Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa

Film von Lasse Hallström (1993)
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Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa ist ein US-amerikanischer Film des Regisseurs Lasse Hallström aus dem Jahr 1993, der auf einem Roman von Peter Hedges basiert. Die Tragikomödie schildert einen Abschnitt im Leben eines jungen Mannes, dessen belastender Familienalltag aus den Fugen gerät, als er die junge Becky kennenlernt, so dass er beginnt, die Zustände zu hinterfragen, mit denen er sich bis zu diesem Zeitpunkt arrangiert hat. In den Hauptrollen agieren Johnny Depp, Leonardo DiCaprio und Juliette Lewis.

Film
Titel Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa
Originaltitel What’s Eating Gilbert Grape
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1993
Länge 118 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Lasse Hallström
Drehbuch Peter Hedges
Produktion David Matalon,
Bertil Ohlsson,
Meir Teper
Musik Björn Isfält,
Alan Parker,
Joseph S. DeBeasi
Kamera Sven Nykvist
Schnitt Andrew Mondshein
Besetzung
Synchronisation
Eine der Hauptrollen besetzte Johnny Depp.

Lasse Hallström vereinigt in diesem Film die Tugenden der europäischen mit den amerikanischen Filmqualitäten. Makabere Ironie und skurrile Einfälle ziehen sich durch den Film hindurch, jedoch steht die Sympathie zu den Protagonisten im Vordergrund.[1] Trotz des deutschen Titels Irgendwo in Iowa befanden sich die Drehorte ausschließlich in Texas.[2]

Handlung Bearbeiten

Der Film spielt in der fiktiven Kleinstadt Endora in Iowa, die ihren wenigen Einwohnern kaum Attraktivität und wenig Abwechslung bietet. Den alljährlichen Höhepunkt bildet eine Wohnwagen-Karawane, die in den Sommermonaten das Gebiet durchquert.

Der 25-jährige Gilbert Grape ist nach dem Suizid seines Vaters der Ersatzvater seiner Familie. Zu dieser gehören die psychisch labile Mutter Bonnie, einst eine Schönheit, die nach dem Tod ihres Mannes das Haus nicht mehr verlassen hat und nun äußerst fettleibig ist; die ältere Schwester und Ersatzmutter Amy; die pubertierende Schwester Ellen und der geistig zurückgebliebene Bruder Arnie, der im Film seinen 18. Geburtstag feiert. Die Familie lebt in einem maroden Landhaus, dessen Tragwerk elementare Mängel aufweist. Zu Gilberts Aufgaben gehören die Instandhaltung des Hauses sowie die Beaufsichtigung von Arnie, den man nicht sich selbst überlassen kann. Seine eigenen Interessen ordnet Gilbert diesen Aufgaben unter; ohne große Zukunftsaussichten jobbt er als Hilfskraft in einem sterbenden Lebensmittelgeschäft und hat sich auf eine Affäre mit der liebeshungrigen Familienmutter Betty Carver eingelassen. Gilberts Freunde sind der Bestattungsunternehmer Bobby McBurney und der Imbissbudenbesitzer Tucker van Dyke.

Arnie klettert gern auf Bäume und ist besessen von dem Vorhaben, auf den Wasserturm des Ortes zu steigen, was jedes Mal einen Rettungseinsatz auslöst. Sein unbekümmerter Elan und seine Unfähigkeit zur Rücksichtnahme beanspruchen die Geduld aller Familienmitglieder in erheblichem Maß.

Im Rahmen der alljährlichen Wohnwagen-Karawane sind die junge Becky und ihre Großmutter durch eine Autopanne gezwungen, einige Tage in Endora zu bleiben. Gilbert und die offene, bodenständige Becky empfinden Faszination füreinander, doch ist Gilbert klar, dass eine nähere Beziehung mit seinen Verpflichtungen und einer eifersüchtigen Betty Carver kollidieren wird. Beckys Wunsch, seine Mutter kennenzulernen, blockt er mehrmals ab. Später jedoch vernachlässigt er für einen gemeinsamen Abend mit Becky erstmals seine Pflichten, indem er Arnie in der Badewanne allein lässt, der am nächsten Morgen noch frierend im kalten Wasser sitzt. Als Arnie in einem unbeobachteten Moment erneut auf den Wasserturm steigt, nimmt ihn die Polizei in Gewahrsam. Nun sieht sich seine Mutter dazu veranlasst, nach Jahren erstmals das Haus zu verlassen, um auf der Polizeiwache die Freilassung ihres Sohnes einzufordern. Dort wird sie zum Blickfang für gaffende Passanten, was Gilbert äußerst unangenehm ist.

Am Abend vor der großen Feier von Arnies 18. Geburtstag spitzt sich die Situation zu, als der überforderte Gilbert dem unkooperativen Bruder ins Gesicht schlägt und ihn dabei verwundet. Entsetzt über seinen Verstoß gegen den Familienkodex „Niemals Arnie weh tun“ stürzt Gilbert im Dunkeln aus dem Haus und fährt davon; Arnie flüchtet zu Becky und ihrer Großmutter. Der jungen Frau gelingt es, ihn zu beruhigen und seinen Schwestern zu übergeben, die auf der Suche nach ihm die Gegend abgefahren haben. Gilbert, der die Szenerie heimlich beobachtet, wird von Becky entdeckt und verbringt die Nacht mit ihr am See. Zur Geburtstagsparty kehrt er nach Hause zurück und versöhnt sich mit seiner Familie. Die Mutter schildert ihm, dass sie sich ihrer Belastung für die Kinder in all der Zeit bewusst gewesen war und niemals eine Witzfigur sein wollte. Becky, von Arnie eingeladen, kommt auch zur Party und wird von Gilbert seiner Mutter vorgestellt. Als diese sich verlegen für ihr Aussehen entschuldigt, signalisiert Becky ihr freundlich, dass es ihr auf Äußeres nicht ankomme.

Am Abend des Geburtstags entschließt sich die Mutter, statt wie bisher auf dem Sofa erstmals wieder in ihrem eigenen Bett in der oberen Etage zu übernachten. Mit größter Mühe schleppt sie sich die Treppe hinauf, fällt außer Atem auf ihr Bett und verlangt ihr Geburtstagskind zu sehen. Als Arnie eintrifft, ist sie tot. Um sie nicht der Lächerlichkeit preiszugeben – man müsste den Leichnam mit einem Kran aus dem Haus hieven –, räumen die Geschwister das Mobiliar aus dem Haus, Gilbert steckt das Gebäude dann in Brand.

Ein Jahr später, die Schwestern haben woanders ein eigenes Leben gefunden, warten Gilbert und Arnie erneut auf die Wohnwagen-Karawane. Sie fahren mit Becky und ihrer Großmutter davon.

Synchronisation Bearbeiten

Die deutschsprachige Fassung entstand in den Studios der Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke. Das Dialogbuch wurde von Alexander Löwe verfasst, Dialogregie führte Clemens Frohmann.[3] David Nathan, der seit Don Juan DeMarco (1995) als deutsche Feststimme von Johnny Depp gilt, synchronisierte in dieser Produktion Leonardo DiCaprio als geistig behinderten Arnie Grape. Die Rolle von Depp übernahm indes der deutsche Theater-, Film- und Fernsehschauspieler Gunnar Helm.

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Gilbert Grape Johnny Depp Gunnar Helm
Arnie Grape Leonardo DiCaprio David Nathan
Becky Juliette Lewis Irina von Bentheim
Bonnie Grape Darlene Cates Marianne Groß
Amy Grape Laura Harrington Maud Ackermann
Ellen Grape Mary Kate Schellhardt Ranja Bonalana
Betty Carver Mary Steenburgen Anita Lochner
Ken Carver Kevin Tighe Uwe Paulsen
Tucker van Dyke John C. Reilly Rainer Doering
Bobby McBurney Crispin Glover Matthias Klages

Rezeption Bearbeiten

Kritiken Bearbeiten

Quelle Bewertung
Rotten Tomatoes (Kritiker) 90%[4]
Metacritic (Kritiker) 73/100[5]

„Der bis in die Nebenrollen ausgezeichnet besetzte und eindringlich gespielte Film erreicht durch seine menschliche Haltung stellenweise spirituelle Qualitäten.“

„Regisseur Hallström gelingt das Kunststück, für seine tragischen Helden echte Sympathie zu wecken. Mit einer Glanzleistung spielte sich der damals 20-jährige DiCaprio ganz nach oben und erhielt seine erste Oscar-Nominierung.“

„Sensibel und humorvoll inszeniertes Porträt amerikanischen Kleinstadtlebens und ein berührendes Plädoyer für den ,normalen‘ Umgang mit Behinderten und deren Integration ins Gemeinwesen.“

Auszeichnungen Bearbeiten

Leonardo DiCaprio war als bester Nebendarsteller für den Oscar und einen Golden Globe nominiert und erhielt neben einer Auszeichnung der Chicago Filmkritiker als vielversprechendster Darsteller den Preis der National Board of Review.

In Deutschland wurde der Film von der Gilde deutscher Filmkunsttheater als bester ausländischer Film ausgezeichnet.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“.

Einspielergebnis Bearbeiten

Der Film konnte im nordamerikanischen Raum rund 10 Millionen US-Dollar einspielen.[9]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. What’s eating Gilbert Grape? In: Dieter Krusche (Hrsg.): Reclams Filmführer. 13., neu bearbeitete Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010676-1, S. 778f.
  2. pflugervilletx.gov: Film Friendly Pflugerville (Memento vom 28. Dezember 2015 im Internet Archive)
  3. Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 21. November 2017.
  4. Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 52 erfasste Kritiken).
  5. Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa. In: Metacritic. Abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 20 erfasste Kritiken).
  6. Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 21. Februar 2022.
  7. Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa. In: TV Spielfilm. Abgerufen am 21. Februar 2022.
  8. Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa. Abgerufen am 14. August 2023.
  9. What’s Eating Gilbert Grape. In: Box Office Mojo. Abgerufen am 15. Mai 2020.