Fluvioglaziales Sediment

Untergruppe der fluviatilen Sedimente, Ablagerungen die beim Zusammenwirken von Gletschern und ihrem Schmelzwasser entstehen
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Fluvioglaziale Sedimente oder glazifluviale Sedimente sind eine Untergruppe der fluviatilen Sedimente, die ihre Bildung dem Zusammenwirken von Gletschern und ihrem Schmelzwasser verdanken.

Internaufbau eines Os (Badelundaåsen) nahe dem schwedischen Anundshög (Badelunda)

Entstehung Bearbeiten

Das Eis schabt oder reißt auf seinem Weg zur Gletscherfront größere und kleinere Gesteinsteilchen aus dem Untergrund („rupfende Erosion“) und führt sie mit sich. Ab der Gletscherfront transportiert das Schmelzwasser das fein- und feinstkörnigere Material (Gletschermilch), hangabwärts und lagert es im Gletschervorland unter anderem in Form ausgedehnter Sanderflächen ab. Manchmal trennen die Sander Toteisblöcke vom Rest des Gletschers, aus denen nach dem Schmelzen typische Mulden oder Bergseen werden.

Innerhalb der fluvioglazialen Sedimente dominieren die Anteile, die während der Kaltzeiten (Glaziale) des Quartären Eiszeitalters im Pleistozän entstanden sind. Das Material ihrer Sander wurde später in die Haupttäler verfrachtet, wo es heute hunderte Meter mächtige Talfüllungen bilden kann (in den Ostalpen z. B. Inn- oder Drautal) und vereinzelt auch zu Flussterrassen erodiert wurde. Großteil glazifluvialen Ursprungs ist auch das Material der Schwemmkegel, die von wasserreichen Bächen in die Täler vorgeschoben wurden. Aus den Korngrößen der Geschiebe und Sande lassen sich die Klima- und Entstehungsphasen rekonstruieren.

Feinkörnige Bestandteile der fluvioglazialen Sedimente können später nochmals durch Wind verfrachtet worden sein, wodurch in der „Eiszeit“ im periglazialen Bereich mächtige Schichten von Fluglöss entstanden sind.

Von den fluvioglazialen sind die eigentlichen glazialen Sedimente zu unterscheiden, die vor allem in Form von Moränen auftreten (Seiten-, Mittel- und Endmoränen) und großteils aus Geschiebemergel bestehen; die vereinzelt zurückbleibenden Felsblöcke werden Findlinge genannt.

Literatur und Weblinks Bearbeiten

  • G. Fochler-Hauke: Geographie, Fischer-Lexikon Band 14, 1962.
  • D. Richter: Allgemeine Geologie, Sammlung Göschen, de Gruyter 1975.
  • Fluvioglaziale Landformen. Allgemeine Geologie Folien 30ff, Univ.Graz 2008 (PDF; 3,7 MB).
  • Franz Weber, Christian Schmid: Reflexions- und refraktionsseismische Messungen im Zillertal und deren quartärgeologische Aussagen. In: Mitteilungen der Österreichischen Geologischen Gesellschaft. Band 84 (1991), Wien 1992, S. 205–221 (zobodat.at [PDF; 1,1 MB]).
  • Jürgen M. Reitner: Bericht 1998–1999 über geologische Aufnahmen im Quartär und Kristallin auf Blatt 179 Lienz. In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. Band 143, 2003, S. 514–522 (zobodat.at [PDF; 252 kB]).
  • @1@2Vorlage:Toter Link/fabianbross.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Fluviatile und äolische Prozesse und Formen.