Harry Suhl

deutsch-amerikanischer Physiker

Harry Suhl (* 18. Oktober 1922 in Leipzig; † 3. März 2020) war ein deutsch-amerikanischer Physiker, der sich auf die statistische Mechanik, die Nichtgleichgewichtsthermodynamik und die Festkörperphysik, insbesondere die Supraleitung, spezialisiert hatte.[1][2] Verschiedene Phänomene aus seinem Arbeitsgebiet sind nach ihm benannt, wie die Suhl-Instabilität,[3] die Suhl-Nakamura-Wechselwirkung[4] und die Abrikosov-Suhl-Resonanz.[5]

Frühes Leben und Werdegang Bearbeiten

Harry Suhl war ein Sohn des Bernhard Suhl und der Klara Bergwerk. Der Familie glückte 1939 die Flucht vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung nach England. Er erwarb 1943 einen B.Sc. an der University of Wales und 1948 einen Doktortitel in theoretischer Physik am Oriel College der Universität von Oxford.

Im Jahr 1948 trat er in die Bell Telephone Laboratories in Murray Hill, New Jersey, ein. Im Jahr 1960 wurde er zum Professor für Physik an der University of California, San Diego ernannt und 1991 zum Professor Emeritus befördert. Von 1965 bis 1968 und erneut von 1972 bis 1975 war er Vorsitzender des Fachbereichs Physik der UCSD und von 1980 bis 1991 Direktor des Instituts für reine und angewandte physikalische Wissenschaften der Universität.

Suhl war von 1955 bis 1976 Mitglied des Redaktionsausschusses von Physical Review und 1961 bis 1990 bei Solid State Communications und war Mitherausgeber mehrerer Standardwerke der Physik.

Wissenschaftliche Beiträge Bearbeiten

Mehrere von Suhl entdeckte oder erklärte Phänomene sind nach ihm benannt worden. Seine Erklärung nichtlinearer Effekte in der ferromagnetischen Resonanz ist als Suhlsche Instabilität bekannt, und eine der Hauptursachen für die Verbreiterung der Kernspinresonanz in magnetisch geordneten Medien ist als Suhl-Nakamura-Wechselwirkung bekannt.

Publikationen (Auswahl) Bearbeiten

  • Mit George T. Rado: Magnetism. Volume III, Spin arrangements and crystal structure, domains, and micromagnetics, New York: Academic Press, 1963. OCLC 915343969
  • Mit M. Brian Maple: Superconductivity in d- and f-band metals, New York: Academic Press, 1980. OCLC 6200216
  • Mit David Langreth und University of California, Santa Barbara. Institute for Theoretical Physics: Many-body phenomena at surfaces, Orlando : Academic Press, 1984. OCLC 10404262
  • Relaxation processes in micromagnetics, Oxford; New York: Oxford University Press, 2007. OCLC 191050732

Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten

Suhl erhielt 1968 ein Guggenheim-Stipendium.[6] 1966 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences, 1976 in die National Academy of Sciences aufgenommen.

Literatur Bearbeiten

  • Suhl, Harry, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 1145

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Suhl, Harry. Abgerufen am 21. September 2021 (englisch).
  2. Daniel Arovas, M. Brian Maple, Pradeep Kumar: Harry Suhl. In: Physics Today. Band 73, Nr. 12, 1. Dezember 2020, ISSN 0031-9228, S. 64–64, doi:10.1063/PT.3.4641 (scitation.org [abgerufen am 21. September 2021]).
  3. T. Matsushita, R. Nomura, H. H. Hensley, H. Shiga, T. Mizusaki: Spin dynamics and onset of Suhl instability in bcc solid3He in the nuclear-ordered U2D2 phase. In: Journal of Low Temperature Physics. Band 105, Nr. 1, 1. Oktober 1996, ISSN 1573-7357, S. 67–92, doi:10.1007/BF00754628.
  4. H. Yasuoka, Tin Ngwe, V. Jaccarino, H. J. Guggenheim: ${\mathrm{Mn}}^{55}$ Nuclear Magnetic Resonance in Mn${\mathrm{F}}_{2}$---The Suhl-Nakamura Interaction. In: Physical Review. Band 177, Nr. 2, 10. Januar 1969, S. 667–672, doi:10.1103/PhysRev.177.667 (aps.org [abgerufen am 21. September 2021]).
  5. P. Fazekas und A. Zawadowski: The role of many-particle intermediate states in the formation of the Abrikosov-Suhl resonance. Abgerufen am 21. September 2021 (englisch).
  6. John Simon Guggenheim Foundation | Harry Suhl. Abgerufen am 21. September 2021 (amerikanisches Englisch).