Gordon Spice

Autorennfahrer und Rennstallbesitzer

George Gordon Spice (* 18. April 1940 in London; † 9. September 2021 ebenda) war ein britischer Automobilrennfahrer, Rennwagenkonstrukteur und Rennstallbesitzer.

Der von Gordon Spice gefahrene Domo Zero RL beim 6-Stunden-Rennen von Silverstone 1979
Der Rondeau M379 mit dem Gordon Spice 1980 Dritter beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans wurde

Motorsport-Karriere als Fahrer Bearbeiten

Als Gordon Spice 1985 Spice Engineering gründete und mit Eigenkonstruktionen bei internationalen Sportwagenrennen an den Start ging, konnte der Brite auf eine mehr als zwanzigjährige Karriere als Rennfahrer zurückblicken. Spice fuhr Touren- und Sportwagenrennen und war über die Formel 5000 auch im Monopostosport aktiv. Rennen fuhr er bis 1989.

Erfolge im Sportwagen Bearbeiten

Spice begann Mitte der 1960er-Jahre professionell Autorennen zu fahren. 1964 wollte er beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring auf der Nordschleife des Nürburgrings sein internationales Debüt als Fahrer geben. Er war als Partner von Chris Lawrence, der einen Morgan Plus 4 besaß, gemeldet. Das Team erschien aber nicht zu Training und Rennen, sodass das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1964 sein eigentliches Debüt war. Wieder war Lawrence sein Partner, der diesmal einen Deep Sanderson 301 meldete. Im Rennen überhitzte schon nach 13 Runden ein Zylinder und der Wagen musste abgestellt werden. Seinen ersten zählbaren Erfolg erzielte er beim 6-Stunden-Rennen von Jarama 1969. Das Rennen zählte zu keiner Meisterschaft und endete mit dem Sieg von Jochen Rindt und Àlex Soler-Roig auf einem Porche 908/02. Spice wurde mit Partner José Juncadella im Ford GT40 Dritter.[1]

In den 1970er-Jahren gründete Spice einen eigenen Rennstall und setzte dort Ford Capri bei Tourenwagenrennen ein. Vor allem in der Britischen Tourenwagen-Meisterschaft war er höchst aktiv. 1975 feierte er sieben Laufsiege in der Klasse C und erreichte im Schlussklassement der Meisterschaft den dritten Rang; eine Platzierung die auch 1980 in den Ergebnislisten steht.[2] 1978 gewann er mit Teamkollegen Teddy Pilette das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps.[3]

In Le Mans kam er zweimal nach 24-Stunden-Fahrzeit als Gesamtdritter ins Ziel; beide Male als Fahrer im Team von Jean Rondeau. 1980 hatten er und die beiden belgischen Martin-Brüder Philippe und Jean-Michel neun Runden Rückstand auf die siegreichen Teamkollegen Jean Rondeau und Jean-Pierre Jaussaud und sieben Runden auf die Zweitplatzierten Jacky Ickx und Reinhold Joest im Porsche 908/80 Turbo. 1981 war der Rückstand von Spice und François Migault mit 19 Runden auf die Sieger Jacky Ickx und Derek Bell weit größer als im Jahr davor. Erneut kamen jedoch zwei Rondeau unter die ersten Drei; Jacky Haran, Jean-Louis Schlesser und Philippe Streiff beendeten das Rennen einen Platz vor Spice.

Rennwagenkonstrukteur bei Spice Engineering Bearbeiten

1985 reihte sich Gordon Spice in die Kette derer Fahrer ein, die ihren Rennwagenkonstruktionen den eigenen Namen gaben. Sein Bruder Derek hatte schon beim Tourenwagenteam federführend mitgewirkt und wurde ab 1986 Teamchef bei Spice Engineering. 1984 und 1985 hatte Spice die Renneinsätze von Tiga Race Cars abgewickelt und dabei 1985 die Gesamtwertung der C2-Klasse der Sportwagen-Weltmeisterschaft gewonnen.

Spice fuhr mit seinem Freund und Cockpitpartner Ray Bellm, der Teilhaber und Sponsor des Teams war, bis 1989 Sportwagenrennen mit eigenen Konstruktionen, dann beendete er seine Fahrerkarriere und konzentrierte sich ganz auf die Führung von Spice Engineering. Als das Team 1991 in finanzielle Schwierigkeiten geriet und von einem Investor übernommen wurde, zog er sich vollständig zurück. 1995 versuchte Spice den Einstieg in die Formel-1-Weltmeisterschaft; das Projekt kam jedoch nicht zustande.[4]

Formel 5000 Bearbeiten

Sein erstes Formel-5000-Rennen bestritt er 1970 im Oulton Park. Die Rennveranstaltung war der zweite Wertungslauf der Formel-5000-Meisterschaft 1970. Spice fuhr einen Kitchiner K3A der einen 4,7-Liter-Ford-V8-Motor hatte. Mit einem Rückstand von drei Runden auf Mike Walker in einem McLaren M10B beendete er das Rennen als Sechster.[5] Nach einem Ausfall in Brands Hatch kam er beim dritten Saisonrennen in Zolder als Neunter ins Ziel; wieder war der Rückstand auf den Sieger groß. Diesmal fehlten acht Runden auf Peter Gethin der ebenfalls einen McLaren M10 fuhr.[6]

Spice mühte sich das erste Halbjahr mit dem schweren und unhandlichen Rennwagen und erzielte im Juli beim Wertungslauf in Monza mit dem vierten Rang sein bis dahin bestes Ergebnis.[7] Nach einem fünften Platz am Salzburgring zog sich Spice vom erfolglosen Kitchiner-Projekt zurück.[8]

1971 blieb er völlig erfolglos. Erst beim letzten Saisonrennen in Brands Hatch sah Spice die Zielflagge; er beendete den Meisterschaftslauf als Siebter.[9] 1972 war er zu Beginn des Jahres bei einigen Rennen mit dem Kitchmac M10 engagiert – der im Grunde ein adaptierter McLaren M10 in einem V8-Chevrolet-Motor war und kam im März 1972 im Mallory Park als Vierter ins Ziel.[10]

Er starb im September 2021.[11]

Statistik Bearbeiten

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1964 Vereinigtes Konigreich  Lawrence Tune Engineering Deep Sanderson 301 Vereinigtes Konigreich  Chris Lawrence Ausfall Zylinder überhitzt
1978 Vereinigtes Konigreich  Charles Ivey Racing Porsche 911 Carrera RSR Australien  Larry Perkins Vereinigte Staaten  John Rulon-Miller Rang 14
1979 Japan  Dome Co. Ltd. Dome Zero RL Vereinigtes Konigreich  Chris Craft Vereinigtes Konigreich  Tony Trimmer Ausfall Benzinpumpe
1980 Frankreich  Belga Jean Rondeau Rondeau M379 Belgien  Philippe Martin Belgien  Jean-Michel Martin Rang 3
1981 Frankreich  Otis Jean Rondeau Rondeau M379 Frankreich  François Migault Rang 3
1982 Frankreich  Automobiles Rondeau Rondeau M382 Frankreich  François Migault Frankreich  Xavier Lapeyre Ausfall Motorschaden
1984 Vereinigtes Konigreich  Spice Tiga Racing Tiga GC84 Vereinigtes Konigreich  Ray Bellm Australien  Neil Crang Ausfall Motorschaden
1985 Vereinigtes Konigreich  Spice Engineering Spice-Tiga GC85 Vereinigtes Konigreich  Ray Bellm Irland  Mark Galvin Rang 14
1986 Vereinigtes Konigreich  Spice Engineering Spice SE86C Vereinigtes Konigreich  Ray Bellm Belgien  Jean-Michel Martin Rang 19
1987 Vereinigtes Konigreich  Spice Engineering Spice SE86C Spanien  Fermín Vélez Frankreich  Philippe de Henning Rang 6 und Klassensieg
1988 Vereinigtes Konigreich  Spice Engineering Spice SE88C Vereinigtes Konigreich  Ray Bellm Frankreich  Pierre de Thoisy Rang 13 und Klassensieg
1989 Vereinigtes Konigreich  Spice Engineering Spice SE89C Vereinigtes Konigreich  Ray Bellm Vereinigte Staaten  Lyn St. James Ausfall Motorschaden

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
1964 Deep Sanderson Deep Sanderson 301 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Italien  MON Belgien  SPA Italien  CON Deutschland  NÜR Deutschland  ROS Frankreich  LEM Frankreich  REI Deutschland  FRE Italien  CCE Vereinigtes Konigreich  RTT Schweiz  SIM Deutschland  NÜR Italien  MON Frankreich  TDF Vereinigte Staaten  BRI Vereinigte Staaten  BRI Frankreich  PAR
DNF
1969 Escuderia Montjuich
Nick Gold
Ford GT40
Porsche 906
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigtes Konigreich  BRH Italien  MON Italien  TAR Belgien  SPA Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigte Staaten  WAT Osterreich  ZEL
DNF DNF
1977 Gordon Spice Ford Capri Vereinigte Staaten  DAY Italien  MUG Frankreich  DIJ Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Italien  VAL Italien  PER Vereinigte Staaten  WAT Portugal  EST Frankreich  LEC Kanada  MOS Italien  IMO Osterreich  SAL Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  HOK Italien  VAL
15 23
1978 Ivey Racing Porsche 911 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  MUG Vereinigte Staaten  TAL Frankreich  DIJ Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  MIS Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  WAT Italien  VAL Vereinigte Staaten  ROD
14
1979 Dome
Spice Racing
Dome Zero RL
Ford Capri
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  MUG Vereinigte Staaten  TAL Frankreich  DIJ Vereinigte Staaten  RIV Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  PER Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  WAT Belgien  SPA Vereinigtes Konigreich  BRH Vereinigte Staaten  ROA Italien  VAL El Salvador  ELS
11 DNF 5
1980 Jean Rondeau
Belga Team
Rondeau M379
Ford Capri
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigtes Konigreich  BRH Vereinigte Staaten  SEB Italien  MUG Italien  MON Vereinigte Staaten  RIV Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  WAT Belgien  SPA Kanada  MOS Vereinigte Staaten  ROA Italien  VAL Frankreich  DIJ
3 9
1981 Jean Rondeau
Belga Team
Rondeau M379
Ford Capri
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  MUG Italien  MON Vereinigte Staaten  RIV Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  PER Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  WAT Belgien  SPA Kanada  MOS Vereinigte Staaten  ROA Vereinigtes Konigreich  BRH
3 8
1982 Jean Rondeau Rondeau M382 Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Belgien  SPA Italien  MUG Japan  FUJ Vereinigtes Konigreich  BRH
5 DNF 5
1984 Spice Tiga Racing Tiga GC84 Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  BRH Kanada  MOS Belgien  SPA Italien  IMO Japan  FUJ Sudafrika  KYA Australien  SAN
DNF DNF 13 9 10 10
1985 Spice Engineering Spice-Tiga GC85 Italien  MUG Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  HOK Kanada  MOS Belgien  SPA Vereinigtes Konigreich  BRH Japan  FUJ Malaysia  SEL
7 7 11 14 9 5 9 DNF
1986 Spice Engineering Spice SE86C Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜN Vereinigtes Konigreich  BRH Spanien  JER Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ
14 14 19 11 5 7 14 20
1987 Spice Engineering Spice SE86C
Spice SE87C
Spanien  JAR Spanien  JER Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜN Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ
9 4 7 7 6 6 8 DNF 10 8
1988 Spice Engineering Spice SE88C Spanien  JER Spanien  JAR Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Tschechien  BRÜ Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ Australien  SAN
7 7 8 8 13 7 4 DNF 6 DNF 5

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gordon Spice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 6-Stunden-Rennen von Jarama 1969
  2. Gordon Spice im Ford Capri 1979 (Memento vom 10. April 2013 im Webarchiv archive.today)
  3. 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps 1978 (Memento vom 2. Juli 2013 im Internet Archive)
  4. Versuche in der Formel 1
  5. Formel-5000-Rennen im Qulton Park 1970
  6. Formel-5000-Rennen in Zoller 1970
  7. Formel-5000-Rennen in Monza 1970
  8. Formel-5000-Rennen am Salzburgring 1970
  9. Formel-5000-Rennen in Brands Hatch 1971
  10. Formel-5000-Rennen im Mallory Park 1972
  11. Notice of Death – Gordon Spice (1940–2021). Nachruf auf brdc.co.uk, 10. September 2021. Abgerufen am 12. September 2021 (englisch).