Hansjürg Mey

Schweizer Informatiker

Hansjürg Mey (* 19. September 1934 in Zürich, heimatberechtigt ebenda; † 1. September 2020[1]) war ein Schweizer Informatiker.

Leben Bearbeiten

Mey wuchs in Zürich auf. Dort besuchte er die Oberrealschule Zürich und schloss mit der Matura Typ C in 1953 ab. Anschliessend studierte er Elektrotechnik an der ETH Zürich und erhielt 1958 das Diplom als Elektroingenieur. Nach Einstieg in die Berufswelt promovierte er berufsbegleitend 1969 mit einer Dissertation unter dem Titel Linear-algebraische Behandlung digitaler Signale und Systeme bei Heinrich Emil Weber.[2]

Seine erste Arbeitsstelle als Entwicklungsingenieur fand er bei der Firma Gretag AG, wo er auf den Gebieten Fototechnik und Kryptografie von 1959 bis 1968 tätig war. Dort war er Projektleiter für das Funkfernschreib-Chiffriergerät TC-535.[3] In 1969 wechselte er zur Telekommunikationsfirma Hasler Bern. Dort baute er eine eigene Forschungsabteilung auf. Anschliessend wurde er bis 1979 Verantwortlicher für Forschung und Entwicklung der gesamten Firma.[4] Er hatte von 1970 bis 1978 zudem einen Lehrauftrag für Digitale Systeme an der ETH Zürich.[5]

Mey wurde 1979 als erster Ordinarius für Informatik an die Universität Bern berufen. Als an einer der ersten Hochschulen in der Schweiz baute Mey dort einen Studiengang in Informatik auf.[6] Später übernahm er die Leitung des Instituts für Informatik und angewandte Mathematik bis 1991. Von 1991 bis zu seiner Emeritierung in 1999 war er Honorarprofessor mit einem Pensum von 20 Prozent. Dies erlaubte ihm weitere Tätigkeiten in Ausbildung und Industrie. Nachdem die Hasler Holding Teil der Ascom Holding geworden war, wurde er 1991 Mitglied der Konzernleitung als Chief Technology Officer (CTO) und leitete zudem die Tochterfirma Ascom Tech AG.[4] Seine Tätigkeiten in der Industrie einerseits und der Hochschulforschung andrerseits wurden als kultureller Spagat bezeichnet.[6] In beiden Bereichen fand er Anerkennung.

Eine Initiative von Mey war die Schaffung des Technologiezentrums Bern, heute Berner Technopark genannt, welcher seit 1993 operativ ist.[7] Auch die Zusammenarbeit verschiedener universitärer Fachgruppen zur Erforschung der Neuroinformatik seit 1995 hatte Pioniercharakter.[6]

Mey war verheiratet und hinterliess einen Sohn und eine Tochter. Seine Tochter Eva Mey ist als Projektleiterin an der ZHAW tätig.[8] Seinen ältesten Sohn Daniel Mey verlor er schon früh.[9]

Weitere Tätigkeiten Bearbeiten

  • 1984 bis 1996: Mitglied des schweizerischen Wissenschaftsrates
  • 1984 bis 1994: Oberstleutnant in der Schweizer Milizarmee
  • 1987 bis 1991: Verwaltungsrat der Ascom AG in Bern
  • Verwaltungsrat der Wifag Maschinenfabrik in Bern[10]
  • Präsident der Forschungskommission des VSM, heute Swissmem
  • 1996 bis 2000: Präsident der Eidgenössischen Fachhochschulkommission
  • 1992 bis 2004: Stiftungsrat der Hasler Stiftung
  • Mitgründer der Softwareschule Schweiz.[5]
  • Mitglied des Rotary Clubs Bern

Veröffentlichungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Mey, Hansjürg. Base de données des élites suisses au XXe s, abgerufen am 10. September 2020.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Traueranzeigen von Hansjürg Mey | trauer.nzz.ch. Abgerufen am 23. September 2020 (deutsch).
  2. Linear-algebraische Behandlung digitaler Signale und Systeme. Dissertation Nr. 4341, ETHZ 1969, abgerufen am 9. September 2020
  3. Rudolf J. Ritter: Fernmeldematerial der Schweizerischen Armee seit 1875. 10. Folge, S. 7–8, Generalstab Führungsunterstützung, Bern 2002.
  4. a b Zu Emeritierung von Prof. Hansjürg Mey. (Memento des Originals vom 27. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.inf.unibe.ch Universität Bern, Unilink 1999, abgerufen am 25. September 2020.
  5. a b Hansjürg Mey: TECHNIKVERSTÄNDNIS als vernachlässigter Teil der Allgemeinbildung. Werkspuren 2/2004, do-it-werkstatt.ch, abgerufen am 9. September 2020
  6. a b c Patrick Imhasly: Visionär mit klarem Blick. In: Der Bund, 5. November 1999, S. 9.
  7. Technologiezentrum nimmt Gestalt an. Computerwoche, 18. Juli 1986, abgerufen am 9. September 2020
  8. Prof. Eva Mey.zhaw.ch, abgerufen am 9. September 2020.
  9. Daniel Mey: Stahlbein: Bericht vom Überleben eines Unfalls. Pendo, Zürich 1986. ISBN 3-85842-111-1, abgerufen am 9. September 2020.
  10. Birgit Voigt: Fräulein Doktor war zu gütig. NZZ vom 29. November 2009, abgerufen am 10. September 2020