Der Grand Prix de Dieppe (auch Grand Prix automobile de Dieppe; deutsch: Großer Preis von Dieppe) war eine Automobilrennsportveranstaltung, die zwischen 1929 und 1935 insgesamt siebenmal in der Nähe der französischen Stadt Dieppe in der Normandie ausgetragen wurde.

Grand Prix de Dieppe 1934: links der Sieger Philippe Étancelin (Maserati 8CM), rechts Marcel Lehoux (Alfa Romeo Tipo B).

Strecke Bearbeiten

 
Plan des Circuit de Dieppe für den Großen Preis von Frankreich 1908

Die genutzte Strecke, der Circuit de Dieppe, hatte eine dreieckige Form, eine Länge von etwas mehr als acht Kilometern und lag etwa drei Kilometer südlich des Stadtzentrums von Dieppe. Sie bestand aus öffentlichen Straßen, die für die Rennveranstaltungen gesperrt wurden.[1]

Geschichte Bearbeiten

Die Stadt Dieppe verfügte bereits vor der Austragung des Grand Prix de Dieppe über eine lange Motorsporttradition. 1897 war die Stadt Zielort des Rennens Paris–Dieppe. Damals siegte Jamin auf Léon Bollée. 1907, 1908 und 1912 veranstaltete der Automobile Club de France (ACF) auf dem Circuit de Dieppe den Großen Preis von Frankreich. Sieger waren Felice Nazzaro (Fiat), Christian Friedrich Lautenschlager bzw. Georges Boillot (beide Mercedes).

Der erste Grand Prix de Dieppe fand am 7. Juli 1929 statt. Das Rennen war für die Formula Libre, Voiturettes, Cyclecars ausgeschrieben. Nach 25 Runden und ca. 200 km Renndistanz siegte René Dreyfus auf einem privat eingesetzten Bugatti T35B.

In den Folgejahren wurde der Grand Prix de Dieppe in verschiedenen Formaten ausgetragen – unter anderem über drei und vier Stunden Renndauer bzw. aus mehreren Läufen bestehend – und lockte immer mehr gut betuchte, international erfolgreiche Privatfahrer an. 1932 siegte mit dem Monegassen Louis Chiron (Bugatti T51) erstmals ein Werksfahrer.

Am 22. Juli 1934 verunglückte der international bekannte Rennfahrer Jean Gaupillat beim Grand Prix de Dieppe tödlich. Er verlor kurz nach dem Start des zweiten Ausscheidungsrennens auf der Anfahrt zur Virage du Val Gosset die Kontrolle über seinen Bugatti T51 und prallte gegen einen Baum. Gaupillat zog sich schwere Kopfverletzungen zu, denen er in den Morgenstunden des folgenden Tages im Krankenhaus in Dieppe erlag.[2][3]

Beim letzten Grand Prix de Dieppe, am 21. Juli 1935 gab es in dem über drei Stunden ausgetragenen Rennen einen Doppelsieg der Scuderia Ferrari, die für Alfa Romeo die Werksvertretung übernahm. Es siegte René Dreyfus vor Louis Chiron, beide auf Alfa Romeo TipoB/P3. Danach fand kein weiterer offizieller Grand Prix de Dieppe mehr statt.

Statistik Bearbeiten

Auflage Datum Klassen Sieger Zweiter Dritter Pole-Position Schnellste Rennrunde
I1 7. Juli 1929 GP, VO, CC Dritte Französische Republik  René Dreyfus (Bugatti) Frankreich  du Pouget (Bugatti) Dritte Französische Republik  Jean de l’Espée (Bugatti) unbekannt  unbekannt Dritte Französische Republik  René Dreyfus (Bugatti) und
Frankreich  du Pouget (Bugatti)
II2 20. Juli 1930 GP, VO Dritte Französische Republik  Marcel Lehoux (Bugatti) Dritte Französische Republik  Max Fourny (Bugatti) Frankreich  du Pouget (Bugatti) unbekannt  unbekannt Dritte Französische Republik  Marcel Lehoux (Bugatti)
III3 26. Juli 1931 GP, VO Dritte Französische Republik  Philippe Étancelin (Alfa Romeo) Polen  Stanisław Czaykowski (Bugatti) Vereinigtes Konigreich  Earl Howe (Delage)4 unbekannt  unbekannt Dritte Französische Republik  Philippe Étancelin (Alfa Romeo)
IV5 24. Juli 1932 GP Monaco  Louis Chiron (Bugatti) Vereinigtes Konigreich  W. Williams (Bugatti) Dritte Französische Republik  Guy Bouriat (Bugatti) Dritte Französische Republik  Jean-Pierre Wimille (Alfa Romeo) Dritte Französische Republik  Marcel Lehoux (Bugatti)
V 2. Juli 1933 GP Dritte Französische Republik  Marcel Lehoux (Bugatti) Dritte Französische Republik  René Dreyfus (Bugatti) Polen  Stanisław Czaykowski (Bugatti) Vereinigtes Konigreich  W. Williams (Bugatti) Dritte Französische Republik  Marcel Lehoux (Bugatti)
VI 22. Juli 1934 GP Dritte Französische Republik  Philippe Étancelin (Maserati) Dritte Französische Republik  Marcel Lehoux (Alfa Romeo) Vereinigtes Konigreich  Earl Howe (Maserati) Dritte Französische Republik  Philippe Étancelin (Maserati) unbekannt  unbekannt
VII 21. Juli 1935 GP Dritte Französische Republik  René Dreyfus (Alfa Romeo) Monaco  Louis Chiron (Alfa Romeo) Dritte Französische Republik  Jean-Pierre Wimille (Bugatti) Dritte Französische Republik  René Dreyfus (Alfa Romeo) Dritte Französische Republik  Jean-Pierre Wimille (Bugatti)
Legende
Abkürzung Klasse Kommentar
F1 Formel 1 Formel-1-Weltmeisterschaft ab 1950
F2 Formel 2
FL Formula libre Fahrzeugklasse in der Regel vom Veranstalter ausgeschrieben
SW Sportwagen
TW Tourenwagen
GP Grand-Prix-Fahrzeuge
↓ Durchgehende graue Linien zeigen an, wann in der Geschichte auf einem neuen Kurs gefahren wurde. ↓
Einträge mit hellrotem Hintergrund waren keine Läufe zur Automobil- bzw. Formel-1-Weltmeisterschaft.
Einträge mit gelbem Hintergrund waren Läufe zur Europameisterschaft.
1 
Sieger des Voiturette-Rennens: Dritte Französische Republik  Jean Gaupillat (Bugatti T37A); Sieger des Cyclecar-Rennens: Dritte Französische Republik  José Scaron (Amilcar)
2 
Sieger des Voiturette-Rennens: Dritte Französische Republik  Philippe Auber (Bugatti T37A)
3 
Sieger des Voiturette-Rennens: Vereinigtes Konigreich  Earl Howe (Delage Type 15 S 8)
4 
Voiturette
5 
Sieger des Voiturette-Rennens: Vereinigtes Konigreich  Pat Fairfield (ERA A-Type)

Verweise Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Louis Granon: Circuit de Dieppe: 1929–1935. Hrsg.: Palmier. Nîmes 2013 (französisch).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Leif Snellman: DIEPPE (F). www.kolumbus.fi, 1. April 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Juni 2020; abgerufen am 14. Mai 2017 (englisch).
  2. Jean Gaupillat. www.motorsportmemorial.org, abgerufen am 14. Mai 2017 (englisch).
  3. ANNO, Neues Wiener Journal, 1934-07-23, Seite 4. Abgerufen am 3. Februar 2019.