Hilarion Capucci

syrischer Geistlicher, melkitisch griechisch-katholischer Bischof

Hilarion Capucci BA oder Hilarion Kapudschi (* 2. März 1922 in Aleppo; † 1. Januar 2017 in Rom[1]) war ein syrischer griechisch-katholischer Geistlicher, Theologe und politischer Aktivist. Er war Weihbischof des Melkitischen Patriarchats von Antiochien.

Hilarion Capucci (August 2012)

Leben Bearbeiten

Nach dem Studium der griechisch-katholischen Theologie und Liturgie in einem Priesterseminar wurde Capucci am 20. Juli 1947 zum Priester des Ordens der Basilianer von Aleppo geweiht. Nach fast zwei Jahrzehnten seelsorgerlicher Tätigkeit für melkitische Gläubige wurde er am 30. Juli 1965 zum Weihbischof des Melkitischen Patriarchats von Antiochien in Damaskus mit dem Titel eines Erzbischofs eingesetzt. Gleichzeitig damit wurde ihm die Würde eines Titularerzbischofs der Melkiten von Caesarea in Palaestina dei Greco-Melkiti verliehen. Am 5. September des gleichen Jahres spendete ihm Patriarch Maximos IV. Kardinal Sayegh die Bischofsweihe. Mitkonsekratoren waren Athanasios Toutoungi, Erzbischof von Aleppo, und Maximos Hakim, Erzbischof von Akka. Er wirkte in seiner Eigenschaft als Weihbischof als Patriarchalvikar, Patriarchalexarch und Protosynkellos in Jerusalem.[2] Später bezeichnete er sich selber als Alt-Patriarch von Jerusalem.[3]

Er nahm an der zweiten, dritten und vierten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils als Konzilsvater teil.

Politische Aktionen Bearbeiten

Capucci unterstützte das Drängen der Bewohner Palästinas auf einen eigenen Staat. Er argumentierte, dass die Solidarität von Christen mit ihren muslimischen Mitbürgern den drohenden Kampf der abrahamitischen Religionen gegeneinander entschärfen könne, weil sie das gemeinsame hohe Gut der Gerechtigkeit verbinde.

Im August 1974 wurde Capucci bei dem Versuch, Handfeuerwaffen und Sprengmittel in palästinensisches Gebiet zu schmuggeln, von israelischem Militär verhaftet und danach von einem Gericht zu einer zwölfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.[4] Die Intervention des Heiligen Stuhls bewirkte, dass er drei Jahre später aus der Haft entlassen wurde.

In den 1980er Jahren wurde Capucci Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz. Er arbeitete bei der VI. Allchristlichen Friedensversammlung 1985 in Prag mit und wurde in ihren Ausschuss zur Fortsetzung der Arbeit gewählt.

Capucci protestierte 2003 gegen den Irakkrieg und schrieb das Vorwort zu einem Buch des US-amerikanischen Marineoffiziers John Sharpe, in dem dieser zur Verurteilung des Irakkrieges aufrief.

Im Februar 2009 war Capucci an Bord eines libanesischen Schiffes, das Hilfsgüter für die Bevölkerung des Gazastreifens unter Umgehung der von Israel verhängten Seeblockade liefern sollte. Das Schiff wurde von der israelischen Marine aufgebracht und die Sendung beschlagnahmt.[5]

Im Mai 2010 begleitete Capucci einen Schiffskonvoi der Free-Gaza-Bewegung[6], der von der israelischen Marine geentert wurde (Ship-to-Gaza-Zwischenfall). Capucci war an Bord des Schiffs Mavi Marmara, auf dem neun Menschen ums Leben kamen. Er wurde zunächst im Gefängnis von Beerscheba festgehalten und dann abgeschoben.[7]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hilarion Capucci – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. "سفارة فلسطين في الفاتيكان تنعى مطران القدس في المنفى "كابوتشي (Memento des Originals vom 8. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/khbrpress.com KHBRPress.com, 1. Januar 2017, abgerufen am 1. Januar 2017 (arabisch; „Palästinensische Botschaft im Vatikan trauert um ‚Capucci‘, im Exil lebender Bischof von Jerusalem“).
  2. Territory Dependent on the Patriarch of Jerusalem, Palestine (Greek-Melkite Rite). GCatholic.org, abgerufen am 1. Januar 2017 (englisch).
  3. Meriana Alrabadi: Arab-American Activism: Archbishop Hilarion Capucci Speaks at ADC’s Sunday Lunch. Washington Report on Middle East Affairs, August 2009, S. 51–52, abgerufen am 1. Januar 2017 (englisch).
  4. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock: Israel, Heiliger Krieg und die „Protokolle der Weisen von Zion“: Über die Scheinheiligkeit des traditionellen Bildes vom Nahostkonflikt. Edition Telok, Berlin u. a., 2016, ISBN 978-3-9813486-2-0. Leseprobe aus Kapitel 10: „Der Mörder ist immer der Jude“ auf dem Blogspot von Tilman Tarach, abgerufen am 1. Januar 2017.
    Israel: Kreuzigt ihn. Der Spiegel 35/1974, 26. August 1974, S. 89, abgerufen am 1. Januar 2017.
  5. Israel schob Gaza-Hilfsaktivisten ab. Vorarlberg Online, 6. Februar 2009, abgerufen am 1. Januar 2017.
  6. Paul McGeough: Tension builds as flotilla approaches Gaza. Brisbane Times, 31. Mai 2010, abgerufen am 1. Januar 2017 (englisch).
  7. Israel to deport former Jerusalem Archbishop on board flotilla. Ma'an News Agency, 1. Juni 2010, abgerufen am 1. Januar 2017 (englisch).