Großer Preis der Stadt Leipzig im Steherrennen
Das Radrennen Großer Preis der Stadt Leipzig im Steherrennen war eine Radsportveranstaltung in der sächsischen Stadt Leipzig. Es war ein Wettbewerb im Bahnradsport, der als Steherrennen ausgetragen wurde.
Großer Preis der Stadt Leipzig im Steherrennen | |
Radrennbahn | Radrennbahn Verein Sportplatz Leipzig (bis 1938), Aschenbahn des Stadions Probstheida (1948 bis 1950), Radrennbahn Leipzig (ab 1951) |
Stadt | Leipzig |
Austragungsland | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Austragungszeitraum | 1905–2009 |
Wettbewerbe | Steherrennen |
Gesamtlänge | 50–100 Kilometer |
Geschichte
BearbeitenDer Große Preis der Stadt Leipzig im Steherrennen (auch Preis der Stadt Leipzig) wurde 1905 in der Hochzeit der Steherrennen in Deutschland zum ersten Mal ausgetragen. Viele der späteren Sieger wurden in ihrer Laufbahn als Steher Weltmeister und Europameister.[1] Veranstaltungsorte waren verschiedene Radrennbahnen in Leipzig.[2]
Das Rennen variierte in der Distanz im Lauf der Jahre. Bis 1958 wurden 100 Kilometer oder 75 Kilometer im Finale, ab 1960 50 Kilometer gefahren. In einigen späteren Jahren waren es auch wieder 75 Kilometer. Der Erste Weltkrieg und der Zweite Weltkrieg unterbrachen jeweils die Tradition des Rennens. 1924 wurde das Rennen nicht ausgetragen, obwohl die Fahrer vor Ort waren, finanzielle Streitigkeiten führten zu einer Absage. Von 1948 bis 1950 fand ersatzweise ein Zweier-Mannschaftsfahren als Großer Preis statt, da Leipzig zu dieser Zeit über keine geeignete Bahn für Steherrennen verfügte.[2] 1970 verhinderte ein Dauerregen das Rennen. Die Stadt Leipzig zahlte bis 1913 dem Gewinner des Rennens mit 3.000 Mark in Goldstücken das höchste Preisgeld, das bis dahin weltweit im Steherrennen ausgelobt worden war.[3]
Der Große Preis der Stadt Leipzig im Steherrennen war von 1905 bis 1938 für Berufsfahrer offen, ebenso die Ersatzveranstaltung von 1948 bis 1950. Von 1951 bis 1992 starteten nur Amateure, ab 1993 Radrennfahrer der Eliteklasse. Ab 1951 wurde der Große Preis in der Regel in mehreren Läufen ausgetragen. In den 1960er Jahren fand das Finale dann über 50 Kilometer statt.[4]
Die Bahn, die 1951 den Namen Alfred-Rosch-Kampfbahn erhielt, wurde 1994 in Leipziger Radrennbahn umbenannt, der Name Radrennbahn Leipzig setzte sich aber als Bezeichnung durch.[5] Im Jahr 2008 war der Große Preis der Stadt Leipzig im Steherrennen mit der 79. Ausgabe das älteste noch ausgetrage Steherrennen der Welt.
Der Große Preis war auch von schweren Stürzen nicht verschont. 1906 kollidierte Thaddäus Robl mit dem Schrittmacher von Henri Contenet und stürzte schwer. Dabei erlitt er vielfache Knochenbrüche. 1967 wurde der Wettbewerb nach einem schweren Sturz von Michail Markow bei Kilometer 52 abgebrochen. Markow und vier Zuschauer wurden dabei zum Teil schwer verletzt und Markow zum Sieger deklariert.[3]
Von 1923 bis 1928 wurde auch ein Großer Preis der Stadt Leipzig im Sprint ausgetragen. Zu den Siegern gehörten Robert Spears, Lucien Michard, Avanti Martinetti und Ernst Kaufmann. Der Große Preis der Stadt Leipzig im Steherrennen hatte 80 Austragungen.
Palmarès
Bearbeiten- 1905 Piet Dickentman
- 1906 Piet Dickentman
- 1907 Peter Günther
- 1908 Arthur Vanderstuyft
- 1909 Paul Guignard
- 1910 Paul Guignard
- 1911 Peter Günther
- 1912 Peter Günther
- 1913 Robert Walthour
- 1914 Karl Saldow
- 1915–1918 nicht ausgetragen
- 1919 Karl Saldow
- 1920 Karl Wittig
- 1921 Emil Lewanow
- 1922 Emil Lewanow
- 1923 Jean Rosellen
- 1924 nicht ausgetragen
- 1925 Walter Sawall
- 1926 Gustave Ganay
- 1927 Karl Saldow
- 1928 Paul Krewer
- 1929 Emil Lewanow
- 1930 René Paul Maronnier
- 1931 Hermann Hille
- 1932 Hermann Hille
- 1933 Erich Metze
- 1934 Hermann Hille
- 1935 Erich Metze
- 1936 Erich Metze
- 1937 Erich Metze
- 1938 Walter Lohmann
- 1939–1947 nicht ausgetragen
- 1948 Rudi Mirke/Hans Preiskeit
- 1949 Rudi Mirke/Hans Kaune
- 1950 Willy Gruß/Heinz Günther
- 1951 Fritz Heinrich
- 1952 Gerd Thiemichen
- 1953–1954 nicht ausgetragen
- 1955 Bruno Zieger
- 1956 Fritz Heinrich
- 1957 Bruno Zieger
- 1958 Fritz Heinrich
- 1959 Heinz Wahl
- 1960 Georg Stoltze
- 1961 Rudi Mähl
- 1962–1964 nicht ausgetragen
- 1965 Egon Adler
- 1966 Egon Adler
- 1967 Michail Markow
- 1968 Michail Markow
- 1969 Erhard Hancke
- 1970 nicht ausgetragen
- 1971 Willi Czudeck
- 1972 Wolfgang Schmelzer
- 1973 Benny Herger
- 1974 Michail Markow
- 1975 Karl Kaminski
- 1976–1979 nicht ausgetragen
- 1980 Günter Gottlieb
- 1981 Günter Gottlieb
- 1982 Günter Gottlieb
- 1983 Ronald Hempel
- 1984 Günter Gottlieb
- 1985 Jens Kunath
- 1986 Jörg Flohrer
- 1987 Ralf Keller
- 1988 Ralf Keller
- 1989 Ralf Keller
- 1990 Ralf Keller
- 1991 Holger Ehnert
- 1992 Carsten Podlesch
- 1993 Ralf Keller
- 1994 Jens Veggerby
- 1995 Carsten Podlesch
- 1996 Ralf Keller
- 1997 nicht ausgetragen
- 1998 Ralf Keller
- 1999 Ralf Keller
- 2000 Hanskurt Brand
- 2001 Carsten Podlesch
- 2002 Stefan Klare
- 2003 Carsten Podlesch
- 2004 Peter Jörg
- 2005 Timo Scholz
- 2006 Timo Scholz
- 2007 Florian Fernow
- 2008 Timo Scholz
- 2009 Timo Scholz
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Fredy Budzinski: Taschen Rad-Welt. Ein radsportliches Lexikon. Verlag der Rad-Welt, Berlin 1921, S. 102.
- ↑ a b Auf den Spuren der historischen Radsportstätten in Leipzig. Abgerufen am 25. Januar 2025.
- ↑ a b Zur Geschichte des Preises der Stadt Leipzig. Abgerufen am 25. Januar 2025.
- ↑ Deutscher Radsport-Verband der DDR (Hrsg.): Der Radsportler. Nr. 27/1974. Berlin 1974, S. 2.
- ↑ Chronologie der Geschichte der Leipziger Radrennbahn. Aufstieg, Glanzzeit und Niedergang einer einmaligen Leipziger Sportstätte. Abgerufen am 25. Januar 2025.