Daniel Giese (Musiker)

deutscher rechtsextremer Sänger

Daniel „Gigi“ Giese (* 1969 oder 1970[1] in Meppen) ist ein deutscher Musiker und Neonazi.

Werdegang Bearbeiten

Daniel Gieses Karriere begann zusammen mit seinen beiden Cousins Norbert Schaffer und Matthias Tönjes bei der Metal-Band Saccara, die 1986 gegründet wurde.[2] Nach diversen Demos entstand 1990 das Debütalbum Urbi et Orbi, das über Metal Enterprises erschien. Nachdem die Gruppe zunächst inhaltlich nicht politisch war, wurde das 1994 veröffentlichte Zweitwerk Der letzte Mann indiziert. 1995 erschienen zwei Alben, die unter anderem rechtsextreme Texte beinhalteten. Danach pausierte die Gruppe, bis 2001 das Album Weltvergifter erschien.

1996 gründete Giese zusammen mit Frank Krämer (später Halgadom) die Rechtsrock-Gruppe Stahlgewitter, die bis dato sechs Studioalben veröffentlichte, die zum Großteil indiziert wurden. Die Gruppe beteiligte sich außerdem an der ersten Projekt Schulhof-CD 2004, die aus der Szene der Freien Kameradschaften stammte.

Unter dem Projektnamen Goldhagens willige Speichellecker (eine Anspielung auf Daniel Goldhagen und sein Buch Hitlers willige Vollstrecker) sang Giese ein Duett mit Michael Regener (Lunikoff) ein, das 1998 auf der Kompilation Die Deutschen kommen Vol. 1 veröffentlicht wurde und auch später auf diversen Stahlgewitter-Veröffentlichungen erschien.

Seit 1997 singt Giese außerdem bei Kahlkopf. Da Ingo Nowotny von Metal Enterprises über die Namensrechte der Gruppe verfügt, erschienen bisher drei Alben mit Giese, die mit der ursprünglichen Gruppe nichts mehr zu tun haben. Bis auf Wir haben noch einen Koffer in Berlin, ein reines Schlager-Album mit Liedern aus den 1930ern, ähneln alle Veröffentlichungen Stahlgewitter.

Mit Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten brachte Giese sein eigenes Projekt heraus, das alte Schlager, Neue-Deutsche-Welle-Hits und Lieder des politischen Gegners im Rechtsrock-Gewand coverte. Die Texte des Projekts beinhalten „gängige rechtsextremistische Feindbildklischees“ wie „Polizisten, Juden, Ausländer und Punks“.[3] Bisher erschienen sechs Alben des Projektes. Die Gruppe trat bei verschiedenen Veranstaltungen der NPD auf.[4] Bereits vor Bekanntwerden eines Zusammenhangs zwischen den Morden an acht türkeistämmigen und einem griechischstämmigen Kleinunternehmer und der terroristischen Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) hatte die Band 2010 auf ihrem indizierten Album Adolf Hitler lebt! die Mordserie gefeiert und weitere Anschläge befürwortet.[5][6][7]

„Neun Mal hat er es jetzt schon getan / Die SoKo Bosporus, sie schlägt Alarm […] Am Dönerstand herrscht Angst und Schrecken / Kommt er vorbei, müssen sie verrecken / […] Denn er kommt gerne spontan zu Besuch / Am Dönerstand, denn neun sind nicht genug“

Auszug aus Gigi & die braunen Stadtmusikanten — Döner-Killer vom Album Adolf Hitler lebt!, 2010

2007 erschien unter dem Titel Die Maske fällt! ein Thrash-Metal-Album seines Projektes In Tyrannos. Das Konzeptalbum, das antifreimaurerische Verschwörungstheorien (in Verbindung mit Antiamerikanismus und Antisemitismus) zum Inhalt hat, wurde im Metal-Webzine Amboss-Mag positiv rezensiert.[8] Das Projekt wurde 2017 mit dem Album Schlimmer als die Pest fortgesetzt.[9]

Giese hat Verbindungen zu den Plattenlabels PC-Records und Metal Enterprises. Mit Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten trat er 2006 beim zweiten Fest der Völker, einem Rechtsrock-Festival, in Jena auf. Giese war bis zur Auflösung in Geschäftsbeziehung mit dem Nibelungen-Versand, der zum deutschen Blood-&-Honour-Netzwerk gehörte.[10]

Strafverfahren Bearbeiten

Die Staatsanwaltschaft versuchte, Giese der Gruppe Zillertaler Türkenjäger zuzuordnen. Stimmanalysen konnten diesen Verdacht jedoch nicht gerichtsfest belegen.[10] Die Mitglieder der Band Stahlgewitter waren zudem von Hausdurchsuchungen betroffen und wurden wegen Volksverhetzung angeklagt. Das Verfahren wurde 2005 eingestellt.[4]

Auf eine Anzeige der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) hin erhob die Staatsanwaltschaft Osnabrück im Februar 2012 beim Amtsgericht Meppen Anklage gegen Giese unter anderem wegen Volksverhetzung.[11] Ein Sprecher der Anklagebehörde erklärte, dass die Anklage sich auf mehrere Lieder auf dem Album Adolf Hitler lebt beziehe, die Giese zusammen mit seiner Band Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten aufgenommen habe und deren Texte von Giese stammten. Unter anderem würden in dem Lied Döner Killer die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) gutgeheißen.[12] Der Prozess fand am 15. Oktober 2012 am Amtsgericht Meppen statt.[13] Giese wurde wegen Volksverhetzung und der Billigung von Straftaten zu einer Haftstrafe von sieben Monaten auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe in Höhe von 600 Euro verurteilt.[1][14] Gegen das Urteil legte er Berufung ein. Im Berufungsverfahren vor dem Landgericht Osnabrück wurde das Lied Döner Killer als mehrdeutig gewertet und vom Gericht nicht in das Urteil einbezogen. Allerdings verurteilte das Gericht Giese zu einer Geldstrafe von 1000 Euro. Giese habe in dem Lied Geschwür am After den Holocaust und die Deportation der Juden geleugnet.[15] Giese legte hiergegen Revision ein,[16] die das Oberlandesgericht Oldenburg am 27. März 2014 verwarf und somit das Urteil der Vorinstanz bestätigte.[17]

Diskografie Bearbeiten

Saccara Bearbeiten

Stahlgewitter Bearbeiten

In Tyrannos Bearbeiten

  • 2007: Die Maske fällt!
  • 2017: Schlimmer als die Pest (indiziert)[18]

Kahlkopf Bearbeiten

  • 1997: Pogo im Parlament (indiziert)[19]
  • 2001: Im Namen des Herrn (indiziert)[20]
  • 2003: Teppichmesser-Terroristen (indiziert)[21]

Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten Bearbeiten

Alben Bearbeiten

  • 2004: Braun Is Beautiful! (indiziert)
  • 2008: Braun ist Trumpf (indiziert)[22]
  • 2010: Adolf Hitler lebt! (indiziert)[23]
  • 2014: Rattenfänger (indiziert)[24]
  • 2014: Mediokratie
  • 2016: Willkommen liebe Mörder (indiziert)[25]
  • 2018: Vereinte Kriminelligung
  • 2019: Braun Is Beautiful (Neuauflage ohne das beanstandete Lied Punker Maria)

Kompilationen Bearbeiten

  • 2015: Was von Meinungsfreiheit bleibt (Zusammenstellung nicht-indizierter Lieder der Alben Braun ist Trumpf und Adolf Hitler lebt!, indiziert)[26]
  • 2018: Rattenfänger II (Zusammenstellung nicht-indizierter Lieder der Alben Rattenfänger und Willkommen liebe Mörder)

Singles Bearbeiten

  • 2009: Lebt denn der alte Mannichl noch? (Freetrack; siehe auch Alois Mannichl)

Sonstige Veröffentlichungen Bearbeiten

  • 2011: Gigi in Musica: 25 Jahre
  • 2012: Best of Gigi (vermutlich Bootleg, indiziert,[27] enthält Lieder von Stahlgewitter, Saccara, Kahlkopf und einen Song der Stadtmusikanten)
  • 2016: Gigi & MEK (Musikalisches Einsatzkommando): Europas Multikulti-Meister (Minialbum)
  • 2018: Fuffzig Reichsmark: In Reichsmark zurück (EP)

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Rechtsrocker bekommt Bewährungsstrafe. In: Spiegel Online, 15. Oktober 2012.
  2. Ingo Heiko Steimel: Musik und die rechtsextreme Subkultur. Dissertation. RWTH Aachen 2007, S. 173 (rwth-aachen.de [PDF]). Auch als Print erschienen
  3. Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht Niedersachsen 2004. Hannover 2005, S. 30 f. (niedersachsen.de [PDF; 3,5 MB]).
  4. a b Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht Niedersachsen 2006. Hannover 2007, S. 94 f. (niedersachsen.de [PDF; 1,6 MB]).
  5. Tagesschau Hintergrund vom 15. November 2011.
  6. Hendrik Ternieden, Benjamin Schulz: Rechtsextreme Musik. Hymne auf die Mörder. In: Spiegel Online, 18. November 2011, abgerufen am 21. Februar 2012.
  7. “Denn neun sind nicht genug …” (Memento vom 29. April 2013 im Internet Archive) publikative.org, 16. November 2011.
  8. Review in Amboss-Mag, im Internet Archive
  9. In Tyrannos – Schlimmer als die Pest. In: Discogs. Abgerufen am 31. Dezember 2017.
  10. a b Michael Weiss: Deutschland im September. In: Christian Dornbusch, Jan Raabe (Hrsg.): RechtsRock. Bestandsaufnahme und Gegenstrategien. Unrast Verlag, Münster 2002, ISBN 3-89771-808-1, S. 60, 81.
  11. Pressemitteilung der Berliner VVN-BdA (Memento vom 25. Oktober 2012 im Internet Archive) (PDF; 101 kB) vom 20. Februar 2012
  12. Volksverhetzung. Anklage gegen rechten Sänger. In: Weser-Kurier, 21. Februar 2012, S. 12.
  13. Döner-Killer” von der NPD im Oktober vor Gericht (Memento des Originals vom 19. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.publikative.org
  14. Bewährung für Sänger des "Döner-Killer"-Songs (Memento vom 18. Oktober 2012 im Internet Archive) NDR.de, 15. Oktober 2012.
  15. Neonazi-Musiker in Niedersachsen zu Geldstrafe verurteilt. In: Greenpeace Magazin. 6. Juni 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Juni 2013; abgerufen am 7. Juni 2013.
  16. Rechtsextremer Musiker legt Revision ein. In: Neue Osnabrücker Zeitung. Abgerufen am 29. Juli 2013.
  17. Volksverhetzung in Liedtext: Richter bestätigen Urteil gegen Rechtsrocker. In: Spiegel Online, 27. März 2014, abgerufen am 27. März 2014.
  18. BAnz AT 30.10.2020 B7
  19. BAnz. Nr. 82 vom 29. April 2006
  20. BAnz. Nr. 204 vom 31. Oktober 2001
  21. BAnz AT 28.07.2020 B4
  22. BAnz. Nr. 93 vom 30. Juni 2009
  23. BAnz. Nr. 148 vom 30. September 2010
  24. BAnz AT 30.10.2017 B4
  25. BAnz AT 31.01.2017 B3
  26. BAnz AT 29.01.2016 B7
  27. BAnz AT 31.12.2012 B9