Hesselhurst

Ortsteil von Willstätt, Baden-Württemberg, Deutschland

Hesselhurst ist ein Ortsteil von Willstätt, einer Gemeinde im Ortenaukreis in Baden-Württemberg. Der Ort hat 836 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022).[1]

Hesselhurst
Gemeinde Willstätt
Wappen von Hesselhurst
Koordinaten: 48° 31′ N, 7° 53′ OKoordinaten: 48° 31′ 5″ N, 7° 52′ 59″ O
Fläche: 4,39 km²[1]
Einwohner: 836 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 190 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1973
Postleitzahl: 77731
Vorwahl: 07852

Geschichte Bearbeiten

 
Evangelische Kirche auf dem zentralen Dorfplatz, 1831 erbaut

Mittelalter Bearbeiten

Die älteste erhaltene Erwähnung von Hesselhurst stammt von 1308. Hesselhurst war ein Allod[2] der Herren von Lichtenberg. Wie es erworben wurde, ist unbekannt.[3] Um 1330 kam es zu einer ersten Landesteilung zwischen Johann II. von Lichtenberg, aus der älteren Linie des Hauses, und Ludwig III. von Lichtenberg. Dabei fiel Hesselhurst in den Teil des Besitzes, der künftig von der älteren Linie verwaltet wurde.[4] Es war dem Amt Willstätt der Herrschaft Lichtenberg zugeordnet.[5]

Als 1480 mit Jakob von Lichtenberg das letzte männliche Mitglied des Hauses verstarb, ging das Erbe auf seine beiden Nichten, Anna von Lichtenberg (* 1442; † 1474) und Elisabeth von Lichtenberg über. Anna hatte 1458 den Grafen Philipp I. den Älteren von Hanau-Babenhausen (* 1417; † 1480) geheiratet, der eine kleine Sekundogenitur aus dem Bestand der Grafschaft Hanau erhalten hatte, um heiraten zu können. Durch die Heirat entstand die Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Elisabeth heiratete Simon IV. Wecker von Zweibrücken-Bitsch. Das Lichtenberger Erbe wurde zwischen ihnen geteilt. Das Amt Willstätt und damit Hesselhurst wurden dabei zu einem Kondominat zwischen beiden Erben.[6]

Neuzeit Bearbeiten

 
Ortsverwaltung, erbaut 1910. Mansarddach mit Querhaus und Dachreiter mit Glockenhaube

Unter der Regierung von Graf Philipp III. von Hanau-Lichtenberg kam es zu einer Realteilung der gemeinsamen Kondominate: Das Amt Willstätt kam ganz zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Im Gegenzug gelangte das Amt Brumath ganz an Zweibrücken-Bitsch. Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg (1514–1590) führte nach seinem Regierungsantritt 1538 die Reformation in seiner Grafschaft konsequent durch, die nun lutherisch wurde.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III. 1736, fiel das Erbe – und damit auch das Amt Willstätt – an den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte von Hanau-Lichtenberg, Landgraf Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt. Vorübergehend wohl mit Eckartsweier verschmolzen, wurde Hesselhurst 1748 wieder ausgegliedert und erneut selbständig.[7] Mit dem Reichsdeputationshauptschluss wurde das Amt Willstätt mit dem Dorf Hesselhurst 1803 dem neu gebildeten Kurfürstentum Baden zugeordnet.

Am 1. Januar 1973 wurde der Landkreis Kehl aufgelöst, dem Hesselhurst bis zuletzt angehörte. Am 1. April 1973 wurde Hesselhurst nach Willstätt eingemeindet.[8]

Literatur Bearbeiten

  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
  • Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
  • Wilhelm Mechler: Das Territorium der Lichtenberger rechts des Rheins. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 31–37.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Gemeinde & Ortsteile | Gemeinde Willstätt. Abgerufen am 26. April 2023.
  2. Eyer, S. 56.
  3. Eyer, S. 115.
  4. Eyer, S. 78.
  5. Eyer, S. 239.
  6. Mechler, S. 34.
  7. Knöpp, S. 18.
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 513.