Hasseröder Brauerei

deutsche Brauerei aus Wernigerode am Harz (Sachsen-Anhalt)
(Weitergeleitet von Hasseröder)

Die Hasseröder Brauerei ist die größte Brauerei in Sachsen-Anhalt mit Sitz in Wernigerode am Harz. Eigentümer ist die belgische AB-InBev mit Sitz in Brüssel.

Hasseröder Brauerei GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1872
Sitz Wernigerode, Deutschland
Leitung Sandra Brandstädter[1]
Branche Brauerei
Website www.hasseroeder.de
Brauerei-Gebäude am westlichen Ortseingang von Wernigerode
Hasseröder Pils

Geschichte Bearbeiten

Bierausstoß der Hasseröder Brauerei in Mio. hl
1991
  
0,4[2]
1992
  
0,69[2]
1994
  
0,9[2]
1998
  
2,20[3]
2000
  
2,34[2]
2006
  
2,48[3]
2009
  
2,74[3]
2011
  
2,71[3]
2012
  
2,78[2]
2013
  
2,36[3]
2015
  
2,25[3]
2016
  
2,09[4]
2017
  
2,04[3]
2018
  
1,75[2]
2019
  
1,84[2]

1872 wurde die Brauerei unter dem Namen „Zum Auerhahn“ im heutigen Wernigeröder Stadtteil Hasserode gegründet. Am 1. Oktober 1882 übernahm Ernst Schreyer die Brauerei. 1896 wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, in diesem Jahr verließen 25.000 Hektoliter Bier die Brauerei.

Bis 1990 war die Brauerei Teil des VEB Getränkekombinat Magdeburg und hatte einen Ausstoß von ca. 250.000 Hektolitern jährlich.[2] Zu DDR-Zeiten war das Bier regional eine beliebte Biermarke und meist nur im Bezirk Magdeburg zu bekommen. Mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 begann für die Brauerei der Aufstieg zur meistkonsumierten Biermarke in Ostdeutschland.

Im Jahr 1995 begannen die Bauarbeiten für die neue, nun nicht mehr im Ortsteil Hasserode befindliche Hasseröder Brauerei. Die alte Brauerei, die sich in unmittelbarer Nähe des Harzklinikums und des Bahnhofes Wernigerode-Westerntor befand, wurde abgerissen, obwohl sie unter Denkmalschutz gestanden haben soll. An derselben Stelle befinden sich heute eine Straße, die den Namen „Alte Brauerei“ trägt, und mehrere Ein- und Mehrfamilienhäuser. Weiterhin wurde dort ein Gedenkstein aufgestellt. 1996/97 erfolgte dann der Umzug in die neu errichtete Brauerei am Nord-West-Eingang Wernigerodes.

Nach der Wende wurde die Hasseröder Brauerei GmbH von der Hannoverschen Gilde Brauerei erworben und zu einer der modernsten Brauereien Europas ausgebaut. 2002 wurde die Brauerei von der belgischen Interbrew-Gruppe übernommen, die nach dem Zusammenschluss mit der brasilianischen AmBev zur InBev der weltweit größte Brauereikonzern ist. Nach weiteren Umfirmierungen im Jahr 2008 gehörte Hasseröder nun zur Anheuser-Busch InBev.

Bis zum Jahr 2012 war Hasseröder ein deutschlandweit beworbenes Bier und Marktführer in Ostdeutschland mit etwa 15 % Marktanteil, während im Westen der Marktanteil bei 3,6 % lag.[5]

Im Januar 2018 wurde der Verkauf der Brauereien Hasseröder und Diebels an den Finanzinvestor CK Corporate Finance mit Sitz in Kronberg im Taunus (Hessen) bekanntgegeben.[4] Am 2. Juli 2018 wurde mitgeteilt, dass der Verkauf am 30. Juni gestoppt wurde, da der Investor „nicht allen Vertragsanforderungen für den Abschluss der Transaktion Mitte 2018“ nachgekommen sei.[6][7] Im März 2019 wurden alle weiteren Verkaufsgespräche abgebrochen, da die Marken Hasseröder und Diebels nun weiterhin im Portfolio der Anheuser-Busch InBev bleiben sollen.[8]

Produkte Bearbeiten

Die Produktpalette der Brauerei setzt sich aus folgenden Produkten zusammen:

  • Premium Pils: Bier nach Pilsner Brauart mit einem Alkoholgehalt von 4,9 Prozent
  • Premium Export: kräftiges Exportbier mit einem Alkoholgehalt von 5,5 Prozent
  • Naturradler: Mischgetränk aus Exportbier und Zitronenlimonade mit einem Alkoholgehalt von 2,7 Prozent
  • Premium Diesel: Mischgetränk aus Exportbier und Cola mit einem Alkoholgehalt von 2,7 Prozent (wird nicht mehr produziert)
  • Hasseröder Vier: Es wird bei unter null Grad Celsius gefiltert und hat einen Alkoholgehalt von 4 Prozent (wird nicht mehr produziert).
  • Hasseröder Schwarz: Schwarzbier mit einem Alkoholgehalt von 5,0 Prozent (saisonal)
  • Hasseröder Fürstenbräu Granat: Granatrot mit einem Alkoholgehalt von 5,8 Prozent

Werbung Bearbeiten

Hasseröder wirbt vor allem im Zusammenhang mit Sport und schaltet zum Beispiel TV-Spots bei Übertragungen von Fußball, Handball und Eishockey. Beworben wurde die Marke in den 1990er Jahren meist mit dem Slogan Hasseröder – Harzhaft frischer Biergenuß, in heutigen Anzeigen und Spots hingegen Hasseröder Premium Pils – Erfrischend echt oder aber Männer sind so. In den Saisons 2008/09 und 2009/10 war Hasseröder Trikotsponsor des damaligen Fußball-Drittligisten FC Erzgebirge Aue.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika war Hasseröder als Bandenwerbung bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft zu sehen. Die Anheuser-Busch InBev hat wie schon bei den vorangegangenen Fifa-Wettbewerben die Sponsoren- und Marketingrechte für Biere, welche sie normalerweise auf die Marke Budweiser überträgt. Aufgrund eines in Deutschland laufenden Streits um die Namensrechte mit Budweiser Budvar (Budweiser-Streit) wurde bei Spielen der deutschen Mannschaft daher Hasseröder statt Budweiser beworben.[9]

Kritik Bearbeiten

Im Februar 2014 erschienen Medienberichte, in denen sich Arbeiter des externen Dienstleisters M&G Intercon über die Arbeitsbedingungen und Unregelmäßigkeiten bei der Bezahlung beschwerten. Die in Chemnitz ansässige M&G Intercon war laut Hasseröder wiederum von einem Subunternehmer beauftragt worden, Saisonkräfte für die Leergutsortierung der Brauerei zu beschaffen. Die meist aus Osteuropa stammenden Arbeiter seien mit deutlich höheren Gehältern gelockt worden, als sie tatsächlich während der unterdurchschnittlich bezahlten Tätigkeit erhalten hätten. Zudem seien in Arbeitsverträgen sittenwidrige Passagen enthalten gewesen, die beispielsweise eine höhere Miete für die durch den Dienstleister überlassenen Wohnungen bei Nichterreichen von Mindestquoten in der Leergutsortierung androhten.[10] Aufgrund des Berichtes beendete Hasseröder die Zusammenarbeit mit M&G.[11]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hasseröder Brauerei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Pflichtangaben - Anheuser-Busch InBev Deutschland. In: ab-inbev.de. Abgerufen am 27. August 2021.
  2. a b c d e f g h Dirk Omlor: Auerhahn mit gestutzten Flügeln. In: getraenke-news.de. 25. März 2020, abgerufen am 27. August 2021.
  3. a b c d e f g Biermarken in Deutschland nach Absatz. In: aktiongutesbier.de, abgerufen u. a. am 6. April 2015 und 21. April 2018
  4. a b Brauerei aus Wernigerode: Deutscher Finanzinvestor kauft „Hasseröder“. In: mdr.de. 15. Januar 2018, abgerufen am 16. Januar 2018.
  5. Torsten Scheer: „Hasseröder“ wird auf Wachstum eingestellt. In: Volksstimme vom 9. Mai 2012.
  6. Regina Urbat: Verkauf von Hasseröder-Brauerei gestoppt. In: volksstimme.de. 2. Juli 2018, abgerufen am 2. Juli 2018.
  7. Pressemitteilung: Anheuser-Busch InBev nimmt Gespräche mit ausgewählten Interessenten für Hasseröder und Diebels wieder auf (Memento vom 3. Juli 2018 im Internet Archive) In: ab-inbev.de, abgerufen am 2. Juli 2018.
  8. Regina Urbat: Wernigerode: Hasseröder Brauerei wird nicht verkauft. In: volksstimme.de. 20. März 2019, abgerufen am 20. März 2019.
  9. Deutschlands offizielles Bier. In: faz.net vom 12. Oktober 2009.
  10. Akkordarbeit zum Hungerlohn: Wie osteuropäische Zuwanderer ausgebeutet werden. In: stern TV vom 4. Februar 2014.
  11. Nach stern TV-Bericht über Abzocke von osteuropäischen Flaschensortierern: Hasseröder beendet Zusammenarbeit mit der Firma M&G. In: presseportal.de. stern TV, 13. Februar 2014, abgerufen am 17. Januar 2017.

Koordinaten: 51° 50′ 40″ N, 10° 45′ 16″ O