Grethe Auer

schweizerisch-österreichische Schriftstellerin

Margarethe Emma[1] „Grethe“ Auer, verheiratete Güterbock, (* 25. Juni 1871 in Wien, Österreich-Ungarn; † 16. Juli 1940 in Berlin) war eine schweizerisch-österreichische Schriftstellerin.

Grethe Auer vor 1910

Leben Bearbeiten

Grethe Auer kam als eines von fünf Kindern des Schweizer Architekten Hans Wilhelm Auer (1847–1906) und der Wienerin Marie Elise Henking in Wien zur Welt. Sie besuchte zuerst eine katholische Privatschule, später eine evangelische, die sie mit 14 Jahren verließ. Im Anschluss kam sie auf eine Fortbildungsschule, in der besonders die englische Sprache gepflegt wurde, und danach eine Nähschule. Im Jahr 1888 siedelte die Familie nach Bern über.[2] Entweder studierte Auer bereits in dieser Zeit Philosophie und Literaturwissenschaften in Bern und schloss ihr Studium sogar mit einer Promotion ab[3] oder sie begann erst mit 32 Jahren, nach ihrer Rückkehr aus Marokko, an der Universität Bern Literaturwissenschaft und Philosophie zu studieren.[4] Nach einer geplatzten Verlobung zog Auer von 1897 bis 1903 zu ihrem Bruder, einem Kaufmann, nach Mazagan in Marokko, und führte diesem den Haushalt. Von der arabischen Kultur beeindruckt, lernte sie die arabische Sprache. Sie veröffentlichte gesammelte Erzählungen dieser Jahre in mehreren Erzählbänden sowie in Zeitungen wie dem Bund und der Straßburger Post.

Als ihr eine Stelle als Hausdame und Erzieherin angeboten wurde, ging sie nach Berlin. Dort lernte sie in den aus einer jüdischen Familie stammenden Privatgelehrten und Kunsthistoriker Bruno Güterbock (1858–1940) kennen, den sie 1907 heiratete. Das Ehepaar lebte in Berlin, unternahm aber in den Folgejahren zahlreiche Reisen in den Nahen Osten zu verschiedenen Ausgrabungsstätten. Der Ehe entstammten zwei Söhne, der spätere Hethitologe Hans Gustav Güterbock (1908–2000) und Bruno, genannt „Bärle“, Güterbock (1911–1951). Beide Söhne emigrierten nach 1933: Der ältere nahm eine Professur in Ankara an, der jüngere reiste nach Argentinien aus. Auer starb sechs Monate nach ihrem Mann am 16. Juli 1940 in Berlin.[5]

Ihre Werke umfassen neben Auseinandersetzungen mit der arabischen Kultur auch historische Romane. 1928 erhielt sie für ihr Gesamtwerk den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung.[6]

Werke Bearbeiten

  • Marokkanische Erzählungen. Francke, Bern 1904. (Digitalisat)
  • Marokkanische Sittenbilder. Francke, Bern 1905. (Digitalisat)
  • Dschemschid. Episode in drei Akten Mit Benützung einer altiranischen Sage. Francke, Bern 1905.
  • Bruchstücke aus den Memoiren des Chevalier von Roquesant. Herausgegeben und geordnet von Grethe Auer. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/Leipzig 1907. Digitale Neuausgabe Antigonos, Paderborn 2013. (Digitalisat)
  • Marrakesch. Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung, Hamburg 1910.
  • Gabrielens Spitzen. Zwei Erzählungen. Fleischel, Berlin 1919. (Digitalisat der Ausg. 1926)
  • Das sterbende Volk. 1921. (Vorabveröffentlichung von Dschilali in Reclams Universum)[7]
  • Dschilali. Geschichte eines Arabers. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin 1922.
  • König Echnaton in El-Amarna. 16 Bilder von Clara Siemens, Text von Grethe Auer. Hinrichs, Leipzig 1922.
  • Die Seele der Imperia. Eine Verwandlung. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin 1923.
  • Ibn Chaldun. Eine Berbergeschichte aus der Almohadenzeit. Novelle. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin 1925.
  • Suite in Dur. Vier Erzählungen. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin 1928.
  • Bonvouloir. Ein Roman aus den Vendéekriegen. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin 1929.
  • Die Zwergin Miranda. Erzählung. Bern, Francke 1934.

Literatur Bearbeiten

  • Grethe Auer: Wenn ich mein Leben betrachte... Wien – Bern – Marokko – Berlin. Erinnerungen, im Auftrag von Hans Gustav Güterbock hrsg. von Herzeleide Henning. Stapp, Berlin 1995.
  • Auer, Grethe. In: Petra Budke, Jutta Schulze (Hrsg.): Schriftstellerinnen in Berlin 1871 bis 1945. Ein Lexikon zu Leben und Werk. Orlanda Frauenverlag, Berlin 1995, S. 30–31.
  • Franz Brümmer: Güterbock, Grete. In: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Band 3. Reclam, Leipzig 1913, S. 15–16 (archive.org).
  • Güterbock, Grete. In: Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon. Metzler, Stuttgart 1981, ISBN 3-476-00456-2, (Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte 9), S. 110.
  • Jörg C. Steiner: Grete Auer / Margareta Emma Güterbock. In: ders.: ...unter fremden Sternen. Geschichten vom Leben geschrieben, ausgewählt und recherchiert. Selbstverlag, Wien 2022, ISBN 978-3-901215-13-1, S. 6–12.
  • Renate Wall: Grethe Auer. In: Renate Wall: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945. Haland & Wirth, Gießen 2004, ISBN 3-89806-229-5, S. 17–19.

Weblinks Bearbeiten

Wikisource: Grethe Auer – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Margaretha Emma (mit zeittypischer Endung auf -a) laut Taufbuch Wien Reformierte Stadtkirche, tom. VIII, fol. 78 (Faksimile); Margarete Emma laut Sterberegister Berlin-Zehlendorf, Nr. 419/1940.
  2. Renate Wall: Grethe Auer. In: Renate Wall: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945. Haland & Wirth, Gießen 2004, ISBN 3-89806-229-5, S. 17f.
  3. https://www.literapedia-bern.ch/Auer,_Grethe; abgerufen am 18. Februar 2023
  4. Renate Wall: Grethe Auer. In: Renate Wall: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945. Haland & Wirth, Gießen 2004, ISBN 3-89806-229-5, S. 18.
  5. Renate Wall: Grethe Auer. In: Renate Wall: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945. Haland & Wirth, Gießen 2004, ISBN 3-89806-229-5, S. 18f.
  6. Historisches Lexikon der Schweiz, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/028176/2001-11-05/ abgerufen am 18. Februar 2023
  7. Kein Exemplar nachweisbar