Heinrich Kronstein

deutscher Jurist, Rechtsanwalt und Hochschullehrer

Heinrich David Kronstein (geboren 12. September 1897 in Karlsruhe; gestorben 26. September 1972 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Jurist, Rechtsanwalt und Hochschullehrer.

Leben Bearbeiten

Kindheit, Ausbildung und Berufstätigkeit im Deutschen Reich Bearbeiten

Kronstein stammte aus einer angesehenen und vermögenden jüdischen Familie aus Karlsruhe.[1] Er leistete seinen Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg und erlitt eine schwere Verwundung. Später nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und Berlin auf. Kronstein promovierte 1924 bei Martin Wolff in Berlin. Danach wirkte er als Rechtsanwalt in Mannheim, wo er 1931 zusammen mit Wilhelm Zutt die „Sozietät Kronstein Zutt“[2] gründete und auf Patentrecht spezialisiert war. Bis 1935 konnte er noch als Anwalt in Deutschland arbeiten, u. a. an der Abwicklung des Verkaufs jüdischer Unternehmen („Arisierung“).[3]:60

Exil in den USA Bearbeiten

Ende 1935 emigrierte Kronstein mit Familie in die USA und versuchte zunächst in New York City als Berater für ausländisches Recht zu arbeiten. Er studierte in New York ab 1936 erneut Jura (Columbia University) mit Abschluss Bachelor of Laws. 1939 zog er nach Washington, promovierte 1940 an der Georgetown University Law School in Washington ein zweites Mal, absolvierte 1941 das „bar exam“ für internationales Recht und wurde „Professor of Comparative Law“.[3]:61

Im Brotberuf arbeitete Kronstein ab 1936 als freier Mitarbeiter für das Justizministerium der Vereinigten Staaten, und zwar als Übersetzer und Gutachter. 1941 wurde er, nach Erwerb der US-Staatsangehörigkeit, in Festanstellung zum Special Attorney ernannt.[3]:61 Kronstein arbeitete zunächst oder überwiegend für die „Claims-Division“. Wegen seiner Spezialkenntnisse über Patentrecht und Patentkartelle und wegen seiner Herkunft aus Deutschland galt Kronstein im Justizministerium als Kartellexperte. Weil er nach Kriegseintritt der USA Bedenken hatte, deutsche Vermögenswerte konfiszieren zu müssen, wechselte er Anfang 1942 in die „Antitrust“-Abteilung unter Thurman Arnold. Bereits vorher war er für diese Abteilung tätig geworden: In der Senatskommission über Patentwesen sagte Kronstein im Januar 1940 aus, dass die kartellierte Wirtschaftsstruktur Deutschlands Hitler die Machtergreifung erleichtert hätte.[4] Im Department of Justice war er außerdem Mitglied im sog. Kartellausschuss, der sich mit dem Wiederaufbau in Europa nach dem Krieg befasste.[3]:61

Ab 1946 lehrte Kronstein als ordentlicher Hochschullehrer an der Georgetown University in Washington, D.C.[2]

Spätere Karriere in der Bundesrepublik Deutschland Bearbeiten

Von 1951 bis 1965 lehrte Kronstein an der Juristischen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.[5] In den Jahren 1956/57 amtierte er dort als Ordinarius für Wirtschaftsrecht.[2][6][7]

1967 wurde Kronstein das Bundesverdienstkreuz verliehen.[8]

Literatur Bearbeiten

  • Kronstein, Heinrich David, in: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. München : Saur, 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 208
  • Kronstein, Heinrich David, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. München : Saur, 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 668f.
  • Eckard Rehbinder: Heinrich Kronstein: Sein Einfluß auf das deutsche Rechtsdenken und die Fortentwicklung des deutschen Rechts. In: Marcus Lutter, Ernst C. Stiefel, Michael H. Hoeflich (Hrsg.): Der Einfluss deutscher Emigranten auf die Rechtsentwicklung in den USA und in Deutschland: Vorträge und Referate des Bonner Symposions im September 1991. Tübingen : Mohr, 1993, S. 383–396

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zeugnis von einem Leben. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1967 (online4. Dezember 1967).
  2. a b c Homepage der SCHILLING, ZUTT & ANSCHÜTZ Rechtsanwalts AG abgerufen am 18. März 2017.
  3. a b c d Ernst C. Stiefel, Frank Mecklenburg: Deutsche Juristen im amerikanischen Exil (1933–1950). Tübingen : Mohr Siebeck, 1991, ISBN 3-16-145688-2
  4. Freyer, Tony Allan (2006): Antitrust and Global Capitalism, 1930–2004, S. 28. Cambridge [u. a.]: Cambridge Univ. Pr.
  5. Fabian von Schlabrendorff: Begegnungen in fünf Jahrzehnten. Wunderlich, Tübingen 1979, ISBN 3-8052-0323-3, S. 376 ff.
  6. Kurt Biedenkopf: Heinrich Kronstein, unverzagter Mentor der europäisch-amerikanischen Zusammenarbeit. In: FAZ vom 12. September 1972.
  7. Stefan Grundmann (Hrsg.), Karl Riesenhuber (Hrsg.): Deutschsprachige Zivilrechtslehrer des 20. Jahrhunderts in Berichten …, Band 1, S. 187ff. (eingeschränkte Vorschau bei Google Book Search).
  8. vgl. Frankfurter Personenlexikon