Himiltrud

Mutter des ältesten Sohnes von Karl dem Großen

Himiltrud (auch Himiltrude, Hemeldrud oder Himeltrud) war seit etwa 767 die erste Ehefrau oder die Konkubine Karls des Großen. Weder ihre Lebensdaten noch ihre Herkunft sind genauer überliefert, laut Paulus Diaconus war sie adliger Herkunft.[1] Himiltrud hatte mit Karl den Sohn Pippin den Buckligen. Nach dem Tode ihres Schwiegervaters Pipin am 24. September 768 war Himiltrud wohl für gut ein Jahr fränkische Königin oder auch nur die Frau an der Seite des Königs, bis sie Ende 769, auf Betreiben ihrer Schwiegermutter Bertrada, verstoßen wurde und Karl auf Bitten seiner Mutter die langobardische Königstochter Desiderata heiratete. Papst Stephan III. – der ein Bündnis zwischen Franken und Langobarden verhindern wollte – wandte ein, der fränkische König sei bereits rechtmäßig verheiratet und somit eine Neuvermählung ausgeschlossen. Doch blieb er damit erfolglos und fügte sich letztlich ohne weiteren Widerspruch dem Umstand.[2]

Demgegenüber erwähnt Karls Biograph Einhard Himiltrud in seiner vita Karoli Magni namentlich nicht, sondern nur eine Konkubine, die Karl den Sohn Pippin den Buckligen geboren habe, der sich während eines Krieges gegen die Hunnen gegen Karl verschwor und zur Strafe in ein Kloster verbannt wurde.[3] Paulus Diaconus nennt sie hingegen namentlich als Konkubine Karls des Großen und Mutter Pippins.[4]

Anfang der 1970er Jahre wurde im belgischen Kloster Nivelles ein Grab ausgegraben. Es handelte sich um eine Kircheninnenbestattung, die das Skelett[5] einer 35–40-jährigen Frau[6] und zwei beschriftete Ziegelplatten enthielt. Auf der einen, in Minuskeln beschriebenen Platte stand Hemeldrudis sepul. („Grab der Hemeldrudis“), die andere Platte trug die Inschrift III KL IUL OB(iit) HILMELDRUDIS IN XRO („am 3. Tag vor den Kalenden des Juli starb Hilmeldrudis in Christo“).[7] Die genannte Hilmeldrudis wird von vielen Wissenschaftlern mit Himiltrud identifiziert.[8]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Paulus Diaconus, Gesta episcoporum Mettensium 9: nobili puella, siehe Pauli Warnefridi. Liber de episcopis Mettensibus, hrsg. von Georg Heinrich Pertz (= Monumenta Germaniae Historica. Band 2: Scriptores.). Hannover 1829, S. 265 Z. 23 (Digitalisat).
  2. Stefan Christoph Saar: Ehe – Scheidung – Wiederheirat. Zur Geschichte des Ehe- und des Ehescheidungsrechts im Frühmittelalter (6.–10. Jahrhundert). Münster 2002, S. 281 f.
  3. Einhard, Vita Karoli Magni 20 (lateinisch); siehe etwa Einhard: Vita Karoli Magni. Das Leben Karls des Großen. Übersetzt von Evelyn Scherabon Firchow. Reclam, Stuttgart 1968, ISBN 3-15-001996-6, S. 45.
  4. Paulus Diaconus, Gesta episcoporum Mettensium 9, siehe Pauli Warnefridi. Liber de episcopis Mettensibus, hrsg. von Georg Heinrich Pertz. Hannover 1829, S. 265 Z. 22–24.
  5. Janet L. Nelson: King and Emperor. A New Life of Charlemagne. University of California Press, Oakland 2021, S. 94 Abb. des Skeletts.
  6. Silvia Konecny: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, Wien 1976, S. 65 f.
  7. Robert Favreau: Les inscriptions médiévales. Brepols, Turnhoud 1979, S. 51 m. Anm. 70; Thomas Meier: Die Archäologie des mittelalterlichen Königsgrabes im christlichen Europa (= Mittelalter-Forschungen. Bd. 8). Thorbecke, Stuttgart 2002, S. 171 mit Abb. (Digitalisat).
  8. Zum Beispiel Silvia Konecny: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, Wien 1976, S. 65 f.; Martina Hartmann: Die Königin im frühen Mittelalter. Kohlhammer, Stuttgart 2009, S. 205 f.; Robert Favreau: Les inscriptions médiévales. Brepols, Turnhoud 1979, S. 51 m. Anm. 70; vorsichtig zweifelnd Thomas Meier: Die Archäologie des mittelalterlichen Königsgrabes im christlichen Europa (= Mittelalter-Forschungen. Bd. 8). Thorbecke, Stuttgart 2002, S. 171. 173. 175. 177; der Identifikation zustimmend zuletzt Janet L. Nelson: King and Emperor. A New Life of Charlemagne. University of California Press, Oakland 2021, S. 496 Kommentar zur Abbildung S. 94.