Heinz August Wilhelm Grothe (* 24. März 1912 in Berlin; † 9. Februar 1990 ebenda) war ein deutscher Redakteur, Dramaturg, Theater- und Filmkritiker, Erzähler, Verfasser und Herausgeber und wurde 1938 in den nationalsozialistisch gesinnten Bamberger Dichterkreis aufgenommen.

Leben Bearbeiten

Er besuchte die Schule in Weißensee und wechselte dann zur Oberschule nach Reinickendorf, wo er das Abitur ablegte. Grothe studierte ab 1931 Zeitungswissenschaft. Während des Studiums absolvierte er einen mehrmonatigen Arbeitsdienst, um das Studium aufrechterhalten zu können. Durch den frühen Tod seines Vaters war er gezwungen, eine Arbeit aufzunehmen, und brachte in Berlin seine Volontärszeit hinter sich. Er spezialisierte sich von Anfang an auf Feuilleton und Kultur.

Grothe arbeitete als Lektor und baute für den Verlag Kanter in Königsberg eine Theaterabteilung auf. 1939 wurde er, der Schwiegersohn von Hans Franck, in den Bamberger Dichterkreis aufgenommen. Diesem diente er durch seine journalistischen Verbindungen als Chronist und vertrat auch dessen nationalsozialistische Ausrichtung: So betonte er als Rezensent „zersetzenden jüdischen Einfluß“ in der Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg[1] und noch in einem Anfang 1945 (?nach-)gedruckten Essay mit dem Titel »Dramatisches Schaffen der Gegenwart« betrachtete er die „klare Entwicklung“, die das „abgelaufene Jahrzehnt deutschen Kulturlebens“ mit der „eindeutigen Ausmerzung der jüdischen Elemente“ eingeschlagen habe, als „Reinigungsprozess“.[2] Grothe schrieb vom „Untermenschtum der kommunistisch verseuchten Banden“ im Kontext des Kapp-Putschs[3] und stellte im Hinblick auf vor dem Nationalsozialismus geflohene deutsche Schriftsteller die rhetorische Frage: „Was machen da schon die Namen von einigen emigrierten Lümmeln kommunistischer Parteiprägung aus?“[4]

1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen. Hier war er als „Kriegsberichter“ bei der Propagandakompanie zunächst in Südwest-Frankreich tätig[5] und berichtete später von der russischen Front.[6] Er geriet schließlich in sowjetische Gefangenschaft, aus der er 1950 entlassen wurde.

In der Sowjetischen Besatzungszone wurde 1947 seine Schrift Die Feier des Lebens (1942)[7] auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt, auf die in der Deutschen Demokratischen Republik noch Ausfahrt (1937) folgte.[8]

Als Fernsehdramaturg war er von 1954 bis 1959 am Sender Freies Berlin tätig. Grothe setzte sich während dieser Zeit auch für das literarische Werk des 1940 verstorbenen Kurt Kluge ein. Er verwaltete auch den Nachlass von Hans Franck und Herybert Menzel.

Werke (Auswahl) Bearbeiten

als Autor
  • Das Fronterlebnis. Ein Analyse, gestaltet aus dem Nacherleben. Goldstein, Berlin 1932.
  • Klabund. Leben und Wirken eines Poeten. Goldstein, Berlin 1933.
  • Die Feier des Lebens. Ein Buch der Freundschaft für Heinrich Zerkaulen. Huyke, Leipzig 1942.
  • Anekdote. 2. Aufl. Metzler-Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-476-12101-1 (EA Stuttgart 1971).
  • Kurt Kluge. Leben und Werk. Städtisches Museum, Braunschweig 1980
als Herausgeber
  • Die Erde ruft! Anthologie junger deutscher Autoren. Kulturpolitischer Verlag, Berlin 1934.
  • Wir mit dem Spaten. Geschichten aus dem Arbeitsdienst. Westermann, Braunschweig 1937.
  • Ausfahrt. Balladen vom deutschen Leben. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1937.
  • Herybert Menzel. Eine Dichterstunde. Hanseatische VA, Hamburg 1938.
  • Das liebste Gedicht. Kanter, Königsberg 1939.
  • August Hinrichs zum 60. Geburtstag, am 18. April 1939. Stimmen der Freunde. Quelle & Meyer, Leipzig 1939.
  • Junge deutsche Dichtung. Eine Feierabendfolge. Hanseatische VA, Hamburg 1939.
  • Junge Bildhauer unserer Zeit. Sechzig Bilder. Kanter, Königsberg 1940.
  • Pegasus auf Reisen. Illustr. Olaf Gulbransson. Kanter, Königsberg 1942
  • Arno Breker. Sechzig Bilder. Kanter, Königsberg 1943
  • Hans Meid. Sechzig Bilder. Kanter, Königsberg 1944
  • Das Herzgeschenk. Hans Franck zum 75. Geburtstag, 30. Juli 1954. Sponholtz, Hannover 1954
  • Das neue Narrenschiff. Schwänke und Anekdoten aus vier Jahrhunderten. Steingrüben, Stuttgart 1968.
  • Gloria Victoria. Anekdoten aus Preußens großer Zeit. Bechtle, Esslingen 1985, ISBN 3-7628-0405-2.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Heinz Grothe: Kritisches Spiegelbild einer Epoche. Das „Spiel mit der Wirklichkeit“ / Von Gustav Hillard . In: Neues Wiener Tagblatt Jg. 73, Nr. 235 vom 27. August 1939, Sonntagsbeilage S. 10 (online bei ANNO).
  2. Heinz Grothe: Dramatisches Schaffen der Gegenwart. In: Deutsche Zeitung in den Niederlanden Jg. 5, Nr. 213 vom 5. Februar 1945, S. 2 (online bei Delpher).
  3. Heinz Grothe: Soldaten bleiben Soldaten! Zu Dwingers neuem Roman »Auf halbem Wege«. In: Neues Wiener Tagblatt Jg. 73, Nr. 298 vom 29. Oktober 1939, Sonntagsbeilage S. 21 (online bei ANNO).
  4. Hans Grothe: Kamerad im Unterstand. In: Neues Wiener Tagblatt Jg. 75, Nr. 300 vom 29. Oktober 1941, o. S. (online bei ANNO).
  5. Heinz Grohte: Von britischem U-Boot versenkt. Die Katastrophe des französischen Dampfers »Guildinec« — Gespräch mit Überlebenden. In: Der Landbote Jg. 7. Folge 315 vom 22. März 1941, S. 13 (online bei ANNO).
  6. Heinz Grothe: Hinter der anderen Front: Das Tagebuch eines Politruks. Hunger und Entbehrungen bei den Sowjetarmisten - Große und kleine Schieber in Uniform und in Zivil. Sonderbericht. In: Oberdonau-Zeitung. Amtliche Tageszeitung der NSDAP / Gau Oberdonau Jg. 6 (16), Nr. 105* vom 15. April 1943, o. S. (online bei ANNO).
  7. http://www.polunbi.de/bibliothek/1947-nslit-g.html
  8. http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-g.html