Gräpel (Estorf)

Gemeinde in Niedersachsen

Gräpel (niederdeutsch Gröpel) ist ein Ortsteil der Gemeinde Estorf im Landkreis Stade in Niedersachsen. Zu Gräpel gehört auch die kleinere Ansiedlung Schönau.

Gräpel
Gemeinde Estorf
Wappen von Gräpel
Koordinaten: 53° 34′ N, 9° 11′ OKoordinaten: 53° 34′ 4″ N, 9° 10′ 59″ O
Einwohner: 664 (1. Jan. 2012)
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 21727
Vorwahl: 04140
Gräpel (Niedersachsen)
Gräpel (Niedersachsen)

Lage von Gräpel in Niedersachsen

Blick von Westen 2013
Blick von Westen 2013

Geographische Lage Bearbeiten

Gräpel liegt zwischen Brobergen im Norden und Behrste im Süden am rechten Ufer der Oste an der Deutschen Fährstraße. Östlich liegt 1 km entfernt der Hauptort Estorf und westlich am anderen Ufer der Oste Ostendorf. Gräpel reicht mit einem kleinen Stück Land auf das andere Ufer der Oste.

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter Bearbeiten

In einer Urkunde des Grafen Friedrich von Stade aus den Jahren 1111 bis 1116 über eine Schenkung des Erzbischofs Liemar wird Gräpel unter dem Namen Grupilinga erstmals urkundlich erwähnt.[1]

Neuzeit Bearbeiten

Im Mai 1868 wurden in Gräpel beim Graben im Sand an einer Stelle, wo die Geest unter Wasser in der Oste liegt, ca. 60 cm unter der Erde römische Silbermünzen gefunden. Insgesamt sollen es 100–150 Stück gewesen sein, aber sie wurden alle einzeln verkauft. Fünf Stück davon erwarb der damalige Amtmann vom Amt Himmelpforten, Friedrich Christian Marschalck von Bachtenbrock, und schenkte sie dem Historischen Verein für Niedersachsen. Die Münzen stammten aus der Zeit der Kaiser Vespasian, Trajan, Antoninus Pius und Faustina.[2]

Stackbuschhafen und Werften Bearbeiten

Mit einem der größten Stackbuschhäfen Europas bot Gräpel bis weit in die 1960er Jahre regional ansässigen Binnenschiffern einen Überwinterungsplatz. Der örtliche Schifferverein pflegt das Andenken an die Tage, als Ewer und Binnenschiffe noch die Versorgung der Region übernahmen.

Gräpel liegt direkt an der Oste, es spielte über rund 200 Jahre neben Bremervörde in dieser Region als Hafen und besonders als Werftstandort eine wichtige Rolle. Gräpel hatte neben zwei kleinen Neubau-Werften (Barthold Siems und Johann Steffens) zwei kleine Reparaturwerften und um 1900 waren hier 18 Reeder beheimatet. Die von Gräpeler Werften gebauten Schiffe wurden vorwiegend an die Schiffer der näheren Umgebung bis Hamburg und Cuxhaven geliefert, die vorwiegend als Eigner fuhren. Die kleineren Schiffe wurden hauptsächlich in der Flussschifffahrt bis Hamburg, Bremen oder Bremervörde genutzt. Zu dieser Zeit spielte für die kleinen Segler besonders im Sommer die Torfschifffahrt eine große Rolle. Die größeren Schiffe dieser Werften wie auch die von tom Wörden wurden auch im Küstenverkehr bis England eingesetzt.

Regionale Angehörigkeit Bearbeiten

Vor 1885 gehörte Gräpel zur Börde Oldendorf im Amt Himmelpforten, nach 1885 zum Kreis Stade und seit 1932 zum jetzigen Landkreis Stade.

Eingemeindung Bearbeiten

Bereits 1910 bildete Gräpel mit dem Gehöft Schönau einen Gemeindeverband.[3]

Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Gräpel nach Estorf eingemeindet[4] und in die Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten eingegliedert.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1791[5] 24 Feuerstellen
1824[6] 46 Feuerstellen
1848[7] 324 Leute, 56 Häuser
1871[8] 392 Leute, 66 Häuser
1910[3] 488
1939 472
1961 597
2012 664

Religion Bearbeiten

Gräpel ist evangelisch-lutherisch geprägt und gehört zum Kirchspiel der Martinskirche in Oldendorf. Für die (wenigen) Katholiken ist die St.-Michaelskirche zuständig, die seit dem 1. September 2010 zur Kirchengemeinde Heilig Geist in Stade gehört.

Politik Bearbeiten

Wappen Bearbeiten

Blasonierung: Das Wappen von Gräpel zeigt auf silbernen Grund einen schwarzen Grapen.

Bedeutung: Der Grapen steht symbolisch für den Ortsnamen.

Kultur Bearbeiten

Vereine Bearbeiten

Verkehr und Infrastruktur Bearbeiten

 
Prahmfähre Gräpel über die Oste

Verkehr Bearbeiten

Die Kreisstraße 82 führt von Gräpel nach Brobergen sowie in die andere Richtung über die Landesstraße 114 nach Behrste und Elm. Über den Dannenkamp ist Gräpel mit Estorf verbunden, das nur einen halben Kilometer entfernt liegt. Verkehr mit der linken Seite der Oste ist nur sporadisch im Sommer über die kleine Ostefähre Gräpel möglich oder über die feste Ostebrücke in Bremervörde.

Der nächste Bahnanschluss besteht im 11 km entfernten Himmelpforten an die Niederelbebahn (CuxhavenHamburg).

Die Buslinie 2027 der KVG Stade führt über Estorf, Himmelpforten und Mittelsdorf nach Stade. Diese verkehrt jedoch nur selten, und auch nur von Montag bis Samstag.

Tourismus Bearbeiten

Vatertagstouren zum Gräpler Gasthof Plate direkt am Osteufer, wo sich auch die Fähre befindet, sind sehr beliebt. Dort findet zum Abschluss des Vatertags eine Feier mit je nach Witterung bis zu mehreren Tausend Beteiligten statt. Auch bei Radfahrern und Anglern sind Ausflüge nach Gräpel sehr beliebt.

Bildung Bearbeiten

Heute befindet sich in Gräpel keine Schule mehr. Die Grundschule Gräpel wurde in den 1990er Jahren geschlossen. Seither besuchen die Schüler aus Gräpel die Grundschule Estorf. Weiterführende Schulen befinden sich in Oldendorf (Oberschule mit Gymnasialzweig), Stade (Vincent-Lübeck-Gymnasium) und Bremervörde (Gymnasium Bremervörde).

Unternehmen Bearbeiten

In der Ostestraße hatte die Volksbank Fredenbeck-Oldendorf eine Filiale, die 2016 schloss.

Ver- und Entsorgung Bearbeiten

Das Abwasser wird seit September 1991 im Klärwerk Gräpel gereinigt. Das Klärwark wurde 1990/1991 von der ehemaligen Samtgemeinde Oldendorf erbaut und ist für das Abwasser von Gräpel und Estorf zuständig. Das Klärwerk liegt südwestlich des Ortes an der Oste. Zum 1. Januar 2004 hat der Trinkwasserverband Stade die Kläranlage übernommen. Ausgelegt ist die Anlage für 1400 Personen; derzeit sind ca. 1200 angeschlossen.[9]

Literatur Bearbeiten

  • Friedrich Holst: Grupilinga und die Töchter, die Geschichte der Gemeinde Estorf. 1981

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gräpel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Johann Martin Lappenberg (Hrsg.): Hamburgisches Urkundenbuch. Band 1. Perthes – Besser & Mauke, Hamburg 1842, S. 125 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  2. Zeitschrift. 1869 (google.de [abgerufen am 30. September 2019]).
  3. a b Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. Königreich Preußen – Provinz Hannover – Regierungsbezirk Stade – Landkreis Stade. In: www.gemeindeverzeichnis.de. Uli Schubert, 27. März 2017, abgerufen am 16. Januar 2018.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 246.
  5. Christoph Barthold Scharf: Statistisch-Topographische Samlungen Zur Genaueren Kentnis Aller Das Churfürstenthum Braunschweig-Lüneburg Ausmachenden Provinzen. Verfasser, 1791 (google.de [abgerufen am 1. Oktober 2019]).
  6. C. H. C. F. Jansen: Statistisches Handbuch des Königreichs Hannover. In Commission der Helwings̓chen Hofbuchhandlung, 1824 (google.de [abgerufen am 1. Oktober 2019]).
  7. Friedrich W. Harseim, C. Schlüter (Hrsg.): Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover. Schlüter, 1848, S. 134 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  8. Prussia (Germany) Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung: Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871. Verlag des Königlichen Statistischen Bureaus, 1873 (google.de [abgerufen am 1. Oktober 2019]).
  9. city-map: Trinkwasserverband Stader Land – TWV Stade | Dollern. Abgerufen am 30. September 2019.