Herbert A. Cahn

deutscher Klassischer Archäologe, Numismatiker und Kunsthändler

Herbert Adolf Cahn (* 28. Januar 1915 in Frankfurt am Main; † 5. April 2002 in Basel) war ein deutscher Klassischer Archäologe, Numismatiker, Münz- und Antikenhändler, seit 1949 war er Schweizer Staatsbürger.

Leben Bearbeiten

Herbert A. Cahn stammte aus einer Frankfurter Münzhändlerfamilie. Sein Großvater Adolph E. Cahn (1840–1918) gründete 1874 in Frankfurt eine Münzhandlung, die auch bedeutende Auktionen durchführte. Sein Vater Ludwig (Theodor) Cahn (1877–1924) und dessen Bruder Julius Cahn (1871–1935) leiteten die väterliche Münzhandlung nach dem Ersten Weltkrieg zunächst gemeinsam, nach dem Tod von Ludwig unterstützt durch dessen Witwe Johanna, geborene Neuberger (1881–1963). Herbert Cahn besuchte das Philanthropin und das Goethe-Gymnasium in Frankfurt bis zur Reifeprüfung Ostern 1932. Bereits als Schüler arbeitete er im Familienbetrieb mit und erstellte Verkaufskataloge bedeutender Münzsammlungen. Er begann im Sommersemester 1932 das Studium der Klassischen Archäologie, der Alten Geschichte und der Klassischen Philologie an der Universität Frankfurt, nach der wegen seiner jüdischen Abstammung erzwungenen Emigration nach Basel 1933 setzte er es an der dortigen Universität seit dem Wintersemester 1933/34 fort und wurde 1940 zum Dr. phil. promoviert. In Frankfurt war sein erster Lehrer Ernst Langlotz, in Basel Ernst Pfuhl.

Anfang Oktober 1933 ging er mit seinem Bruder Erich B. Cahn nach Basel. Bereits 1934 gründeten sie dort die Münzhandlung Basel AG, seit 1942 Münzen und Medaillen AG, die zu einer der bedeutendsten Münzhandlungen der Welt wurde. Hier war er für die antiken Münzen zuständig. Daneben handelte die Firma auch mit Antiken, Herbert Cahn setzte diesen Teil nach 1988 in seiner Firma H. A. C. Kunst der Antike fort. Er war einer der wichtigsten Händler mit antiken Münzen und Kunstwerken seiner Zeit.

Neben dem Münzhandel war Herbert Cahn jedoch auch immer wissenschaftlich mit der antiken Numismatik und der Klassischen Archäologie verbunden. So wurde er 1965 Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg, ab 1971 Honorarprofessor. Hier führte er zahlreiche Studenten in die Welt der antiken Münzen ein. Seit 1983 lehrte er an der Universität Freiburg.

Mit Karl Schefold war er 1956 an der Gründung der Vereinigung der Freunde Antiker Kunst und 1960 an der Basler Ausstellung „Meisterwerke griechischer Kunst“ beteiligt, aus der die Gründung des Antikenmuseums Basel hervorging, das 1966 eröffnet wurde. Von 1970 bis 1986 war er Vorstandsmitglied der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft, 1949 bis 1964 Redaktor der Schweizer Münzblätter, 1981 bis 1987 der Schweizerischen Numismatischen Rundschau. 1995 erhielt er den Otto-Paul-Wenger-Preis des Verbandes der Schweizerischen Berufsnumismatiker.[1]

Sein Hauptinteresse galt der griechischen Numismatik, Standardwerke sind etwa noch heute seine beiden Monographien zu den Münzen von Naxos und Knidos. Daneben publizierte er aber auch über viele andere Gebiete der antiken Numismatik, so etwa grundlegende Arbeiten zu Münzen des 4. Jahrhunderts n. Chr., über griechische Vasen und andere Bereiche der antiken Kunst.

Herbert Cahn sah die antiken Münzen immer auch als Teil der antiken Kunst, sah in der Numismatik auch einen Teil der Klassischen Archäologie. Privat sammelte er Fragmente antiker griechischer Vasen, eine der größten und wichtigsten Sammlungen der Welt, die einen Überblick über die gesamte antike Vasenproduktion gibt.

Seine Tochter Miriam Cahn (* 1949) ist bildende Künstlerin, sein Sohn Jean-David Cahn (* 1961) ist als Antikenhändler in Basel in der Tradition seines Vaters tätig.

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

  • Die Münzen der sizilischen Stadt Naxos. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des griechischen Westens. Basel 1944 (= Dissertation Basel 1940).
  • Frühhellenistische Münzkunst. Basel 1945.
  • Griechische Münzen archaischer Zeit. Basel 1947.
  • Knidos. Die Münzen des 6. und des 5. Jahrhunderts vor Christus. Berlin 1970.
  • Kleine Schriften zur Münzkunde und Archäologie. Basel 1975.

Literatur Bearbeiten

Festschrift

  • Festschrift Herbert A. Cahn. Zum 70. Geburtstag gewidmet und herausgegeben vom Circulus Numismaticus Basiliensis. Basel 1985.

Würdigungen

  • Carmen Biucchi: Schriftenverzeichnis Herbert A. Cahn 1929–1974. In: Herbert A. Cahn: Kleine Schriften zur Münzkunde und Archäologie. Basel 1975, S. 8–14.
  • Bibliographie Herbert A. Cahn, 1975–1984. In: Antike Kunst. Band 28, 1985, S. 5–6.
  • Hans Voegtli: Bibliographie Herbert A. Cahn. In: Festschrift Herbert A. Cahn. Zum 70. Geburtstag gewidmet und herausgegeben vom Circulus Numismaticus Basiliensis. Basel 1985. S. XIII–XV.
  • Peter Berghaus: Herbert A. Cahn. In: Numismatisches Nachrichten Blatt. Band 43, 1994, S. 31–32.
  • Silvia Hurter: Gratulamur! In: Schweizer Münzblätter45 (1995) S. 1.
  • Dietrich Willers: Herbert A. Cahn achtzigjährig, Karl Schefold neunzigjährig. In: Antike Kunst. Band 38, 1995, S. 63–64.
  • Bibliographie Herbert A. Cahn, 1985–1995. In: Antike Kunst. Band 38, 1995, S. 66–67.
  • Martin Flashar: Archäologe aus Passion – Zum Tod von Herbert A. Cahn. In: Badische Zeitung. 11. April 2002.
  • Dieter Koepplin: Professor Herbert A. Cahn zum Gedenken. In: Basler Zeitung. Nr. 86 vom 13./14. April 2002, S. 31.
  • Silvia Mani Hurter, Markus Peter: Zum Gedenken an Herbert A. Cahn. In: Schweizerische Numismatische Rundschau. Band 81, 2002, S. 4–6 (Digitalisat).
  • Hans Voegtli: Prof. Dr. Herbert A. Cahn. In: International Numismatic Newsletter. Band 39, 2002, S. 19.
  • Ute Wartenberg: Herbert A. Cahn, 1915–2002. In: American Numismatic Society. Magazine 1, 2002, S. 33.
  • Ute Wartenberg: Herbert A. Cahn, 1915–2002. In: The Celator. Band 16, 2002, S. 32.
  • Christof Boehringer: Herbert A. Cahn, Frankfurt am Main 28. Januar 1915 – 4. April 2002 Basel. In: Commission Internationale de Numismatique. Compte rendu. Band 49, 2002, S. 119–126 (Digitalisat).
  • Adrienne Lezzi-Hafter: Zum Gedenken an Herbert Cahn, 1915–2002. In: Antike Kunst. Band 46, 2003, S. 3.
  • Hans Voegtli: Bibliographie Herbert A. Cahn, 1995–2002. In: Antike Kunst. Band 46, 2003, S. 4.
  • Marianne Kreikenbom: Das Projekt Herbert A. Cahn: Familien- und Firmengeschichte. In: Cahn’s Quarterly. Band 1, 2015, S. 3 (Digitalisat).

Kataloge der Vasen-Sammlung Cahn

  • Herbert A. Cahn: Handliste zur Ausstellung Attische Meisterzeichnungen. Vasenfragmente der Sammlung Herbert A. Cahn, Basel. Archäologische Sammlung der Universität Freiburg i.Br., Univ.-Bibliothek, 31. Oktober 1988 – 31. März 1989. Freiburg 1988.
  • Der zerbrochene Krug. Vasenfragmente klassischer Zeit aus Athen und Grossgriechenland. Sammlung H. A. Cahn. Ausstellung im Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig (13. Juni – 31. Oktober 1991). [Katalog bearbeitet von: Vera Slehoferova (attische Fragmente Nr. 1–30), Margot Schmidt (unteritalische Fragmente Nr. 31–116)]. Basel 1991.
  • Bettina Kreuzer: Frühe Zeichner: 1500 – 500 vor Chr. Ägyptische, griechische und etruskische Vasenfragmente der Sammlung H. A. Cahn, Basel. Eine Ausstellung des Freundeskreises der Archäologischen Sammlung der Universität Freiburg i. Br., 4. Dezember 1992 bis 4. April 1993, Universitätsbibliothek. Waldkirch 1992.
  • Herbert A. Cahn: Griechische Vasenfragmente der Sammlung Herbert A. Cahn, Basel : Teil 2 [der Ausstellung], Die attisch-rotfigurigen Fragmente / [Ausstellung "Meisterzeichnungen aus Hellas", ... Kestner Museum, Hannover]. Hannover 1993.
  • Alexandre Cambitoglou, Jacques Chamay: Céramique de Grande Grèce. La collection de fragments Herbert A. Cahn [à l’occasion de l’exposition Morceaux Choisis – Céramique de Grande Grèce, la collection de fragments Herbert A. Cahn, Musée d’Art et d’Histoire, Genève, 26 mars – 7 septembre 1997]. Kilchberg/Zürich 1997.

Auktionskataloge der Sammlung Cahn

  • Münzen und Medaillen AG, Auktion 87: Sammlung Herbert A. Cahn: Europäische Münzen vom Mittelalter bis zum Barock. Donnerstag, den 4. Juni 1998. Basel 1998.
  • Jean-David Cahn AG, Auktion 3: Kunstwerke der Antike: Sammlung Tilly und Herbert A. Cahn, Sammlung Pierre Strauss: Griechische, etruskische, römische und ägyptische Kunstwerke. Auktion 18. Oktober 2002. Basel 2002.
  • Numismatica Genevensis SA. Vente aux enchères no. 7, 27./28. November 2012, Herbert Cahn Collection (lots 1–104) (Digital).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Otto Paul Wenger-Preis bei NumisPost, abgerufen am 7. Oktober 2020.