Gottfried Richter (Orgelbauer)

deutscher Orgelbauer

Gottfried Richter (* 1643; † 15. Mai 1717 in Döbeln) war ein deutscher Orgelbauer des 17. Jahrhunderts.

Richter-Orgel in Pomßen von 1671

Leben und Werk Bearbeiten

Gottfried Richter wurde als Sohn des Lehnrichters Johann Richter aus Flöha geboren. Er erlangte im Jahr 1666 das Bürgerrecht in Döbeln und heiratete die Witwe des Orgelbauers Car(o)l Müller. Er war zudem Stadtrichter und Bürgermeister in Döbeln.[1]

Von ihm stammt die älteste, weitgehend erhaltene und spielbare Orgel Sachsens. Sie ist in der ev. Kirche in Parthenstein-Pomßen aufgestellt und wurde im Jahre 1671 errichtet. Das einmanualige Werk verfügte ursprünglich über 12 Register. Im Jahr 1727 ergänzte der Orgelbauer Johann George Gordt aus Mittweida ein zusätzliches Pedalregister. Gottfried Hildebrand aus Leipzig entfernte 1887 zwei Register und erneuerte die Klaviaturen. Orgelwerkstatt Wegscheider restaurierte das Instrument in den Jahren 2004 bis 2006 und führte es wieder auf den ursprünglichen Zustand zurück.[2] Richter gestaltete den fünfteiligen Prospekt historisierend im Stil der Renaissance, weshalb die Orgel früher um 1600 datiert wurde. Die mittleren drei langen Pfeifen sind bossiert und haben gedrehte Füße und vergoldete Labien. Die Ober- und Unterlabien der Prospektpfeifen weisen Kielbögen auf. Die seitlichen Flügeltüren sind mit Grisaille-Malereien verziert. Die ursprüngliche Disposition ist dank der „Orgell-Predigt“ des Pomßener Pastors Immanuel Weber am Palmsonntag 1671 überliefert.[3]

Gottfried Richters Bruder George Richter arbeitete teils mit Gottfried zusammen und war teils selbstständig. Nach dem Tod Gottfrieds übernahm George dessen Werkstatt und führte sie fort. Er ist zwischen 1694 und 1718 als Orgelbauer nachweisbar.[4]

Gottfried Richters Grabstein ist an der St. Nicolaikirche in Döbeln aufgestellt.[5]

Werkliste Bearbeiten

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Anmerkungen
1670 Zethau I
1670/1671 Pomßen Wehrkirche Pomßen
 
I/P 12 weitgehend erhalten[2]
1672 Großböhla I/P
1676 Hartha I 9
1677 Grimma Klosterkirche
1678 Frauenhain (Röderaue) II/P 12
1679/1680 Großschirma I/P 12
1683 Weistropp
um 1688 Bieberstein (Reinsberg)
1694 Teupitz Heilig-Geist-Kirche   I 7 Gehäuse erhalten
1699 Constappel
1708 Wurzen-Nitzschka

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens (Hg.): Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!: Kirchenmusik in Sachsen in Vergangenheit und Gegenwart. 2004, S. 160
  2. a b Die Renaissance-Orgel in der Wehrkirche zu Pomßen, abgerufen am 4. Januar 2015.
  3. Felix Friedrich, Vitus Froesch: Orgeln in Sachsen – Ein Reiseführer (= 257. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde). Kamprad, Altenburg 2012, ISBN 978-3-930550-89-0, S. 51.
  4. Pape, Hackel (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 2: Sachsen und Umgebung. 2012, S. 307.
  5. Pape, Hackel (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 2: Sachsen und Umgebung. 2012, S. 306.