Harald Eckstein

deutscher Jazzmusiker

Harald Eckstein (* 1938; † Juli 2018) war ein deutscher Jazzmusiker (Piano). Als Musiker beeinflusste er das norddeutsche Jazzgeschehen und gehörte in den 1960er Jahren mit seinem Harald Eckstein Sextett zu den stilbildenden Bands der Bremer und Bremerhavener Jazzszene.

Leben und Wirken Bearbeiten

Harald Eckstein kam ursprünglich aus Ulm, wo er Ende der 1950er Jahre erste Auftritte als Jazz-Pianist hatte und im Umfeld des damaligen Ulmer Jazzlokals „Gaslaterne“ als einer der „Jazzstars der Stadt“ galt.[1] Er war Amateurmusiker und arbeitete eigentlich als Werbegrafiker. Anfang der 1960er Jahre zog er mit seiner Frau nach Bremen, wo er bei der Werbeagentur Wächter eine Anstellung fand und sich später selbstständig machte.[2]

In Bremen gründete er auch das Harald Eckstein Sextett, dem außer Harald Eckstein (Piano) in der Erstbesetzung Josef „Sepp“ Blecher (Bass), Ed Kröger (Tenorhorn, Posaune), der Afroamerikaner William McKay (Trompete), Rolf Schmidt (Schlagzeug) und Jochen Voß (Saxophon) angehörten.[3] Ecksteins Gruppe trat als Combo, anfangs als Quintett oder später als Sextett vor allem in dem Ende der 1950er Jahre gegründeten Bremerhavener Jazzclub „Chico’s Place“ auf. Damals war es ein Club, in den die in Bremerhaven-Weddewarden stationierten schwarzen GIs gingen und spielten, und in dem es „teilweise riesige Sessions mit tollen Musikern“ gab. Anfang 1965 spielte das Sextett in Bremen zur Neueröffnung des Jazz-Lokals Lila Eule – nach dessen Umzug in die Bernhardstraße im Bremer Viertel –, wo Ecksteins Gruppe fortan zur Hausband wurde und dort regelmäßig zweimal in der Woche auftrat.[2][4] 1965 und 1966 nahmen sie an den Jazz-Festivals im StuBu des Studentenbundes Bremen teil.[5]

Die Band orientierte sich stilistisch am Modern Jazz und bevorzugte dabei den Hard Bop sowie den Soul-Jazz. Das „brillant eingespielte Sextett“ nahm erfolgreich am Amateur-Jazzfestival Düsseldorf, am Deutschen Jazzfestival Frankfurt am Main, am Amateur Jazz Festival Zürich und dem in Wien teil. 1965 würdigte die Zeit die Stilsicherheit der Band.[6] Im gleichen Jahr drehte Siegfried Schmidt-Joos für Radio Bremen unter dem Titel „Jazz im Teufelsmoor“ ein Porträt des Harald Eckstein Sextetts; Drehort war die damalige „Jazzmühle“ in der nördlich von Bremen und am Rande des Teufelmoors gelegenen, niedersächsischen Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck. Die Gruppe spielte auch im Park Hotel Bremen für den thailändischen König Bhumibol Adulyadej – und jammte sogar mit ihm.[7] Als Preisträger des Düsseldorfer Amateur-Jazzfestivals 1966 reiste die Band 1967 nach Kanada und in die Vereinigten Staaten, wo sie in Montreal, New York City und beim Newport Jazz Festival in Rhode Island Konzerte gab.[2]

1971 gastierte Eckstein mit einer Quartettbesetzung beim Montreux Jazz Festival. Nachdem sich einige der Amateurmusiker wieder ihren eigentlichen Berufen zugewandt hatten, löste sich das Sextett allmählich auf. Eckstein verkleinerte die Band zum Quintett und spielte weiterhin in der Lila Eule. Zur letzten Quintettbesetzung der 80er Jahre gehörten neben Harald Eckstein und Jochen Voß, der Kontrabassist Sigi Busch, Posaunist Hans Kämper und Schlagzeuger Hannes Clauss. Dieses Quintett erhielt 1988 den niedersächsischen Jazzpodium-Preis.

1989 hatte die Band einen ihrer letzten Auftritte im damaligen Bremer Jazzclub „Dix“, das sich im Tivoli-Hochhaus beim Bahnhofsplatz befand.[2]

Im Jahr 2000 zog Eckstein mit seiner Frau nach Worpswede nahe Bremen.[8] Harald Eckstein starb im Juli 2018 im Alter von 79 oder 80 Jahren.[2]

Literatur Bearbeiten

  • (ms): Fünf Weiße und ein Schwarzer machen schwarze Soul-Jazz-Musik. In: Weser-Kurier. 25. April 1965, S. 12.
  • Christian Emigholz: Ein Kapitel Bremer Jazzgeschichte. Der Pianist Harald Eckstein, der die Lila Eule in ihren Anfangsjahren prägte, ist gestorben. In: Weser-Kurier. 15. September 2018, S. 23 (Nachruf).
  • Rolf Schmidt: Ecksteine – Als der Bebop nach Bremen kam. Kellner-Verlag, Bremen 2021, ISBN 978-3-95651-274-2.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Michael Peter Bluhm: Als der Jazz an die Donau kam. In: Augsburger Allgemeine. 11. Dezember 2015 (Online-Artikel auf augsburger-allgemeine.de [abgerufen am 15. September 2018]).
  2. a b c d e Christian Emigholz: Ein Kapitel Bremer Jazzgeschichte. Der Pianist Harald Eckstein, der die Lila Eule in ihren Anfangsjahren prägte, ist gestorben. In: Weser-Kurier. 15. September 2018, S. 23 (Nachruf).
  3. Harald Eckstein Sextett. In: jazzindex.ch. Abgerufen am 15. September 2018 (Angaben zum Harald Eckstein Sextett, mit Bild der Band beim Jazzfestival Zürich 1966).
  4. Vgl. Christian Emigholz: Jazz-Posaunist Ed Kröger feiert 50 Jahre Bühnenerfahrung. In: Weser-Kurier. 15. Oktober 2013 (Online-Artikel auf weser-kurier.de [abgerufen am 15. September 2018]).
  5. Vgl. Veranstaltungskalender im Weser-Kurier in den Jahren 1965 und 1965 zu Veranstaltungen des Studentenbunds Bremen im „Studentenhaus“ (StuBu) in Bremen, Ostendorpstraße 1 (gemäß digitalem Zeitungsarchiv des Weser-Kuriers); sowie gemäß Angaben des Zeitzeugen Roland Kutzki, damals Vorsitzender des Studentenbundes Bremen.
  6. Siegfried Schmidt-Joos: Ausbruch aus der Konvention. Erstes Internationales Amateur-Jazz-Festival in Düsseldorf. In: Die Zeit. Nr. 43/1965, 22. Oktober 1965 (Online-Artikel auf zeit.de [abgerufen am 15. September 2018]).
  7. Thomas Kuzaj: Die „Ecksteine“ und der heiße Soul-Jazz aus Bremen. kreiszeitung.de, 9. November 2021, abgerufen am 8. Februar 2022.
  8. Lars Fischer: Buchenmord in Worpswede. In: Wümme-Zeitung. 14. Juli 2016 (Online-Artikel auf weser-kurier.de [abgerufen am 15. September 2018]).