Nowogard

Stadt in Polen
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Nowogard [nɔ'vɔgart] (deutsch Naugard) ist eine Stadt im Powiat Goleniowski (Kreis Gollnow) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Sie hat 17.000 Einwohner, die Gemeinde hat 25.000 Einwohner.

Nowogard
Wappen von Nowogard
Nowogard (Polen)
Nowogard (Polen)
Nowogard
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Goleniów
Fläche: 12,00 km²
Geographische Lage: 53° 40′ N, 15° 7′ OKoordinaten: 53° 40′ 0″ N, 15° 7′ 0″ O
Höhe: 47 m n.p.m.
Einwohner: 16.448
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 72-200
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZGL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: StettinKoszalin
Eisenbahn: Bahnstrecke Koszalin–Goleniów
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 57 Ortschaften
33 Schulzenämter
Fläche: 339,00 km²
Einwohner: 24.515
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 72 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3204043
Verwaltung (Stand: 2015)
Bürgermeister: Robert Czapla[2]
Adresse: Pl. Wolności 1
72-200 Nowogard
Webpräsenz: www.nowogard.pl



Geographische Lage Bearbeiten

Nowogard liegt in Hinterpommern und ist von großen Wiesenniederungen und Waldgebieten umgeben. Die Stadt liegt am östlichen Ende des Sees Jezioro Nowogardzkie (Naugarder See). In der Nähe fließt der Rega-Nebenfluss Sąpólna (Zampel) vorbei. Stettin liegt 60 km südwestlich entfernt, zur Ostsee sind es 55 km. Die Stadt liegt an der wichtigen Verbindungsstraße Stettin-Köslin-Danzig. In Goleniów befindet sich der Flughafen der Region 20 km entfernt. Der Ostseefährhafen befindet sich im 75 km entfernten Świnoujście (Swinemünde). Die Stadt hat eine Fläche von 12,5 km², die Gemeinde von 338,7 km²

Geschichte Bearbeiten

 
Naugard auf einer Landkarte von 1905.
 
Naugard Stadtplan 1880–1920
 
Blick über den Jezioro Nowogardzkie (Naugarder See) auf Nowogard
 
Marienkirche

Der Ort wurde 1248 anlässlich einer Schenkung des Pommernherzogs Barnim I. an das Bistum Cammin erstmals als Nogart erwähnt. Der Name ist pomoranisch-slawischen Ursprungs. Das Grafengeschlecht Eberstein erwarb 1274 die Burg und die Ortschaft Naugard als Lehen der Bischöfe von Kammin. Die Ebersteiner blieben Burgherren und Herren der Grafschaft Eberstein bis zu ihrem Aussterben 1663. Am 30. April 1309 verliehen die regierenden Grafen von Eberstein, dies waren Otto, Hermann und Albert, der Ortschaft Naugard das Stadtrecht nach Lübischem Recht.[3][4] Von der fortschreitenden Entwicklung der Stadt zeugt die 1334 fertiggestellte Marienkirche. Im Jahre 1348 suchte die Pest Naugard heim.

Mit der Einführung der Reformation in Pommern wurden auch die Bürger Naugards 1534 evangelisch, und die Lehnshoheit ging an die Herzöge von Pommern-Wolgast über. Während des Dreißigjährigen Krieges wütete erneut die Pest in der Stadt, es blieben nur etwa 300 Einwohner, darunter lediglich sieben Ehepaare am Leben. 1665 belehnte der Kurfürst von Brandenburg seinen Statthalter in Pommern Ernst Bogislaw von Croy mit der Grafschaft Naugard. Während des brandenburgisch-schwedischen Krieges (1674–1679) plünderten 1675 schwedische Truppen die Stadt und die Burg. Ein Großbrand zerstörte Naugard im Jahre 1699. 1715 wurde Naugard mit nur 600 Einwohnern preußische Garnisonsstadt.

Im 19. Jahrhundert hielt die Industrialisierung Einzug, es entstanden eine Tuchmacherei, eine Lohgerberei und eine Lederfabrik. Während des Vierten Koalitionskrieges gegen Napoleon verzögerte 1807 Ferdinand von Schill durch die Verteidigung der Stadt den Vormarsch der Franzosen gegen Kolberg (siehe Belagerung Kolbergs 1807). Nach dem Wiener Kongress (1815) wurde Naugard zur Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. In die Burg Everstein kam 1820 nach einem Umbau eine Männer-Strafanstalt, die lange Zeit die einzige in Pommern war.[5] In der ehemaligen Burg befindet sich auch heute noch ein Gefängnis. Nach Fertigstellung der Eisenbahnlinie Altdamm–Kolberg erhielt 1883 Naugard einen Bahnanschluss. Zu dieser Zeit lebten in Naugard etwa 4800 Menschen. 1892 ernannte Naugard Otto von Bismarck, der in jungen Jahren Gutsherr im pommerschen Kniephof und zeitweilig Kreisdeputierter in Naugard gewesen war, zum Ehrenbürger. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden eine Molkerei, eine Brennerei und eine Stärkefabrik, und eine rege Bautätigkeit setzte ein. Naugard bekam ein Kreiskrankenhaus; Postamt und Landratsamt wurden ebenso errichtet wie ein Gaswerk und ein Umspannwerk. Südlich des Bahnhofes entstand die Wohnsiedlung „Gute Hoffnung“. 1911 bauten sich die Bürger ein neues Rathaus.

Zu den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs zählte das eigene Notgeld, das die Stadt 1920 herausgab. In den 1920er Jahren bemühte man sich um den Fremdenverkehr; das Hotel „Fürst Bismarck“ wurde gebaut, die Badeanstalt am nahe gelegenen Dammschen See erneuert, der Reinke-Park angelegt und im Stadtzentrum die modernen Geschäftsstraßen ausgebaut. 1939 hatte Naugard 8202 Einwohner. Der Zweite Weltkrieg berührte Naugard zunächst kaum. Als sich jedoch im März 1945 die Front auf die Stadt zubewegte, setzte eine Fluchtbewegung der Einwohner ein. Am 4. März 1945 begannen die Kämpfe um die Stadt, die einen Tag später mit der Zerstörung der Innenstadt und der Eroberung durch die Rote Armee endeten. Die von der Sowjetunion eingesetzte Verwaltung der Volksrepublik Polen übernahm auch die Verwaltung Hinterpommerns. Die Stadt Naugard erhielt den polnischen Namen Nowogard. Die noch in der Stadt verbliebenen deutschen Einwohner hatten sich am 24. Juni 1945 auf dem Marktplatz einzufinden und wurden ausgewiesen.[6] Die Stadt verlor ihren alten Status als Kreisstadt, heute ist sie dem Powiat Goleniowski zugeordnet, dessen Verwaltungssitz Goleniów innehat.

 
Vorplatz von St. Marien
 
Rathaus von Nowogard
 
Fragment der Stadtmauer
 
Bahnhof Nowogard

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Anzahl Einwohner Anmerkungen
1740 658 [4]
1782 868 darunter 24 Juden[4]
1794 998 darunter 23 Juden[4]
1802 937 [7]
1810 1207 [7]
1812 1126 darunter 13 Katholiken und 31 Juden[4]
1816 1277 darunter 13 Katholiken und 33 Juden[4][7]
1821 1611 182 Privatwohnhäuser[7]
1831 1897 darunter fünf Katholiken und 49 Juden[4]
1843 2775 darunter 22 Katholiken und 60 Juden[4]
1852 2098 darunter zwei Katholiken und 55 Juden[4]
1861 4682 darunter 31 Katholiken und 103 Juden[4]
1875 4785 [8]
1880 4949 [8]
1890 4872 darunter 66 Katholiken und 107 Juden[8]
1925 6409 darunter 6254 Evangelische, 28 Katholiken und 48 Juden[9]
1933 7356 [8]
1939 8202 [8]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die gotische Marienkirche war bis 1945 evangelisch und ist seit der Weihe am 5. August 1945 die römisch-katholische Stadtkirche von Nowogard. Sie wurde im 14. Jahrhundert im Stil der Backsteingotik errichtet und später mehrfach umgebaut. So erhielt der Frontturm 1918 das Querdach mit Dachreiter. Im Innern sind der Renaissance-Hochaltar vom Ende des 16. und die frühbarocke Kanzel aus dem 18. Jahrhundert beachtenswert. Nach einem Brand, der am 3. Dezember 2005 das Turmdach zum Einsturz brachte und die Orgel zerstörte, wurde die Kirche aufwendig restauriert. Die angebaute Begräbniskapelle der Grafen von Eberstein ist nicht mehr vorhanden.[10]
  • Aus dem 14. Jahrhundert stammt die Stadtbefestigung, von der sich Teilstücke der Feldsteinmauer südlich des Marktplatzes erhalten haben. Die zwei Stadttore und die Wehrtürme sind nicht erhalten.
  • Am Marktplatz (polnisch Plac Wolności, also Freiheitsplatz) steht das Rathaus – erbaut 1911 in neobarocken Jugendstilformen, daneben steht das polnische Denkmal der Stadtübernahme von 1945.
  • Die zwei größten Eiben Westpommerns befinden sich in der Stadt am Platz des Friedens, sie sind 10 und 12 Meter hoch und rund 700 Jahre alt.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Ehrenbürger Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Gemeinde Bearbeiten

Die Stadt- und Landgemeinde Nowogard zählt auf einer Fläche von 339 km² rund 25.000 Einwohner und gliedert sich neben dem gleichnamigen Hauptort in folgende 33 Schulzenämter (sołectwo):

  • Błotno (Friedrichsberg)
  • Brzozowo (Birkenwalde)
  • Boguszyce (Ottendorf)
  • Czermnica (Rothenfier)
  • Dąbrowa Nowogardzka (Damerow)
  • Długołęka (Langkafel)
  • Glicko (Glietzig)
  • Grabin (Gräwenhagen)
  • Jarchlino (Jarchlin)
  • Karsk (Kartzig)
  • Krasnołęka (Neu Langkafel)
  • Kulice (Külz)
  • Lestkowo (Groß Leistikow)
  • Maszkowo (Maskow)
  • Miętno (Minten)
  • Olchowo (Wolchow)
  • Orzechowo (Düsterbeck)
  • Orzesze (Neu Düsterbeck)
  • Osowo (Wussow)
  • Ostrzyca (Bernhagen)
  • Sąpolnica (Zampelhagen)
  • Sikorki (Zickerke)
  • Słajsino (Schloissin)
  • Strzelewo (Strelowhagen)
  • Szczytniki (Schnittriege)
  • Świerczewo (Schwarzow)
  • Trzechel (Trechel)
  • Wierzbięcin (Farbezin)
  • Wojcieszyn (Eberstein)
  • Wołowiec (Döringshagen)
  • Wyszomierz (Wismar)
  • Żabowo (Groß Sabow)
  • Żabówko (Klein Sabow)

Verkehr Bearbeiten

Nowogard ist über die Bahnlinie Stettin-Goleniów-Koszalin zu erreichen. Es gibt täglich, je Richtung, sieben Verbindungen mit modernen Personenzügen. Betreiber der Linie ist die Przewozy Regionalne. Die Landesstraße 6 (Stettin-Danzig) wird zur Schnellstraße umgebaut. Eine Umgehungsstraße wurde 2011 eingeweiht. Zum internationalen Flughafen Stettin-Goleniow sind es 20 km.

Partnergemeinden Bearbeiten

Partnergemeinden sind:[11]

Eine vertragliche Beziehung besteht auch zum Naugarder Kreis e. V. in Deutschland.[12]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Nowogard – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Burmistrz Nowogardu. Website der Stadt (BIP); abgerufen am 7. Februar 2015.
  3. Stadtprivileg in deutscher Übersetzung in: Die Pommersche Zeitung, Nr. 6/2009, S. 5.
  4. a b c d e f g h i j Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunde. Berlin 1865, S. 267–269; Textarchiv – Internet Archive.
  5. Mitteilungen aus den amtlichen Berichten über die zum Ministerium des Innern gehörenden Königlich Preußischen Straf- und Gefängnisanstalten betreffend die Jahre 1858, 1859, resp. 1860. Berlin 1861, S. 146 ff.; Textarchiv – Internet Archive.
  6. Die Pommersche Zeitung, Nr. 2/2008, S. 5.
  7. a b c d Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z. Halle 1823, S. 336–343, Ziffer 468.
  8. a b c d e Michael Rademacher: Naugard. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. stadt.naugard.kreis-naugard.de
  10. turystyka.nowogard.pl abgerufen am 24. August 2008
  11. Nowogard - Współpraca miast partnerskich nowogard.pl
  12. Naugarder Kreis e. V.