Heinz Ballensiefen

deutscher nationalsozialistischer Funktionär

Heinz Ballensiefen (* 24. Oktober 1912 in Rauxel; † 1979) war ein deutscher Historiker und nationalsozialistischer Funktionär, eingesetzt zur Erforschung der „Judenfrage“.

Leben Bearbeiten

Heinz Ballensiefen arbeitete zunächst für das von Eberhard Taubert 1934 gegründete Institut zum Studium der Judenfrage und war beratend tätig bei der Produktion des antisemitischen Films Der ewige Jude. Er beantragte am 12. November 1937 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.378.767).[1] Seine erste Publikation, die 1939 erschien, beschäftigte sich mit dem Thema "Juden in Frankreich". Im Jahr 1940 wurde er Mitglied der SS. Ab August war er im Reichssicherheitshauptamt in der Abteilung zur Erforschung des Judentums, die später die Bezeichnung VII B 1 b erhielt eingesetzt[2]. Er verfasste die Informationsberichte zur Judenfrage mit dem Ziel, die Erfassung und Ermordung von Juden zu vereinfachen. Im März 1941 nahm er an der Eröffnung des Instituts zur Erforschung der Judenfrage von Alfred Rosenberg in Frankfurt am Main teil. Im seit März 1944 besetzten Ungarn unterstützte er den rechtsradikalen Redakteur Zoltán Bosnyák (1905–1951) beim Aufbau des ungarischen Instituts zur Erforschung der Judenfrage (Magyar Zsidókérdés Kutató Intézet)[3] dessen Leitung er anfangs innehatte. Gemeinsam mit Bosnyák war er Herausgeber der Zeitschrift Harc, einer ähnlichen antisemitischen Zeitung wie Der Stürmer. Er hatte ab 1943 den Rang eines SS-Hauptsturmführers. Am 3. und 4. April 1944 nahm er an der Arbeitstagung der Judenreferenten und sogenannter „Arisierungberater“ in Krummhübel als Referent teil; seine Ausführungen wurden wegen ihrer Brisanz in Bezug auf den Judenmord insbes. in Ungarn nicht an die Teilnehmer versandt.[4]

Nach Kriegsende wurden Ballensiefens Schriften Juden in Frankreich (Nordland-Verlag, Berlin 1941) und Die englisch-amerikanische Rivalität in Palästina (Welt-Dienst-Verlag, Frankfurt a. M. 1944) in der Sowjetischen Besatzungszone wegen ihres rassistischen und antisemitischen Inhalts auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[5]

Ab 1952 war Ballensiefen bei den Technischen Werken in Stuttgart Redakteur der Betriebszeitungen und weiterer Publikationen.

Publikationen Bearbeiten

  • Juden in Frankreich. Nordland, Nordland Verlag, Berlin 1939.
  • Frankreichs Schuld : die inneren Gründe für den Zusammenbruch des französischen Staates, 1940.
  • Die englisch-amerikanische Rivalität in Palästina, Welt-Dienst-Verlag, Frankfurt a. M. 1944.
  • T(echnische) W(erke der Stadt) S(tuttgart) Im Bild, Hrsg.: Werkleitung d. Techn. Werke d. Stadt Stuttgart. 1957.
  • Von Bronnen, Wasserleittinen und Liechtern : ein geschichtlicher Spaziergang durch die öffentliche Versorgung Stuttgarts; Mitautor Eugen Stotz, Hrsg. TWS Stuttgart, 1957.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

  • Autor: Ballensiefen Juden in Frankreich. Nordland, Berlin 1939 (Scan in Frakturschrift; andere Dateiformate sind möglich)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/1311208
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt 2007. ISBN 978-3-596-16048-8, S. 26
  3. Randolph L. Braham: The politics of genocide. The Holocaust in Hungary. Columbia University Press, New York 1981, S. 388.
  4. siehe den Art. Krummhübel für das Protokoll.
  5. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-b.html.