Hermann Alexander Brassert

deutsch-amerikanischer Hütten- und Stahlunternehmer

Hermann Alexander Brassert (* 24. Januar 1875 in London; † 17. Juni 1961[1]) war ein deutsch-amerikanischer Hütten- und Stahlunternehmer. Er spezialisierte sich mit seinem Ingenieurbüro auf die Planung und Errichtung von integrierten Hütten- und Stahlwerken weltweit.

Leben Bearbeiten

Brassert wurde in London geboren, wo sein Vater Alexander Brassert, der Sohn des Dortmunder Berghauptmannes Johann Gustav Brassert, als Großhandelskaufmann im Montanbereich tätig war. Brassert besuchte ein Freiburger Gymnasium und studierte ab Oktober 1897 die US-amerikanischen Hüttenwerke. Er fand 1900 eine Anstellung bei den Stahlwerken Edgar Thomson in Braddock, Pa., stieg dort 1903 zum Betriebsdirektor der Hochöfen auf und wechselte 1905 zur Illinois Steel Company in Chikago.[2] 1908 erhielt der die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. In Chikago gründete er 1925 die H. A. Brassert & Company,[3] ein bedeutendes Ingenieurbüro (auch H. A. Brassert Inc., consulting engineers). Die Brassert & Co. unterhielt eine Niederlassung in London.[2]

Am 1. Januar 1933 bekam Brassert den Bauauftrag für das englische Hüttenwerk Corby der Fa. Stewarts & Lloyds, das erste Hüttenwerk der Welt, in dem die Verhüttung saurer Eisenerze nach dem Paschke-Peetz-Verfahren industriell umgesetzt wurde (52° 29′ 54″ N, 0° 39′ 46″ W).[4] Zusammen mit der Gutehoffnungshütte in Oberhausen baute er das Werk innerhalb eines Jahres auf; der erste Hochofen wurde am 8. Mai 1934 angeblasen.[5]

Paul Pleiger, der spätere Beauftragte für die Errichtung der Reichswerke Hermann Göring, hatte das Werk in Corby besichtigt und die wirtschaftliche Machbarkeit der Verhüttung saurer Erze bestätigt gefunden. Als 1937 der Beschluss zur Errichtung eines vertikal integrierten Berg- und Hüttenbetriebes auf Deutschlands größter Eisenerzlagerstätte gefasst wurde, verpflichtete man Brassert, das neue Hüttenwerk in Salzgitter-Watenstedt zu planen und zu bauen.[5]

Später erhielt Brassert auch noch den Auftrag zum Bau der Eisenwerke Oberdonau in Linz.

Im Oktober 1939 verließ er angesichts des Kriegsausbruches gemeinsam mit seinem Stab britischer und amerikanischer Ingenieure Hitlerdeutschland.[6] Die Übergabe der Unterlagen und Zahlungen an Brassert wurden in einem Aufhebungsvertrag geregelt.[7]

Brassert hielt mehrere US-Patente im Bereich der Eisen- und Stahlerzeugung.[8]

Literatur Bearbeiten

  • Gudrun Pischke: Europa arbeitet bei den Reichswerken. Das nationalsozialistische Lagersystem in Salzgitter. Hrsg.: Archiv der Stadt Salzgitter (= Salzgitter-Forschungen. Band 2). 1995, ISSN 0941-0864, A. Die Rahmenbedingungen, S. 11–27.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Justin Glenn: The Washingtons: a Family History. Band 5, Nr. 1. Savas Publishing, Havertown 2014, ISBN 978-1-940669-30-4, S. 149 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b W. Serlo: Bergmannsfamilien. VI. 7. Die Familie Brassert und andere, mit ihr zusammenhängende Bergmannsfamilien. In: Glückauf – Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift. 63. Jahrg. Nr. 48. Glückauf, Essen 26. November 1927, S. 1751 (bg.polsl.pl [PDF; abgerufen am 11. Juni 2016]).
  3. Anthony Read: The Devil’s Disciples. Pimlico, London 2004, ISBN 0-7126-6416-5, S. 436 (eingeschränkte Vorschau [abgerufen am 12. Juni 2016] Druckfehler).
  4. Karsten Watsack: Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Eigenverlag, Ilsede 2003, ISBN 3-935944-01-2, S. 81 (Google books).
  5. a b Für einen Katastrophenfall. In: Der Spiegel. Nr. 35, 1949 (online).
  6. Christian Kleinschmidt, Thomas Welskopp: Amerika aus deutscher Perspektive: Reiseeindrücke deutscher Ingenieure über die Eisen- und Stahlindustrie der USA, 1900–1930 (= Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. Nr. 39). 1994, ISSN 0342-2852, S. 84, 85 (uni-bielefeld.de [PDF; 2,7 MB; abgerufen am 11. Juni 2016]).
  7. Gudrun Pischke: Europa arbeitet bei den Reichswerken. Das nationalsozialistische Lagersystem in Salzgitter. Hrsg.: Archiv der Stadt Salzgitter (= Salzgitter-Forschungen. Band 2). 1995, ISSN 0941-0864, A. Die Rahmenbedingungen, S. 17.
  8. Beispiel: DE1263048B, Verfahren zum Frischen von Roheisen