gulli.com war ein Webportal, das sich mit Themen der Internetnutzung beschäftigte, unter anderem mit Computersicherheit, Netzpolitik, Filesharing, Anonymität, Datenschutz und Urheberrecht.

gulli.com
Der unabhängige IT- und Tech-Kanal!
Portal, Community, Forum
Sprachen Deutsch
Gründer Randolf Jorberg
Online 1998 – 2017
https://www.gulli.com/

Das Angebot richtete sich an Computernutzer und Einsteiger. Neben dem Forum und einem Nachrichtenticker bot das Portal verschiedene Dienste an, darunter eine Topliste (Webkatalog mit Abstimmsystem), einen Subdomain-Dienst, eine Whois-Abfrage und spezialisierte Suchmaschinen.

Am 25. Mai 2018 wurde gulli.com eingestellt und die Domain zum Verkauf angeboten. Gründer Randolf Jorberg gab wenige Wochen später den Rückkauf von gulli.com bekannt.

Geschichte Bearbeiten

Die Website gulli.com wurde am 6. November 1998 von Randolf Jorberg gegründet. Neben Cracks und Seriennummern fanden sich auf der Seite auch politische Artikel. Um die Anonymität der User zu gewährleisten, wurden keine IPs gespeichert. Dies wurde bis zuletzt beibehalten.[1]

Im Januar 2000 kam das Webforum gulli:board hinzu. gulli.com betrieb von April 2000 bis Juni 2013 zwei Server, später nur noch einen im IRC-Netzwerk german-elite.net. Liberty wurde nach der Übernahme der gamigo advertising GmbH offline genommen und der #gulli Channel von den IRC OP des german-elite.net umgeleitet. Somit hat gulli.com derzeit keinen Channel und auch keinen Server mehr im german-elite.net.

2002 folgte ein kompletter Relaunch der Seite, die seitdem bis Februar 2008 von Jorbergs fliks-it solutions GmbH in Bochum betrieben wurde. Eine Untergrund-Suchmaschine kam hinzu.

Der Newsticker der Seite wurde seit Januar 2005 redaktionell gepflegt. Nach einem zweiten Relaunch der Seite im Oktober 2005 entstand im Dezember ein mittlerweile eingestellter Wikipedia-Mirror mit eigener Einstiegsseite[2] sowie ab 2009 ein IT-Glossar, der auch szenerelevante Begriffe beinhaltete.[3] Am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie der Technischen Universität Dortmund entstand 2005 in Kooperation mit gulli.com die Rubrik „Warez“ im Portal jugendszenen.com.

Seit August 2006 bot gulli.com einen NFO-Service, welcher von German NFO Source (GNS) betrieben wurde. Der Filehoster gulli:share wurde am 28. September 2007 auf der Auktionsplattform eBay angeboten und erzielte einen Preis von 6.850 Euro. Der Käufer trat jedoch vom Angebot zurück, der Dienst verblieb bei gulli.com.

Seit dem 28. Dezember 2007 hatte gulli.com einen Mail-Dienst angeboten, der auf Google Apps aufsetzte. Zum 23. Mai 2015 wurde dieser Dienst aus Kostengründen eingestellt.[4][5]

In Folge weiter andauernder rechtlicher Probleme wurde am 25. Februar 2008 der Verkauf der Seite angekündigt. Seither wurde gulli.com vom österreichischen „Gulli Community Verein“ betrieben und verwaltet. Dies sollte zunächst für die Nutzer von gulli.com keine größeren Veränderungen mit sich bringen.[6] Am 8. August 2008 wurde jedoch bekanntgegeben,[7] dass aus rechtlichen Gründen der Großteil der Börse sowie die One-Click-Hosting-Plattform gulli:share zum 11. August 2008 geschlossen werde.

Innerhalb weniger Tage nach Schließung der Börse entstanden zahlreiche gulli.com-Klone, von denen jedoch einige bereits nach wenigen Tagen wieder verschwanden. Im gulli-Forum kündigten die Betreiber an, gegen Projekte mit dem Namen „gulli“ rechtliche Schritte einzuleiten. Seit 2003 ist gulli eine beim deutschen Patent- und Markenamt eingetragene Wortmarke.[8][9]

Die früheren Betreiber von gulli.com, Richard „Korrupt“ Joos, Randolf „gulli“ Jorberg und Axel „LexaT“ Gönnemann, brachten im August 2008 mit gulli wars ein Buch zur Geschichte von gulli.com heraus, das unter einer Creative-Commons-Lizenz freigegeben ist. Darin werden Geschichten rund um die Gründung der Seite, die juristischen Konflikte und weitere Details wiedergegeben.[10]

Im Oktober 2008 übernahmen Valentin Fritzmann und die Inqnet GmbH mit Sitz in Wien das Portal.[11] Am 21. Oktober 2009 wurde es einem erneuten Relaunch unterzogen. Die Topliste für Warezseiten wurde abgeschafft.[12] Zeitgleich verlegte man den Standort der Server nach Wien.

Am 1. Juli 2013 wurde das Portal aufgrund rückläufiger Nutzerzahlen an die gamigo Advertising GmbH, eine Tochterfirma der gamigo AG mit Hauptsitz in Hamburg, verkauft.[13]

Am 25. Mai 2018, am Tag des Inkrafttretens der DSGVO, wurde das gesamte Angebot von der gamigo Advertising GmbH eingestellt und die Domain zum Verkauf freigegeben. Wenige Wochen später gab Gründer Randolf Jorberg auf seinem Blog bekannt, gulli.com zurückgekauft zu haben. Die Website enthielt noch keine Inhalte, dieser Zustand besteht seitdem fort. Die ursprüngliche Ankündigung steht auch fast 4 Jahre später auf der Website.[14]

Board Bearbeiten

Zum Portal gulli.com zählt das gulli:board. Das Board umfasste am 16. Juli 2013 insgesamt 13.250.239 Beiträge von 1.174.231 Benutzern zu 1.452.723 Themen.[15]

Im Jahr 2008 schloss die Administration aus rechtlichen Gründen wiederholt den Bereich Audio Börse des gulli:boards. Nachdem der Gulli Community Verein das Board übernommen hatte, wurde sie vorübergehend wieder geöffnet. Am 11. August 2008 wurden mehrere Teile der Börse nach einer dreitägigen Read-Only-Phase aufgrund von Konflikten mit Rechteinhabern erneut geschlossen.[7] Auch die File-Hosting-Plattform gulli:share wurde geschlossen.

Wenige Tage nach der Übernahme von gulli.com durch die gamigo Advertising GmbH kam es 2013 zum Einschnitt in der Moderatoren-Crew im Board, worauf einige von ihnen das unabhängige ngb.to gründeten.[16] Am 28. Juli 2018 zählte es 881.040 Beiträge von 9.448 Benutzern zu 34.510 Themen.

Kritik und rechtliche Konflikte Bearbeiten

Die Seite gulli.com war zu ihren Anfangszeiten aufgrund illegaler Inhalte öfter im Konflikt mit Softwareherstellern und Verwertungsgesellschaften und nur unter ständig wechselnden Adressen erreichbar.

Den Betreibern wurde außerdem vorgeworfen, Dialer an ihre Nutzer zu verbreiten.[17]

Ab 2005 drehten sich Rechtsstreitigkeiten vermehrt um kritische oder verunglimpfende Forenbeiträge. Beispielsweise wurde im Forum von gulli.com die Preispolitik der Euroweb Internet GmbH kritisiert; nach Angaben von Gulli.com zwang Euroweb daraufhin den Plattformbetreiber mit einer Einstweiligen Verfügung bei einem Streitwert von 70.000 Euro und Verfahrenskosten von 2.800 Euro dazu, entsprechende Forenbeiträge zu entfernen.[18] Dies erzeugte Kritik unter Bloggern[19][20][21][22] und auf anderen Websites.[23][24]

Weniger öffentliche Aufmerksamkeit erhielt ein späterer Konflikt mit dem Strukturvertrieb Herbalife, der im Februar 2006 um die Löschung eines Forenthreads aus dem Jahr 2000 bat, um nicht mit Scientology in Verbindung gebracht zu werden.[25]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. gulli.com: Disclaimer
  2. Gulli News – Lexikon neu gestartet (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  3. Gulli.com: gulli Relaunch: Alles neu macht der Oktober! (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.today), 22. Oktober 2009
  4. Feedbackthread zur gulli:mail-Abschaltung (Memento des Originals vom 30. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/board.gulli.com
  5. Kopie der nur per Mail verschickten Ankündigung
  6. Besitzerwechsel im gulli: Weiterbetrieb in Deutschland nicht möglich (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) bei gulli.com.
  7. a b Wichtige Ankündigung zur Börse (Memento des Originals vom 18. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/board.gulli.com bei gulli.com.
  8. Registerauskunft des deutschen Patent- und Markenamts
  9. gulli.com: Impressum
  10. Richard Joos, Randolf Jorberg, Axel Gönnemann: gulli wars. Books on Demand GmbH, 2008, ISBN 978-3-8370-4294-8.
  11. So kaperte der Wiener Schlawiner den Piratenkreuzer Gulli.com. 6. August 2009
  12. gulli.com: gulli Relaunch: Alles neu macht der Oktober! (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  13. In eigener Sache: gulli.com wechselt den Besitzer (Memento vom 1. Juli 2013 im Webarchiv archive.today)
  14. GULLI kommt zurück! | Das Randolf Jorberg Blog. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  15. Statistik mit Stand vom 16. Juli 2013, 15:16 Uhr.
  16. Lars Sobiraj: Machs gut gulli.com, es war echt schön mit dir!! In: Lars Sobiraj. 12. Juli 2013, abgerufen am 20. Februar 2019 (deutsch).
  17. taz: Hacker haben zocken gelernt, 27. Juni 2002
  18. Einstweilige Verfügung gegen gulliboard (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) bei gulli.com.
  19. Euroweb greift Blogger an (Memento vom 7. September 2012 im Webarchiv archive.today) bei gulli.com
  20. vgl. Euroweb und der merkbefreite Raum. bei blogbar.de
  21. bei qxm.de
  22. vgl. Euroweb (Memento vom 13. Februar 2007 im Internet Archive) bei nerdcore.de
  23. Bloggen für die Meinungsfreiheit bei netzeitung.de
  24. Gesicherter Forenbeitrag bei jensscholz.com
  25. gulli.com: Herbalife: nie mit Scientology auf einer Webseite (Memento vom 9. September 2012 im Webarchiv archive.today), 22. Februar 2006