Großer Preis von Deutschland 1928

Der III. Große Preis von Deutschland war ein Sportwagenrennen und fand am 15. Juli 1928 auf dem Nürburgring bestehend aus Nord- und Südschleife statt. Es führte über 18 Runden à 28,3 km, was einer Gesamtdistanz von 509,4 km entspricht.

Der Nürburgring in seiner befahrenen Version mit Nord- und Südschleife

Das Rennen Bearbeiten

Beim zweiten Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring, der erneut für Sportwagen ausgeschrieben wurde, gab es für die Fahrzeuge der Daimler-Benz AG erstmals nennenswerte Konkurrenz. Ettore Bugatti meldete für sein Unternehmen vier Fahrzeuge für Gastone Brilli-Peri, Caberto Conelli, Ferdinando Minoia und Louis Chiron. Sie trafen auf die überarbeiteten 7-Liter-Sechszylinder-Wagen von Daimler-Benz, die von Rudolf Caracciola, Christian Werner, Otto Merz, Willy Walb, Georg Kimpel und Adolf Rosenberger gefahren wurden. Trotz starker fahrerischer Leistungen konnten die Werks-Bugattis den Daimler-Dreifachsieg, angeführt von Caracciola und Werner, nicht verhindern. Bester Bugatti war der 35 C von Brilli-Peri an der vierten Stelle der Gesamtwertung.

Bei diesem Rennen gab es die ersten tödlichen Unfälle auf dem Nürburgring. Čeněk Junek, der sich mit seiner Frau Eliška Junková abwechselte, verunglückte in seinem Bugatti im Streckenabschnitt Bergwerk. Ernst von Halle überschlug sich mit seinem Amilcar im Kesselchen und starb am nächsten Tag im Alter von 23 Jahren an den Folgen dieses Unfalls.

Am Renntag war es mit Temperaturen von bis zu 40 °C im Schatten außerordentlich heiß. Diese Hitze belastete Fahrer und Fahrzeuge und war wahrscheinlich der Hauptgrund dafür, dass nur zehn von 41 Teilnehmern das Ziel erreichten. Rudolf Carraciola erlitt einen Hitzeschlag. Werner übernahm den Wagen, obwohl er sich vorher am Arm verletzt hatte und seinerseits von Walb abgelöst worden war. Walb stand zur Verfügung, nachdem er seinen Wagen durch einen Ausrutscher verloren hatte. Einziger Mercedes-Fahrer, der die gesamte 500-km-Distanz und knapp fünf Stunden unter glühender Sonne allein durchhielt und den Sieg vor Augen hatte, war Otto Merz. Doch in der letzten Runde traf ihn bei Breidscheid ein Reifenschaden, woraufhin Christian Werner ihn überholte und das Rennen gewann. Merz wurde mit 1:38 Minuten Rückstand Zweiter vor Walb, der mit einem Abstand von 8:21 Minuten folgte.[1][2]

Schirmherr der Veranstaltung war der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, einer der Befürworter der Rennstrecke, der in dem Bau die Möglichkeit gesehen hatte, Tausende von Arbeitslosen einzusetzen.[1]

Ergebnisse Bearbeiten

Schlussklassement Bearbeiten

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Fahrzeug Runden Zeit
1 S + 3.0 6 Deutsches Reich  Daimler-Benz AG Deutsches Reich  Rudolf Caracciola
Deutsches Reich  Christian Werner
Mercedes-Benz SS 18 4:54:24,0 h
2 S + 3.0 Deutsches Reich  Daimler-Benz AG Deutsches Reich  Otto Merz Mercedes-Benz SS 18 + 1:38,0 min
3 S + 3.0 Deutsches Reich  Daimler-Benz AG Deutsches Reich  Christian Werner
Deutsches Reich  Willy Walb
Mercedes-Benz SS 18 + 9:59,0 min
4 S 3.0 23 Dritte Französische Republik  Automobiles Bugatti Italien 1861  Gastone Brilli-Peri Bugatti T 35 C 18 + 10:52,0 min
5 S + 3.0 Deutsches Reich  Daimler-Benz AG Deutsches Reich  Georg Kimpel
Deutsches Reich  Adolf Rosenberger
Mercedes-Benz SS 18 + 12:05,0 min
6 S 3.0 Dritte Französische Republik  Automobiles Bugatti Monaco  Louis Chiron Bugatti T 35 C 18 + 23:02,0 min
7 S 3.0 Dritte Französische Republik  Automobiles Bugatti Italien 1861  Ferdinando Minoia Bugatti T 43 18 + 29:04,0 min
8 S + 3.0 Vereinigtes Konigreich  Tim Birkin Vereinigtes Konigreich  Tim Birkin
Vereinigtes Konigreich  Walter Hassan
Bentley 4 ½ Litre 18 + 31:04,0 min
9 V Deutsches Reich  Hans Simons Bugatti
10 V Deutsches Reich  Hans Kersting Bugatti
Ausgefallen
11 3.0 6 Deutsches Reich  Karl Kappler Deutsches Reich  Karl Kappler Bugatti T 35 C
12 3.0 9 Tschechoslowakei 1920  Čeněk Junek Tschechoslowakei 1920  Eliška Junková
Tschechoslowakei 1920  Čeněk Junek
Bugatti T 35 B
13 V Deutsches Reich  Gerhard Macher Deutsches Reich  Gerhard Macher Dixi
14 V Dritte Französische Republik  Jean Martin Dritte Französische Republik  Jean Martin Lancia
15 V Deutsches Reich  Hessische Automobil-AG Deutsches Reich  Harry Stumpf-Lekisch HAG-Gastell
16 V Deutsches Reich  Paul Bischoff Deutsches Reich  Paul Bischoff Chiribiri
17 S 3.0 Italien 1861  Federico Gomeri Italien 1861  Federico Gomeri Itala
18 V Dritte Französische Republik  Automobiles Lombard Belgien  Freddy Charlier Lombard
19 S + 3.0 Deutsches Reich  Daimler-Benz AG Deutsches Reich  Willy Walb Mercedes-Benz SS
20 S 3.0 Deutsches Reich  Nationale Automobil-Gesellschaft Deutsches Reich  A. W. Modersohn NAG
21 V Dritte Französische Republik  Raymond Siran, Cyclecars D'Yrsan Dritte Französische Republik  Raymond Siran de Cavanac D’Yrsan K Sport
22 V Dritte Französische Republik  Raymond Siran, Cyclecars D'Yrsan Dritte Französische Republik  Simas D’Yrsan K Sport
23 S 3.0 Italien 1861  Antonio Tommasini OM
24 V Vereinigtes Konigreich  D. M. K. Marendaz Limited Vereinigtes Konigreich  Donald Marendaz Marandez 11/120 HP
25 V Dritte Französische Republik  Automobiles Lombard Dritte Französische Republik  André Morel Lombard
26 3.0 Deutsches Reich  Ernst Günther Burggaller Deutsches Reich  Ernst Günther Burggaller Bugatti T 35 B
27 V Tschechoslowakei 1920  Hugo Urban-Emmerich Tschechoslowakei 1920  Hugo Urban-Emmerich Talbot 70
28 V Dritte Französische Republik  Bollack, Netter et Cie Dritte Französische Republik  Michel Doré B.N.C.
29 3.0 Deutsches Reich  Fritz Mettenheimer Deutsches Reich  Fritz Mettenheimer Bugatti T 35 B
30 3.0 Dritte Französische Republik  Automobiles Bugatti Italien 1861  Caberto Conelli Bugatti T 43
31 3.0 Dritte Französische Republik  Automobiles Bignan Dritte Französische Republik  Pierre Clause Bignan
32 V Deutsches Reich  Heinrich-Joachim von Morgen Amilcar
33 V Deutsches Reich  Hans von Meister Amilcar
34 V Deutsches Reich  Ernst von Halle Deutsches Reich  Ernst von Halle Amilcar
35 3.0 Deutsches Reich  Willi Seibel Bugatti
36 3.0 Tschechoslowakei 1920  Ottokar Bittmann Tschechoslowakei 1920  Ottokar Bittmann Bugatti
37 3.0 Deutsches Reich  Eckart von Kalnein Bugatti T 35 B
38 3.0 Deutsches Reich  August Momberger Deutsches Reich  August Momberger Bugatti T 35 B
39 3.0 Deutsches Reich  Carl Walter Andreae Bugatti
40 3.0 Deutsches Reich  Huldreich Heusser Deutsches Reich  Huldreich Heusser Bugatti T 35 B
41 3.0 Deutsches Reich  Margot von Einsiedel Deutsches Reich  Margot von Einsiedel Bugatti T 35

Nur in der Meldeliste Bearbeiten

Zu diesem Rennen sind keine weiteren Meldungen bekannt.

Klassensieger Bearbeiten

Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
S + 3.0 Deutsches Reich  Rudolf Caracciola Deutsches Reich  Christian Werner Mercedes-Benz SS Gesamtsieg
S 3.0 Italien 1861  Gastone Brilli-Peri Bugatti T35C Rang 4
V Deutsches Reich  Hans Simons Bugatti Rang 9

Renndaten Bearbeiten

  • Gemeldet: 41
  • Gestartet: 41
  • Gewertet: 10
  • Rennklassen: 3
  • Zuschauer: unbekannt
  • Wetter am Renntag: Extreme Hitze (bis zu 40 °C im Schatten)
  • Streckenlänge: 28,3 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 4:54:24,0 h
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 18
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 509,4 km
  • Siegerschnitt: 104 km/h
  • Pole Position: keine
  • Schnellste Rennrunde: Rudolf Caracciola – Mercedes-Benz SS (#7) – 15:13,2 min = 111,6 km/h
  • Rennserie: zählte zu keiner Rennserie

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Thora Hornung: 50 Jahre Nürburgring – Kurvenlabyrinth für Könner. Görres-Verlag, Koblenz 1977.
  2. Jörg-Thomas Födisch, Bernhard Völker, Michael Behrndt: Der große Preis von Deutschland – alle Rennen seit 1926. Heel Verlag, Königswinter 2008, ISBN 978-3-86852-043-9.