Mai 1900 wurde die Pension Himmelspforte in Wyhlen GmbH gegründet. Unter Beteiligung der Kirche (Pfarrgemeinde, Geistliche der Umgebung und Kirchenbehörde) sowie Einwohnern von Wyhlen konnten die Klostergebäude (ohne die Wallfahrtskirche) für 33.000 Mark erworben werden. Ab 1901 betrieben die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul aus Freiburg im Breisgau in dem ehemaligen Kloster ein Exerzitien- und Pensionshaus. 1913 beschloss die GmbH den Umbau auch des ehemaligen Ökonomiegebäudes in ein Exerzitienhaus sowie die Renovierung des Pensionshauses. Beide Bauten wurden 1914 mit angegliederter Hauskapelle (ab 1914 mit Altar von Moroder[1]) und Gaststätte neu eröffnet, ebenfalls unter Führung der Vinzentinerinnen.

1922 übernahmen Dominikanerinnen aus dem Kloster Neusatzeck die Leitung. Während des Zweiten Weltkriegs wurden rund 50 Arbeiter, die beim Bau des in Wyhlen befindlichen südlichsten Bunkers des Westwalls eingesetzt waren, im Haus Himmelspforte einquartiert, von April 1943 bis Dezember 1944 diente das Exerzitienhauses und das Abteigebäude als Lazarett, in das Patienten des Lörracher Elisabethenkrankenhauses verlegt wurden.

Nach Kriegsende nahm man zunächst den vorherigen Betrieb wieder auf. Ab 1960 wandelte sich die Nutzung immer mehr hin zu einem Seniorenheim. 1980 erfolgte eine grundlegende Renovierung und Modernisierung der Altenheimgebäude, die 1992 um einen Anbau ergänzt wurden. Ab 1995 (Einführung der Pflegeversicherung) wurde die pflegerische Versorgung durch Kooperationspartner ambulant durchgeführt. 2005 richtete man einen neuen Gemeinschaftsraum ein und gestaltete die Hauskapelle neu, 2007 wurde ein Erweiterungstrakt mit einem Wintergarten als Verbindung zwischen Alt- und Neubau fertiggestellt. Seither dient das Haus Himmelspforte als vollstationäres Pflegeheim für rund 30 Bewohner beiderlei Geschlechts. Das private Seniorenheim Himmelspforte Wyhlen ist eine gemeinnützige GmbH.

Klosterkapelle Bearbeiten

 
Hauptaltar der Kapelle mit dem Gnadenbild „Maria im Buchs“

Die ältesten Teile der früheren Klosterkapelle stammen aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Durch einen Brand im Jahr 1556 schwer beschädigt, erbaute man sie von 1603 bis 1614 neu. Die der Jungfrau Maria geweihte Kapelle des Klosters ist in der barockisierten Gestalt erhalten. Der barocke Hochaltar mit dem Gnadenbild „Maria im Buchs“, zwei ebenfalls barocke Seitenaltäre, das spätgotische Kruzifix und das Tafelbild der Kreuzigung Christi gehören zu den bedeutendsten Stücken der Innenausstattung.

Ihre Bezeichnung „Maria im Buchs“ erhielt die Kapelle von einer Marienstatue, die bei Kriegswirren verloren ging und im 15. Jahrhundert zufällig im umgebenden Buchswald wiederentdeckt wurde. Aufgrund dieses Ereignisses entwickelte sich die Himmelspforte zu einer weithin bekannten regionalen Wallfahrtsstätte.

Liste der Äbte des Klosters Himmelspforte Bearbeiten

  • Johannes I. 1303–1313
  • Hermann I. 1313–1325
  • Heinrich I. 1325–1334
  • Benedikt 1334– (?)
  • Petrus I. (vor) 1359–1364 (?)
  • Heinrich II. 1364–1372
  • Wilhelm 1372–1389
  • Johannes II. (o. III.) 1389–1400
  • Andreas 1400–1405(?)
  • Johannes IV. 1405(?)–1414(?)
  • Johannes V. 1414(?)–1426
  • Heinrich III. 1428–1440
  • Heinrich IV. 1440–?
  • Johannes VI. vor 1448–1452
  • Heinrich V. 1452–1471
  • Petrus II. 1471–1479
  • Heinrich VI. 1479–1480
  • Petrus III. 1480–1488
  • Imerius 1488–1489
  • Petrus VI. 1489–1499
  • Himerius 1499–1523

ab dem 31. August 1524 zusammen mit dem Kloster Bellelay

  • Nicolaus I. Schnell 1508–1530 (Neubau des Klosters Bellelay)
  • Johannes X. Gogniat 1530–1553
  • Servatius Fridez 1553–1561
  • Antonius Fottel 1561–1574
  • Johannes XI. Simon 1574–1579
  • Werner Spießbrecher (Brieselance) 1579–1612
  • David Juillerat 1612–1637
  • Johannes XII. Petrus Cuénat 1637–1666
  • Johannes XIII. Georgius Schwaller 1666–1691
  • Norbertus Périat 1691–1692
  • Fridericus de Staal 1692–1706
  • Johannes XIV. Georgius Voirol 1706–1719
  • Johannes XV. Sémon 1719–1743
  • Gregorius Joliat 1743–1771
  • Nicolaus II. Deluce 1771–1784
  • Ambrosius Monnin 1784–1807

Literatur Bearbeiten

  • Norbert Backmund: Monasticon Praemonstratense. Band 1, Berlin 1983, S. 58–59.
  • Hans A. Segin et al. (Verf.), Helmut Bauckner (Schriftleitung): Die Wallfahrtskapelle Maria im Buchs. Zur Geschichte des Klosters Himmelspforte in Wyhlen. Sonderheft des Vereins für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen, Uehlin Druck und Medien, Schopfheim 2003.
  • Hansjörg Gerspach, Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland für Geschichte und Landeskunde e.V., Hebelbund Müllheim e.V. (Hrsg.): Die Geschichte des Klosters „Himmelspforte“ in Wyhlen. Sonderheft der Schriftenreihe Das Markgräflerland. Schopfheim, 1973 (Digitalisat der UB Freiburg).
  • Otto Dickau: Eine Papsturkunde für das Kloster Himmelspforte. In: Freiburger Diözesan-Archiv. Band 101, 1981, S. 262–268.
  • Gmelin: Das Kloster Himmelspforte bei Wyhlen. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 26. Band, Karlsruhe 1874, S. 344–391 (online im Internet Archive).
  • Bader: Abdruck und Erläuterung verschiedener Urkunden. IX. Stiftungsbrief über das Kloster zur Himmelspforte in Wilen bei Basel, von 1303. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 5. Band, Karlsruhe 1854, S. 365–370 (online im Internet Archive).
  • Helmut Bauckner: Das Weihnachtsfenster in der Kapelle des Klosters Himmelpforte Wyhlen. In: Das Markgräflerland. Band 1/2003, S. 142–146 (Digitalisat der UB Freiburg).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Himmelspforte Wyhlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Werner Scheurer: Die Altäre der Offenburger Altarbauer Moroder. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 147–182, hier: S. 179.

Koordinaten: 47° 33′ 13,5″ N, 7° 41′ 34,2″ O