Hermann Pokorny

österreichisch-ungarischer Kryptoanalytiker

Hermann Pokorny (* 7. April 1882 in Kremsier, Österreich-Ungarn; † 18. Februar 1960 in Budapest, Ungarn)[1] war während der Zeit des Ersten Weltkriegs ein österreichisch-ungarischer Kryptoanalytiker. Seine erfolgreichen Entzifferungen, insbesondere der Bruch der damaligen russischen Chiffren, trugen wesentlich zum Sieg der Mittelmächte bei. Er war Mitglied des ungarischen Heldenordens Vitézi Rend.

Hermann Pokorny (1925)

Leben Bearbeiten

 
Major Pokorny im Ersten Weltkrieg (1914)

Hermann Pokorny wurde im damals deutschsprachigen Mähren als Sohn eines Kremsierer Postmeisters geboren. Er war ein Cousin des polnischen Kryptoanalytikers Franciszek Pokorny. Im Jahr 1906 trat er als Kadett in den aktiven Dienst der k.u.k. Armee ein und kam 1910 zum Instruktionsbüro des Generalstabes in Wien.[2]

Während des Ersten Weltkriegs wirkte er im Range eines Majors als Kryptoanalytiker. Er leitete die Kriegschiffregruppe des österreichisch-ungarischen Generalstabs und befasste sich erfolgreich mit der Entzifferung der russischen Chiffren (polyalphabetische Substitutionen ähnlich Vigenère mit selten wechselnden Schlüsseln und einfache monoalphabetische Substitutionen).[3] Für seine Verdienste erhielt er im Jahr 1918, nun im Range eines Oberstleutnants, die Große Militär-Verdienstmedaille (Gold), die insgesamt nur an 30 Personen verliehen wurde.

Nach dem Krieg sah er sich in der nach dem Zerfall Österreich-Ungarns entstandenen Tschechoslowakei aufgrund seiner deutschen Muttersprache nicht willkommen geheißen. In der neuen Republik Österreich hingegen wurde ihm seine mährisch-tschechische Abstammung verübelt. So trat er in die ungarische Armee ein und erwarb die ungarische Staatsbürgerschaft. Er konnte seine militärische Karriere dort fortsetzen und wurde 1935 im Range eines Generalmajors pensioniert.[2] 1945 diente er noch einmal kurz im Hauptquartier Malinowskis und erhielt den Rang eines Generalobersten.[2] 1949 trat er endgültig in den Ruhestand.[2]

Literatur Bearbeiten

  • Peter Bakonyi (Hrsg.); Hermann Pokorny: Emlékeim. A láthatatlan hírszerző. Memoiren. (= Sine praeteritis futura nulla — Múlt nélkül nincs jövő). Budapest 1999, ISBN 963-9267-03-1. (online, auf mek.iif.hu; ungarisch).
  • Günter Erik Schmidt: Oberstleutnant d. G. Hermann Pokorny, Besitzer der Großen Militärverdienstmedaille. In: Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Ordenskunde. 36, 11/1999.
  • [4]

Weblinks Bearbeiten

  • Foto, 1917, K.u.k. Kriegspressequartier, Lichtbildstelle – Wien (auf europeana1914-1918.eu).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Pokorny Hermann. Eintrag in Petőfi Irodalmi Múzeum, pim.hu (abgerufen: 12. November 2015).
  2. a b c d Lit.: Pokorny: Emlékeim. Vorwort, Abschnitt Pokorny Hermann katonai előmenetele. S. o.A. (Übersicht über den Lebenslauf; Link auf den Abschnitt, mek.iif.hu).
  3. Friedrich L. Bauer: Historische Notizen zur Informatik. Springer, Berlin 2009, ISBN 978-3-540-85789-1, S. 291.
  4. Jefferson Adams: Historical Dictionary of German Intelligence (= Historical Dictionaries of Intelligence and Counterintelligence. Band 11). Scarecrow Press, Lanham, Toronto und Plymouth 2009, ISBN 978-0-8108-5543-4, S. 351 f.