Hendri Spescha

Schweizer Autor und Politiker

Hendri Spescha auch Hendry Spescha (* 24. November 1928 in Trun; † 28. Oktober 1982 zwischen Zürich und Domat/Ems) war ein Schweizer Autor und Politiker.

Leben Bearbeiten

Familie Bearbeiten

Hendri Spescha war der Sohn des Schuhmachers und Fabrikarbeiters Pieder Giusep Spescha und dessen Ehefrau Margreta Catrina (geb. Nay); sein Bruder war der Maler Matias Spescha.

Sein Onkel war der Dichter und Politiker Sep Mudest Nay (1892–1945)[1].

Er war mit Martina (geb. Jörger) aus Domat/Ems verheiratet. Als Söhne aus dieser Verbindung gingen der Schriftsteller Flurin Spescha und der Gestalter Ramun Spescha hervor.

Hendri Spescha verstarb während der Heimfahrt im Zug von Zürich nach Domat/Ems.

Werdegang Bearbeiten

Hendri Spescha besuchte von 1944 bis 1949 das Kantonische Lehrerseminar (heute: Pädagogische Hochschule Graubünden) in Chur und war anschliessend bis 1950 als Primarlehrer in Tinizong tätig.

1950 immatrikulierte er sich an der Universität Freiburg sowie später an der Universität Zürich und studierte bis 1959 Psychologie, Pädagogik, Literatur, Geschichte sowie Musik- und Kunstgeschichte; er beendete das Studium mit dem Sekundarlehrerpatent und lehrte anschliessend als Sekundarlehrer in Domat/Ems.

Von 1959 bis 1968 war er Leiter der späteren Stiftung Bündner Eingliederungsstätte für Behinderte (seit 1990 ARGO[2]) in Chur. 1968 war er Generalsekretär[3] des Dachverbands aller romanischen Sprachvereine Lia Rumantscha und blieb in dieser Stellung bis 1978, bevor er von 1979 bis 1982 Redakteur des rätoromanischen Fernsehens wurde.

Politisches und schriftstellerisches Wirken Bearbeiten

Als Redakteur des rätoromanischen Fernsehens verfasste er unter anderem auch Künstler- und Dichterporträts.

Er galt als einer der wichtigsten Erneuerer der bündnerromanischen Lyrik und veröffentlichte unter anderem 1984 Il Giavin dalla siringia (Das Locken des Flieders), in dem er Gedichte, literarische Prosa und Texte zum Zeitgeschehen darstellte, sowie 1998 Uss: poesias (Jetzt: Gedichte); dazu war er Autor von Hörspielen und Erzählungen, so verfasste er unter anderem 1955 während eines Aufenthalts in Paris das Hörspiel E tut quei che nus vein da retscheiver (Und alles, was wir zu empfangen haben); darin thematisierte er die Bemühungen eines Arbeiters um gerechten Lohn und gewerkschaftlichen Schutz in der Tuchfabrik Trun. Weil er den Arbeiter Giusep Camiu nannte, wurde hierin ein Pseudonym für seinen Vater gesehen, dies führte nach der Ausstrahlung des Hörspiels zu dessen fristloser Kündigung; die Entlassung wurde nach Intervention des Schweizerischen Schriftsteller- und Schriftstellerinnenverbands wieder rückgängig gemacht.

Teilweise wurden seine Publikationen durch seinen Bruder illustriert, so unter anderem 1958 Sinzurs.

1956 erschien seine Übersetzung Quels della via des sozialkritischem Gegenwartsstück Zugvögel von Heinz Künzi (1914–1980)[4].

1963 gab er eine Monografie über Alois Carigiet heraus und arbeitete 1964 an der Anthologie Bestand und Versuch. Schweizer Schrifttum der Gegenwart mit.

Er verfasste auch unter anderem das Schauspiel Il clom (Der Ruf), das 1964 an der Schweizerischen Landesausstellung in Lausanne uraufgeführt wurde; seine Übersetzung Il tradiment da Novara von Cäsar von Arx' Der Verrat von Novara wurde am 11. Oktober 1975 im Stadttheater Chur unter der Regie des Emser Marco Gierit aufgeführt.

1973 wurde Hendri Spescha zum Grossrat für die Christlichdemokratische Volkspartei für den Kreis Rhäzüns in das Kantonsparlament gewählt und übte das Amt bis 1979 aus.

Sein sprachlicher Nachlass im bündnerromanischen Idiom Sursilvan ist im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern verzeichnet.

Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

  • Heinz Künzi; Hendri Spescha: Quels della via. Cuera: Ligia Romontscha, 1956.
  • Hendri Spescha; Matias Spescha: Sinzurs. Muster: Stampa Romontscha, 1958.
  • Gion Antoni Bühler; Hendri Spescha: Igl Indian Grischun novella adattada per la scolas dil Plaun da Hendry Spescha. Cuera Ligia Romontscha, 1958.
  • Kaspar Jörger: Domat/Ems. Eine geographische und kulturhistorische Studie, herausgegeben von Hendri Spescha, Domat/Ems 1962.
  • Hendri Spescha; Matias Spescha: Alla notg. 1963.
  • Alois Carigiet: aus Leben und Werk des Malers. Zürich: Rascher, 1963.
  • Alois Carigiet; Hendri Spescha; Cla Biert: Zocla, Zila, Zepla. Zürich: Schweizer Spiegel Verlag, Ligia Romontscha, 1965.
  • Alois Carigiet; Hendri Spescha; Cla Biert: Viturin e Babetin. Cuira: Ed. Ligia Romontscha, 1967.
  • Alois Carigiet; Hendri Spescha; Cla Biert: Maurus e Madlaina. Zurich: Schweizer Spiegel Verlag, Ligia Romontscha. 1969.
  • Hendri Spescha; Matias Spescha: Sendas: Dudisch poesias. Cuera: Bündner Tagblatt, 1975.
  • Hendri Spescha; Andri Peer: L'orculat: Poesiis furlanis sul tramolz. Locarno: Edizions de Cumunitat Furlane de Suizzare, 1976.
  • Kleine Umfrage der LR betreffend den Sprachgebrauch in den romanischen Gemeinden: erste Analyse und provisorische Schlussfolgerungen. Chur: Ligia romontscha, 1977.
  • Hans Peter Faganini; Hans Wili; Eduard Montalta; Hendri Spescha; Hans Hürlimann: Der Wohlfahrtsstaat: Anspruch und Wirklichkeit. Olten: Walter, 1978.
  • Sergey Prokofiev; Hendri Spescha: Pieder ed il luf. Chur: Gasser, 1981.
  • Per tei e per mei. Mustér: Ed. Desertina, 1983.
  • Hendri Spescha; Flurin Spescha: Il Giavin dalla siringia. Chur: Terra Grischuna Buchverl, 1984.
  • Hendri Spescha; Ramun Spescha; Flurin Spescha: Pelegrinadi. Turitg, Cuira: Spescha, Flurin e Ramun, 1992.
  • Hendri Spescha; Iso Camartin; Flurin Spescha: Uss: poesias. Zürich: Ediziun Edescha, 1998.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ursina Guldemond-Netzer: Sep Mudest Nay. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Juli 2009, abgerufen am 9. Februar 2021.
  2. ARGO Stiftung - Geschichte. Abgerufen am 9. Februar 2021.
  3. Hendri Spescha. In: Viceversa Literatur. Abgerufen am 10. Februar 2021.
  4. Künzi, Heinrich – Literapedia Bern. Abgerufen am 9. Februar 2021.
  5. Preise der Schweizerischen Schillerstiftung 1908–2012. Archiviert vom Original am 3. März 2016; abgerufen am 9. Februar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schillerstiftung.ch