Hölzern

Ortsteil von Eberstadt, Baden-Württemberg, Deutschland

Hölzern ist ein ehemals selbstständiger Ort, der seit 1971 zur Gemeinde Eberstadt im Landkreis Heilbronn im nordöstlichen Baden-Württemberg gehört. Er wurde im Hochmittelalter erstmals erwähnt und hat heute rund 320 Einwohner.

Hölzern
Gemeinde Eberstadt
Wappen von Hölzern
Koordinaten: 49° 11′ N, 9° 21′ OKoordinaten: 49° 10′ 45″ N, 9° 20′ 46″ O
Höhe: 202 m
Fläche: 2,52 km²
Einwohner: 340 (2009)
Bevölkerungsdichte: 135 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1971
Hölzern von Nordwesten. Im Vordergrund die A 81

Geographie Bearbeiten

Hölzern liegt am oberen, östlichen Ende des Eberbachtals, etwa 1 km östlich von Eberstadt. Der Eberbach, ein Zufluss der Sulm, entspringt weiter nördlich beim ebenfalls zu Eberstadt gehörenden Weiler Klingenhof und fließt an Hölzern, wo ihm ein Bach zufließt, vorbei nach Eberstadt im Westen. Während sich nach Westen das an dieser Stelle von der A 81 überspannte Tal öffnet, ist Hölzern in den drei anderen Himmelsrichtungen von Berghängen umgeben, die im Norden bis zur Höhe von Weinbergen und erst auf der Kuppe von Wald, im Osten und Süden hingegen auch weiter unten von Wald bedeckt sind. Durch den Wald im Osten führt die Straße nach Öhringen, die von Eberstadt bzw. Weinsberg kommt und hinter Hölzern auf einer nicht steilen, aber langen Steige den Hügel hinaufführt.[1]

Geschichte Bearbeiten

Grabungsfunde lassen vermuten, dass ein Vorläufer der Straße, an der Hölzern liegt, schon in der Eisenzeit bestand. Auch die Römerstraße, die die Kastelle Böckingen und Öhringen verband, führte vermutlich durch Hölzern.

Ob die Erwähnung eines Ortes namens Holßhofen (auch Holsshofen oder Holshofen) in einer Urkunde aus der Zeit um das Jahr 1100 sich auf Hölzern bezieht, ist umstritten. Die Urkunde ist in einer Abschrift des 16. Jahrhunderts[2] im Codex Hirsaugiensis enthalten (Cod. Hirsaug. 56 b) und dokumentiert, dass Cunisa de Wirspach bzw. Cuniza von Würzbach, Mutter des Grafen Adelbert (III.) von Calw,[3] dem Kloster Hirsau eine villula Holsshofen apud Winsperg sita vermachte.[Anm. 1] 1247 wird erstmals das Stift Oberstenfeld als in Hölzern begütert erwähnt,[2] das bis zu seiner Mediatisierung 1803 im Ort viele Rechte hatte und dem eine der Hölzernen Keltern gehörte.

Der Name Hölzern leitet sich von der Lage nahe am Wald ab. 1247 wird der Ort als Holzern erwähnt,[2] in Urkunden von 1402 und 1602 als Holtzern.

Im 14. Jahrhundert waren die Herren von Weinsberg Ortsherren in Hölzern, der Ort war an das Hochstift Würzburg verlehnt.[2] Mit dem Niedergang der Weinsberger kam Hölzern wie die umliegenden Orte 1450 an die Kurpfalz und 1504 an Württemberg. Der Dreißigjährige Krieg traf den Ort schwer.

Hölzern gehörte zum Amt, später Oberamt Weinsberg, nach dessen Auflösung 1926 zum Oberamt Heilbronn, dem heutigen Landkreis Heilbronn. Die Einwohnerzahl schwankte zwischen 190 Personen im Jahr 1725 und 327 im Jahr 1798 bzw. 319 im Jahr 1880. 1925 waren es 236 Einwohner. Am 27. Mai 1970, dem Tag der Volkszählung, war der Höchststand von 420 Einwohnern erreicht, der seitdem auf rund 320 Einwohner sank. Am 1. Januar 1971 wurde Hölzern freiwillig nach Eberstadt eingemeindet.[4]

Wappen und Flagge Bearbeiten

 
Wappen Hölzerns

Die Blasonierung des Hölzerner Wappens lautet: In Silber eine bewurzelte grüne Eiche, deren Stamm beiderseits von je einem grünen Schildchen begleitet ist. Die Flagge der Gemeinde war Grün-Weiß.

Die Eiche als Anspielung auf den Ortsnamen Hölzern kann seit etwa 1280 in Siegeln des Ortes nachgewiesen werden. 1938 schlug die württembergische Archivdirektion eine grüne Eiche in silbernem Feld als Wappen vor. Zur Unterscheidung von ähnlichen Wappen wurden 1960/61 auf Anraten der Archivdirektion die beiden Schildchen hinzugefügt, die, als Symbol der früheren Zugehörigkeit Hölzerns zur Herrschaft Weinsberg, dem Wappen der Herren von Weinsberg (In Rot drei silberne Schildchen) entnommen, farblich aber an die Eiche angepasst wurden. Wappen und Flagge wurden der Gemeinde am 20. Juni 1961 vom baden-württembergischen Innenministerium verliehen.[5]

Bauwerke Bearbeiten

 
Kirchturm von 1208

Der 25 Meter hohe Turm ist der einzige Überrest der Hölzerner Kirche von 1208. Das Kirchenschiff wurde 1842 abgebrochen, das an den Turm angebaute Mehrzweckhaus stammt von 1978/79. Am 1634 erwähnten Gasthaus Adler befinden sich hölzerne Säulen von 1584, die einst Bestandteil der Eberstädter Kirche waren. Das ehemalige Rathaus datiert von 1625 (umgebaut 1774), ein für einen Hölzerner Schultheißen erbautes Haus (später Gasthaus Sonne) zwei Inschriften zufolge von 1726 bzw. 1767. Im Ort befindet sich außerdem noch ein altes Backhaus.[6]

Verkehr Bearbeiten

Hölzern liegt an der Straße von Weinsberg nach Öhringen (heute die Landesstraße 1036), die das Eberbachtal mit dem Brettachtal verbindet und in einer langen Steige die Anhöhe dazwischen erklimmt. Diese Steige an der bis zum Bau der Bahnstrecke Crailsheim–Heilbronn 1862 stark frequentierten Straße musste im Zeitalter der Pferdefuhrwerke mit zusätzlich vorgespannten Zugpferden überwunden werden, weswegen es in Hölzern früher viele Herbergen gab, 1490 mindestens sechs, 1548 vier und damit deutlich mehr als in vergleichbaren Dörfern.[7]

Die 1973 fertiggestellte Bundesautobahn 81 überspannt das Eberbachtal unmittelbar westlich von Hölzern und unterquert mit dem Tunnel Hölzern die nördlich des Ortes gelegene Hölzerner Ebene zwischen Eberbach- und Brettachtal. Die nächste Autobahn-Anschlussstelle befindet sich wenige Kilometer entfernt in Weinsberg, wo sich im Weinsberger Kreuz die Autobahnen A 81 und A 6 kreuzen.

Der nächstgelegene Bahnhof ist in Weinsberg an der Bahnstrecke Crailsheim–Heilbronn, der öffentliche Personennahverkehr wird bis dort mit Bussen abgewickelt.[1]

Literatur Bearbeiten

  • Hölzern. In: Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Weinsberg (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 43). Karl Aue, Stuttgart 1862, S. 252–256 (Volltext [Wikisource]).
  • Heinz Dörnen: Eberstadt. Eine Chronik der Gemeinde. Gemeinde Eberstadt, Eberstadt 1985. Darin v. a. S. 163–173.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Zusätzliche Quellen für die Abschnitte Geographie und Verkehr: Topographische Karte 1:25 000. Blatt 6722 Hardthausen am Kocher. 8. Auflage. Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2002, ISBN 3-89021-049-X.
    Topographische Karte 1:25 000. Blatt 6821 Heilbronn. 3. Auflage. Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-89021-059-7.
    Topographische Karte 1:25 000. Blatt 6822 Obersulm. 8. Auflage. Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2000, ISBN 3-89021-060-0.
  2. a b c d Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1, S. 147.
  3. Wüstung Oberwürzbach: Forschungen in einer abgegangenen Siedlung im Nordschwarzwald (Memento des Originals vom 16. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-tuebingen.de beim Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Abteilung für Archäologie des Mittelalters (abgerufen am 14. September 2012)
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 450.
  5. Quelle für den Abschnitt Wappen und Flagge: Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und des Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Archivdirektion Stuttgart, Stuttgart 1965 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 9), S. 96.
  6. Zusätzliche Quelle für den Abschnitt Bauwerke: Julius Fekete: Kunst- und Kulturdenkmale in Stadt und Landkreis Heilbronn. 2. Auflage. Theiss, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1662-2, S. 142–144.
  7. Hartmut Gräf: Die Ämter Neuenstadt am Kocher und Weinsberg an der Wende zur Neuzeit. Thorbecke, Ostfildern 2004 (Forschungen aus Württembergisch Franken, 51), ISBN 3-7995-7652-5, S. 107–112.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Der Text lautet:
    Cunisa de Wirspach, mater Adalberti comitis, villulam, que dicitur Holsshofen, apud Winsperg sitam, sanctis apostolis Petro et Paulo atque Aurelio in siluis et in agris pene viginti hubas et molendinum vnum in eodem loco contradidit. Zitiert nach Codex Hirsaugiensis. Stuttgart, Literarischer Verein 1843 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart, 1,5). S. 82 (online hier bei der Universitätsbibliothek Freiburg)
    Während die Ortschronik (s. Literatur) davon ausgeht, dass es sich bei diesem Ort um Hölzern handelt, und die Gemeinde Eberstadt deshalb im Jahr 2000 das Jubiläum 900 Jahre Hölzern feierte (vgl. Porträt Hölzerns bei Weblinks), verneinen andere die Identität Holßhofens mit Hölzern, so Ostertag/Koch in Burg und Stadt Weinsberg, Stadt Weinsberg, Weinsberg 1977, auf S. 26, weil im fraglichen Textabschnitt des Codex Hirsaugiensis eine Mühle erwähnt wird und eine solche weder in Hölzern noch am Oberlauf des Eberbachs bezeugt sei. Auch Dumitrache/Haag bezeichnen Holßhofen in Archäologischer Stadtkataster Weinsberg, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 1999, auf S. 18/19 als „noch nicht lokalisiert“. Sowohl Ostertag/Koch als auch Dumitrache/Haag vermuten Holßhofen näher bei Weinsberg.