Hartmut Hegeler

deutscher Pfarrer

Hartmut Hegeler (* 11. Juni 1946 in Bremen) ist ein deutscher evangelischer Pfarrer und Autor. Hegeler setzt sich für die Rehabilitierung der Opfer der Hexenprozesse ein und betreibt dazu unter anderem eine Internetseite über Anton Praetorius (siehe Weblinks).

Hartmut Hegeler

Leben Bearbeiten

Hegeler absolvierte das Ratsgymnasium Bielefeld und studierte anschließend Theologie in Bethel, Marburg und Heidelberg. Nach dem Studium ging er als Vikar der Evangelischen Kirche von Westfalen in den Auslandsdienst nach Indien. Hier studierte er 1972 ein Brunnenbauprogramm des Tamilnad Christian Council von Joseph John und Lüder Lüers.[1] Anschließend war er als Pfarrer der Evangelischen Kirche von Westfalen in Recklinghausen tätig. Von 1974 bis 1976 wurde Hegeler von Dienste in Übersee, einer Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Kirche in Deutschland, als Projektkoordinator in den Nordjemen entsandt.

Von 1976 bis 1982 war Hegeler Gemeindepfarrer in der Kirchengemeinde Dortmund-Huckarde. Anschließend arbeitete er als kreiskirchlicher Pfarrer im Evangelischen Kirchenkreis Unna und unterrichtete Evangelische Religionslehre am Märkischen Berufskolleg. Zwischen 1999 und 2009 war Hegeler Bezirksbeauftragter für den Evangelischen Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen im Kirchenkreis Unna. Weiterhin organisierte er Lehrerfortbildungen für Religionslehrer am Pädagogischen Institut Villigst und im Evangelischen Kirchenkreis Unna. Seit 2010 ist er pensioniert. Hegeler wohnt in Unna.

Arbeiten zur Hexenverfolgung und zur Rehabilitierung von Opfern der Hexenprozesse Bearbeiten

Seit 2000 beschäftigt sich Hegeler, angeregt durch Fragen von Schülerinnen, mit dem Thema Hexenprozesse und der möglichen Rehabilitierung der Opfer, die durch weltliche Gerichte (nicht durch Prozesse nach dem Kirchenrecht) verurteilt wurden. Im Jahr 2000 gründete er den Arbeitskreis Hexenverfolgung in Westfalen, der sich 2005 in Arbeitskreis Hexenprozesse umbenannt hat.[2]

Im Rahmen dieses Arbeitskreises entfaltete Hegeler zahlreiche Aktivitäten: Er hält Vorträge[3][4][5] in Akademien, Volkshochschulen, Schulen und Kirchengemeinden, beteiligt sich an Ausstellungen zu Hexenverfolgungen und über das Leben von Anton Praetorius und organisiert Lehrerfortbildungen zum Thema Hexenverfolgung. Zu diesen Themen hat Hegeler zahlreiche Publikationen vorgelegt und mit seinen Aktivitäten ein breites Medienecho hervorgerufen.[6][7][8][9][10][11][12][13][14][15][16][17]

Viele Orte haben seine Anregung zu einem ehrenden Gedenken für Pfarrer Anton Praetorius, Kämpfer gegen Folter und Hexenverfolgung, aufgegriffen.[18][19][20] Auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 und den Evangelischen Kirchentagen in Hannover 2005, Köln 2007, Dresden 2011 und Hamburg 2013[21], Stuttgart 2015, Berlin 2017, Dortmund 2019 sowie auf den Katholikentagen Osnabrück 2008, Mannheim 2012, Regensburg 2014, und Münster 2018 organisierte Hegeler gemeinsam mit der Friedrich-Spee-Gesellschaft Ratingen Informationsstände.[22]

Auf dem zweiten Ökumenischen Kirchentag in München 2010 hielt Hegeler mit dem Arbeitskreis Hexenprozesse einen Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer der Hexenprozesse ab.

Historische Forschungen Bearbeiten

Zur Geschichte seiner Heimatstadt Unna forscht Hegeler über die Einführung der Reformation[23], die Geschichte der Stadtkirche Unna und der Grabsteine im Kirchenschiff.[24][25][26][27] Seit 2020 wirkt Hegeler mit bei der Organisation der Vortragsreihe des SGV und Heimatvereins Unna.[28]

Ausstellungen Bearbeiten

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

Bücher Bearbeiten

  • Anton Praetorius, Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter. Unna 2002.
  • mit Stefan Wiltschko (Hrsg.): Anton Praetorius und das 1. Große Fass von Heidelberg. 2. Aufl., Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-405-2.
  • Medienpaket Hexenprozesse, Sek I / II, Hörbuch Hexenbuhle (CD) und Lektüre, Unterrichtsmaterialien Schülerheft und Lehrerband, Unna.
  • Reinhard Wolf (Hrsg.): Pfarrerschicksal im Dreißigjährigen Krieg. Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2009, ISBN 978-3-88309-481-6.
  • Hexenprozesse, die Kirchen und die Schuld. Geschichtswerkstatt Büdingen, 3. Aufl. Büdingen 2010.
  • mit Hetty Kemmerich: Hexengedenkstätten im Rheinland, Unna 2010. ISBN 978-3-940266-08-8
  • mit Ursula Vaupel: Hexendenkmäler in Hessen: Gedenksteine, Gedenktafeln für die Opfer von Hexenprozessen und Hexenverfolgung in Hessen, Unna 2011. ISBN 978-3-940266-15-6
  • Gedenkgottesdienst für die Opfer der Hexenprozesse. Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2012, ISBN 978-3-88309-699-5.
  • Hexengefängnis für den „Arnßpergher Burgermeister“ Henneke von Essen. Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2012, ISBN 978-3-88309-698-8.
  • Werwolf aus Wickede. Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2012, ISBN 978-3-88309-697-1.
  • Klägliche Zeitung vom schädlichen Ungewitter in Lautenbach an der Bergstraße. Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2017, ISBN 978-3-95948-322-3.
  • Geheimnis der Grabsteine der Evangelischen Stadtkirche Unna. Menschen und ihre Schicksale. Münster 2021. ISBN 978-3-643-14807-0

Aufsätze Bearbeiten

  • Anton Praetorius (1560–1613). In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 114. Band 2003, Heft 3, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, S. 357–363.
  • Der reformierte Pfarrer Anton Praetorius – Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter. In: J. Marius J. Lange van Ravenswaay, Herman J. Selderhuis (Hrsg.): Reformierte Spuren. Vorträge der vierten Emder Tagung zur Geschichte des reformierten Protestantismus, Band 8. Wuppertal, Foedus 2004.
  • Der evangelische Pfarrer Anton Praetorius. In: Renate Jost, Marcel Nieden (Hrsg.): Hexenwahn, Eine theologische Selbstbesinnung. In: Theologische Akzente, Veröffentlichungen der Augustana-Hochschule Neuendettelsau, Band 5, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2004, S. 153–173.
  • Anton Praetorius, in: Protestantische Profile im Ruhrgebiet. Fünfhundert Lebensbilder aus fünf Jahrhunderten. Herausgegeben von Michael Basse, Traugott Jähnichen, Harald Schroeter-Wittke. Verlag Hartmut Spenner, Kamen 2009.
  • Anton Praetorius (1560–1613): In Gottes Wort findet man nichts von Folterung. In: Christen an der Ruhr, Band 4, 2010, S. 14–24.
  • Hexendenkmäler in Hessen. In: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung, Darmstadt/Kassel, Band 61, 2010, S. 323–385.
  • Hegeler verfasste einige Artikel im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL).

Literatur Bearbeiten

  • Eva Mohr: Dieser Forscher entschlüsselt das Geheimnis der Werwölfe, in: Bildzeitung, Bild Ruhrgebiet, 2. August 2010, S. 11.
  • Bernd Dörries: Hexen hexen gar nicht : Wie ein evangelischer Pfarrer für die Rehabilitation mittelalterlicher Justizopfer kämpft. In: Süddeutsche Zeitung, 2. Dezember 2011, S. 11.
  • Peter Kracht: Die Würde zurückgeben – Der pensionierte Pfarrer Hartmut Hegeler. In: Westfalium – Magazin für Gesellschaft, Kultur und Lebensart, Nr. 43, Münster 2012, S. 48.
  • Guido Mingels: Ortstermin: Das schlechte Gewissen. In Köln plädiert ein Pfarrer für die Rehabilitation einer angeblichen Hexe. In: Der Spiegel, Ausgabe 8/2012, S. 67.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Tamilnad Christian Council: Milestone – three. Crop Loan Programme – Phase I – 1974 PDF; 509 KB |abruf=2022-05-14/
  2. Hartmut Hegeler auf der Internetseite www.anton-praetorius.de
  3. Mindener Tageblatt vom 9. März 2012, Vortrag Minden war Hochburg der Hexenverfolgung
  4. WAZ vom 30. April 2013, Vortrag Heimatpfleger Kreis Soest
  5. Lippstadt, Der Patriot, 3. Mai 2013, Vortrag Heimatpfleger Kreis Soest
  6. siehe Süddeutsche Zeitung, 2. Dezember 2011, S. 11
  7. dpa-Artikel Rehabilitierung Hexen Köln 2011
  8. Spiegel online: Germany Rehabilitates Its Persecuted 'Witches' 2011
  9. WDR: Rehabilitation für Katharina Henot? Als Hexe verbrannt 29. Dezember 2011 (Memento vom 8. Februar 2012 im Internet Archive)
  10. Stadt Köln rehabilitiert Opfer von Hexenprozessen, evangelisch.de, 28. Juni 2012
  11. The Times. May 3 2019. David Crossland: German priest demands pardon for 25,000 executed ‘witches’
  12. Irish Legal News Ltd. 7 May 2019: Retired pastor calls for pardons for witches executed in early modern Europe
  13. Corriere della Sera. 5 maggio 2019. Paolo Valentino: LA STORIA. Katharina, Agnes e migliaia di altre: battaglia del pastore per le «streghe». Dopo cinque secoli, l’evangelico Hegeler contesta l’accusa di rapporti col diavolo.
  14. Die Welt. 02.05.2019 Claudia Becker: Für die Opfer des Hexenwahns. Ex-Pfarrer Hartmut Hegeler bemüht sich um eine Rehabilitierung der Verfolgten. (Printversion Panorama S.23)
  15. Český rozhlas. 12.05.2019 Německý farář žádá rehabilitaci pro desetitisíce upálených čarodějnic (Der deutsche Priester fordert die Rehabilitierung von Zehntausenden verbrannten Hexen)
  16. Deutsche Welle. June 11th 2019 David Crossland: Germany: Cleric battles to exonerate innocent ‘witches‘
  17. Berlino Magazine. 14.06.2019 Marta Miotto: In Germania un prete vuole scagionare le streghe
  18. Ev. Kirchengemeinde Laudenbach 02.11.2010
  19. Pfarrerin Manuela Rimbach-Sator enthüllt die Gedenktafel am Anton-Prätorius-Haus (Memento vom 12. November 2013 im Internet Archive), Allgemeine Zeitung
  20. Hellweger Anzeiger, Kamen 15.05.2019 Stephanie Tatenhorst: Folter gibt es noch heute: Gedenken an einen Helden seiner Zeit. Bürgerantrag zu Anton Praetorius
  21. Was der „Kirchplatz Zukunft“ aus Westfalen beim Kirchentag zeigt: Hexenrehabilitation, WAZ, 2. Mai 2013, archiviert am 7. Juni 2016
  22. In Unna beteiligte sich der AK am MöglichkeitenMarkt anlässlich des Westfälischen Synodenjubiläums der Evangelischen Kirche von Westfalen am 18. Juni 2011.
  23. Stadtspiegel Lokalkompass 13. März 2015, Jürgen Thoms: Hartmut Hegeler im Nicolaihaus zum Thema Salzkrieg und Konfessionskampf
  24. Stadtspiegel Lokalkompass 10. März 2018, Jürgen Thoms: Zwei Pfarrer im Ruhestand: Jürgen Düsberg und Hartmut Hegeler mit einem spannenden Vortrag im Nicolaihaus
  25. Hellweger Anzeiger Unna 6. März 2018, Anna Gemünd: Evangelische Stadtkirche Unna. Grabsteine erzählen Geschichte. Hartmut Hegeler und Jürgen Düsberg erforschen Geschichte
  26. Hartmut Hegeler: Heilig sind diese Orte, dem Gedächtnis heiliger Gottesmänner geweiht. Das Epitaph für Thomas Balthasar Davidis in der Evangelischen Stadtkirche Unna. In: Schönes Westfalen Jahrbuch 2020, S. 112–117. ISBN 978-3-402-15826-5.
  27. Hellweger Anzeiger Unna 15. April 2020, Anna Gemünd: Die sprechenden Steine der Stadtkirche Unna. Hartmut Hegeler und Jürgen Düsberg
  28. Dirk Becker: Neues Team rettet SGV-Vortragsreihe im Nicolaihaus, Hellweger Anzeiger, Unna. 15.02.2020