H. Rüetschi

Glockengießerei in der Schweiz
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H. Rüetschi ist eine der letzten und ältesten Glockengiessereien der Schweiz. Sie befindet sich in der Stadt Aarau, die deswegen auch Glockenstadt[1] genannt wird. In vielen Kirchtürmen der Schweiz findet man Aarauer Glocken.

Aarauer Glockengiesserei
H. Rüetschi AG
Tarzisiusstatue aus Bronze in Echternach von Bernhard Lang, in Aarau gegossen

Geschichte Bearbeiten

Seit 1367 werden in Aarau Glocken gegossen. Zu Beginn wurde die Giesserei von einer Familie Reber betrieben. Später folgten verschiedene andere Geschlechter. 1607 liess Hans-Jakob Stalder eine Schmelzhütte am «Rain» bauen, wo die Giesserei heute noch steht. Anfang des 19. Jahrhunderts verkaufte Johann-Heinrich Bär die Giesserei an seine beiden Mitarbeiter Sebastian Rüetschi und Jakob Rüetschi (1838–1748). 1824 erwarben diese die Liegenschaft am «Rain» mit allem Zubehör für 18'000 Schweizer Franken.[2]

Nach Jakob Rüetschis Tod übernahm sein Sohn Emanuel Rüetschi die Liegenschaft und erweiterte sie. Zusammen mit seinen Brüdern Daniel und Johann Jakob Rüetschi führte er das Unternehmen weiter. Hermann Rüetschi, der einzige Sohn von Johann Jakob Rüetschi, trat 1876 nach einem Ingenieurstudium in Lausanne und München in das Unternehmen ein, er erwarb dieses 1882. Da er kinderlos blieb, erlosch mit ihm 1917 die «Dynastie Rüetschi».[3] Um den Namen zu erhalten, wurde das Unternehmen, nach dem Ersten Weltkrieg in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Mit der Einführung von Krupp-Stahlgeschützen wurden 1873 die letzten Kanonenkugeln geliefert. Friedrich Wilhelm Schilling erweiterte hier seine Kenntnisse.

Geschäftsfelder Bearbeiten

Neben dem Guss von Kirchenglocken und anderer Grossglocken ist Rüetschi noch mit anderen Gussanwendungen beschäftigt:

Daneben bietet die Firma Know-how rund um die Installation von Grossglocken an: Projektplanung, Schwingungsisolation in Glockentürmen, Akustik- und Schallanalysen, Elektroinstallation und Läutmaschinen, Stahlbau für die Glockenstuhlkonstruktion, Joche, Klöppel und Eisenbeschläge. Mit Kirchegeläuten sind häufig Turmuhren verbunden. Durch die Übernahme der Turmuhrenfabrik Mäder können Reparaturen und Wartungen von Turm- und Fassadenuhren angeboten werden. Daneben werden Räume der Glockengiesserei Rüetschi auch anderen Dienstleistungsunternehmen zur Verfügung gestellt.

 
Ges°-Glocke der Meinradskirche in Pfäffikon SZ von Rüetschi 1965 (7040 kg)
 
As°-Glocke der Friedenskirche Olten von Rüetschi 1928 (5000 kg)
 
Kleinglocke aus dem Hause Rüetschi für den Pastoralraum der katholischen Kirche Olten

Beispiele von gegossenen Glocken Bearbeiten

Ort Gussjahr Schlagton Inschrift Bemerkungen
Freiburg (FR), Kathedrale St. Nikolaus 1367 es1 Giesser Walter Reber[3]
Hilterfingen 14. Jh. Fusa sum arow («zu Aarau gegossen»)[3]
Densbüren 1825 «GEGOSSEN VON JAKOB VND SEBASTIAN RUETSCHI IN ARAU 1825»[4] und drei weitere Glocken von 1936 und 1976.
Stadtkirche Aarau[5] 1899 as0 «Eine feste Burg ist unser Gott» 5275 kg – und sieben weitere Glocken von 1862, 1899 und 1966
Pauluskirche (Basel) 1901 b0 Seid stark im Herrn 3575 kg – und vier weitere Glocken von 1901
Rorschach, Ref. Kirche 1904 f0 8137 kg
Olten, Friedenskirche 1928 as0 EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT 5000 kg – und vier weitere Glocken von 1928
Johanneskirche (Basel) 1936 des1 Sanctus, Heilig, Heilig, Heilig ist Gott der Herr 2033 kg – und vier weitere Glocken von 1936
Gossau SG, St. Andreas 1958 f0 8695 kg (grösste jemals gegossene Rüetschi-Glocke)– und fünf weitere Glocken von 1926
Niedergösgen 1960 ges0 7020 kg
Expo64 1964 Ut omnes sint unum («Dass Alle eins seien») Im Andachtsraum Flughafen Zürich
Pfäffikon SZ, St. Meinrad 1965 ges0 Mit deinem eingeborenen Sohne und dem Heiligen Geiste bist Du ein Gott 7040 kg – und fünf weitere Glocken von 1965
Stadtkirche Bremgarten 1986 b0 «ST. NIKOLAUS», darunter mit kleineren Buchstaben «BISCHOF VON MYRA • EIN MANN DER GÜTE • UND HILFSBEREITSCHAFT» 3013 kg – und fünf weitere Glocken von 1965

Weblinks Bearbeiten

Commons: H. Rüetschi – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bericht in der Aargauer Zeitung vom 5. Oktober 2013
  2. O.B. Cappis: Jakob Rüetschi (1838–1851). Argovia, abgerufen am 2. September 2020.
  3. a b c Geschichte der Glockengiesserei Aarau (Memento des Originals vom 4. April 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.guk.ch auf der Website des Unternehmens
  4. Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1825 - Rand 1.jpg
    Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1825 - Rand 2.jpg
  5. Stadtkirche Aarau – Glocken