Hahn (kurländisches Adelsgeschlecht)

Hahn ist der Familienname eines deutsch-baltischen Adelsgeschlechts, welches im Herzogtum Kurland und Semgallen ansässig war. Der ursprüngliche Name war Hane, dieses war ein altes mecklenburgisches Adelsgeschlecht und kann bis in das Jahr 1230 beurkundet werden.

Wappen derer von Hahn, Kurland und Oesel: roter Hahn

Aus dem mecklenburgischen Hauptstamm Hahn zweigte sich die hier behandelte kurländische Linie ab. Sie führte später den Titel Baron oder Freiherr (Baronin, Baronesse, Freifrau, Freiin). Als Ahnherr der baltischen Linien wird Ludolf Hahn (um 1300) angeführt, dessen Nachkommen gründeten später ihren Hauptsitz mit Heinrich von Hahn (um 1518) in Postenden bei Talsen.

Auf der Ostseeinsel Ösel war ein gleichnamiges Adelsgeschlecht ansässig, das auf Johann August von Hahn (um 1725–1799) als seinen Stammvater zurückblickt und das gleiche Wappen wie die kurländischen Hahns führte.

Geschichte Bearbeiten

Gemäß den Genealogischen Handbüchern Kurlands und Ösels stammen beide Zweige aus Mecklenburg und obwohl beide Stammfamilien das gleiche Wappen führen, „ist ein genealogischer Zusammenhang zwischen beiden Familien nicht nachweisbar“.[1] Im Jahre 1476 wurde ein Vorfahre des Heinrich von Hahn (um 1518) vom Deutschen Orden mit der Ortschaft Postenden belehnt.

 
Schloss Postenden bei Talsen (1999)

Der Hauptsitz der Adelsfamilie von Hahn in Kurland war Schloss Postenden[2] bei Talsen, einer Kleinstadt im heutigen westlichen Lettland, dem früheren Herzogtum Kurland und Semgallen.

Wappen Bearbeiten

Blasonierung des Stammwappens: „Im silbernen Schilde und auf dem Helme ein mit dem rechten Fusse ausschreitender, rechts gekehrter, roter Hahn“.[3]

Stammtafel Bearbeiten

Tafel I. Heinrich von Hahn (um 1518)

  • Jürgen († 1552)
    • Gert (um 1576)

Tafel II. Georg (um 1619) (Stamm Postenden)

  • Heinrich († 1661)
    • Georg († 1713/14)

Tafel III. Philipp Heinrich († 1740)

  • Eberhard Christoph (1718–1766), Herr auf Postenden
    • Adolph Georg (1749–1823)
      • Paul Baron von Hahn (1793–1862)
        • Adam Johann Paul (1828–1901)
          • Kuno Friedrich (1861; † 1918 in Berlin) ⚭ 1. Marie von Fircks (1868–1895), 2. Irmgard von Fircks (1873–1957)
            • Paul Adolf von Hahn (1894 auf Gut Weiß-Plonian, † 1986) ⚭ Anna von Rosen (1899–1995)[4]
              • Paul von Hahn (1924–1942)

Stammfolge A – Haus Postenden: Theodor (1788–1866)

Stammfolge B – Haus Asuppen (siehe unten)

  • Adolph von Hahn (* 1824 in Mitau; † 1882 in Riga), Herr auf Asuppen ⚭ Amalie Gräfin Keyserling (1831–1891)
    • Johann (Hans) von Hahn-Asuppen (1864–1911) ⚭ Marie von Koskull-Adsirn (1878–1945)
      • André von Hahn-Asuppen (* 1905 in Königsberg; † 1979 in Mazoe, Rhodesien) ⚭ 1. Beate von Nolcken (1910–1982), 2. Jean Duncan (1912–2006)[5]

Stammfolge C – Haus Wahnen (erloschen)

Stammfolge D – Haus Schnepeln (siehe unten)

Tafel IV. Johann (um 1711)

  • Friedrich († 1547)
    • Heinrich († 1597)

Tafel V. Heinrich (um 1612) Stamm Aahof-Feldhof-Slugtin-Pommusch

  • Heinrich (um 1641)

Tafel VI. Christoph (um 1709)

Tafel VII. Heinrich Johann (um 1701)

  • Christoph Heinrich (um 1720)
    • Otto Adam († 1752)

Stammfolge E – Haus Glugtin-Pommusch: Otto Karl

  • Otto Georg († 1753)
    • Wilhelm Rafael

Tafel VIII. Johann Rafphael († 1817)

Tafel IX. Hermann († 1640) Stamm Memelhof

  • Friedrich (um 1667)

Tafel X. Christoph Georg († 1699)

  • Friedrich († 1713)
    • Philipp Georg († 1757 erloschen)

Tafel XI. Friedrich († 1771)

  • Friedrich († 1807)

Stammfolge F – Haus Memelhof : Johann Friedrich Wilhelm

Tafel XII. Georg Wilhelm

  • Reinhold († 1806, erloschen)

Stammfolge Kurland – Haus Postenden Bearbeiten

  • Theodor von Hahn aus dem Hause Postenden (Федор Васильевич барон Ган; * 1788 in Mitau; † 1866), Landesbevollmächtigter für Kurland und russischer Wirklicher Staatsrat ⚭ Henriette Gräfin von der Pahlen († 1866)
    • Edmund Peter Wilhelm (* 1813 in Reval; † 1879 in Zehren), Herr auf Postenden ⚭ Caroline von Manteuffel-Szöge (1818–1886)
      • Philipp Heinrich Theodor (* 1843 in Lubb-Essern; † 1920 in Ludwigslust), Herr auf Postenden ⚭ Marie von Grotthuß (1864–1907)
        • Eberhard (* 1893–1945 gefallen in Redichau), Herr auf Postenden ⚭ Anita von Keyserlingk (* 1895)
          • Philipp (* 1921)
          • Georg (* 1934)
          • Albrecht (* 1938)
        • Wilhelm Nikolaus (* 1895) ⚭ Constance Pauer-Budahegn
          • Paul Johann (* 1931)
        • Paul Edmund (1899–1934), Journalist und Schriftsteller
    • Peter Wilhelm Paul (* 1844 in Lubb-Essern; † 1919 in Lubb-Essern), Herr auf Lubb-Essern ⚭ 1. Johann von Arnim (1850–1889) 2. Hedwig von Drachenfels (* 1869)
    • Wilhelm Theodor (* 1821; † 1896 in Tuckum), Oberhauptmann zu Tuckum und Oberhofgerichtsrat ⚭ Marie von Fircks (1832–1901)
      • Paul Edmund (1859–1923) Direktionsrat ⚭ Alice von Keyserlingk (1864–1925)
        • Edmund Theodor Joachim (* 1891), Herr auf Luckenau ⚭ Karola von Rosküll (* 1905)
          • Edmund (* 1929 in Riga)
          • Joachim (* 1931)
          • Philipp (* 1934 in Zawierz)
          • Erich (* 1937 in Zawierz)
        • Cecil (* 1897 in Zawierz), Herr auf Glogowa, Rittmeister Baltische Landwehr ⚭ Dina Fürstin von Lieven (* 1903)
          • Andreas (* 1924)
          • Peter (* 1928)

Besitzungen Bearbeiten

Postenden Bearbeiten

Heinrich von Hahn erwarb um 1518 das Gut in Postenden bei Talsen, das der Hauptsitz der kurländischen Hahns wurde.

Asuppen Bearbeiten

Das Gut Asuppen (Aizupe im Bezirk Kandava/Kandau) war ab 1561 im Besitz des kurländischen Herzogs Gotthard Kettler (1517 – 1587) und ging 1635 in den Besitz von Salomon Henning, der es seinen Nachkommen vererbte. Ab 1719 nahm die Familie Peter von Koskull das Gut in seinen Besitz und 1793 wurde es von der Familie Hahn übernommen. Adolf Georg Wilhelm von Hahn (1749 – 1823) ließ zwischen 1820 und 1823 das Herrenhaus errichten. Der angrenzende Park wurde zwischen 1830 und 1840 angelegt. Das Gut war von 1793 bis zur Enteignung im Jahre 1920 im Besitz der Familie von Hahn.[8]

Schnepeln Bearbeiten

Das Herrenhaus in Schnepeln, welches auch als Schloss bezeichnet wurde, wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet und wurde durch Baron von Hahn als Jagdschloss benutzt. Das Dach war mit Tonfliesen bedeckt. Die Glanzstücke des kleinen Schlosses waren der dekorative Abschluss der Fassade, das Portalgeländer und mehrere schmuckvolle Türen. Die Schlosshalle war mit schönen Deckenmalereien verziert. Heute beherbergt das Herrenhaus eine Grundschule.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Klas Lackschewitz: Wie ich meine Zeit sah. 1880–1945. Dr. Theodor Baron v. Hahn a.d.H. Schnepeln †. Bearbeitet und herausgegeben für den Familienverband der Barone und Freiherren von Hahn, dessen Mitglieder und Freunde mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung durch die Eigentümerin des Manuskripts Freifrau Marie-Agnes v. Stechow, geb. Baronesse v. Hahn und Enkelin des Verfassers, durch Klas Lackewitz, Genealoge des Familienverbandes, Wehrhalden 2010. (PDF-Datei, 7.6 MB; (unter 5) die komplette Genealogie von Theodor von Hahn)
  • Klas Lackschewitz: Meine Lebenserinnerungen bis in das Jahr 1946, Baron André v. Hahn-Asuppen (* 1905, † 1979). Nach einem unkorrigierten Manuskript bearbeitet, kommentiert und herausgegeben von Klas und Matti Lackschewitz, Wehrhalden 2011. (PDF-Datei, 64.4 MB; (unter 1) die komplette Genealogie von André Hahn)
  • Klas Lackschewitz: Baron Paul Adolf v. Hahn (1894–1986) u.s.G. Anna (Anni), geb. Baronesse v. Rosen (1899–1995). Das Lebensbild einer deutsch-baltischen, ritterschaftlichen Familie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wehrhalden 2013. (PDF-Datei, 22.4 MB; (unter 4) die komplette Genealogie von Paul Adolf Hahn)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nicolai von Essen: Genealogisches Handbuch der Oeselschen Ritterschaft, Tartu 1935, S. 143 (Digitalisat), aufgerufen am 10. Dezember 2022.
  2. Postenden. Bilderkatalog des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung (online)
  3. G. C. F. Lisch: Wappen der Hahn. In: Geschichte und Urkunden des Geschlechtes Hahn. Mit einer Steindrucktafel. Bis 1299. (= Geschichte und Urkunden des Geschlechtes Hahn. Band 1). Stillersche Hofbuchhandlung, Schwerin 1844, S. 24–25. (Volltext in der Google-Buchsuche)
  4. Klas Lackschewitz: Baron Paul Adolf v. Hahn (1894–1986) u.s.G. Anna (Anni), geb. Baronesse v. Rosen (1899–1995). Das Lebensbild einer deutsch-baltischen, ritterschaftlichen Familie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wehrhalden 2013 (Digitalisat unter 4) herunterladbar [PDF]).
  5. Klas Lackschewitz: Meine Lebenserinnerungen bis in das Jahr 1946, Baron André v. Hahn-Asuppen (* 1905, † 1979). Wehrhalden 2011, S. 302, 303 (Digitalisat unter 1) herunterladbar [PDF]).
  6. Klas Lackschewitz: Wie ich meine Zeit sah. 1880–1945. Dr. Theodor Baron v. Hahn a.d.H. Schnepern †. Wehrhalden 2010, S. XXII–XXIV (Digitalisat unter 5) herunterladbar [PDF]).
  7. Hermann Rudolph: Zum Tod von Ulrich von Heinz: Hüter des Herrenhauses. In: tagesspiegel.de. 16. Juni 2017, abgerufen am 10. Dezember 2022.
  8. Asuppen. In: Lost places & Unlost places Baltikum, Kurland, Lettland A–D online, aufgerufen am 26. Oktober 2018.