Gerichtsbezirk Oberplan

ehemaliger Gerichtsbezirk auf dem Gebiet der Tschechischen Republik
Ehemaliger Gerichtsbezirk
Oberplan
(tschechisch: soudní okres Planá)
Basisdaten
Kronland Böhmen
Bezirk Krumau
Sitz des Gerichts Oberplan (Planá)
Vorlage:Infobox Gerichtsbezirk/Wartung/Keine Kennziffer
zuständiges Landesgericht  Budweis
Fläche 371,86 km2
(1910)
Einwohner 16,364
Aufgelöst 1919
Abgetreten an Tschechoslowakei


Der Gerichtsbezirk Oberplan (tschechisch: soudní okres Planá) war ein dem Bezirksgericht Oberplan unterstehender Gerichtsbezirk im Kronland Böhmen. Er umfasste Gebiete im Süden Böhmens im Okres Český Krumlov. Zentrum des Gerichtsbezirks war die Stadt Oberplan (Planá). Das Gebiet gehörte seit 1918 zur neu gegründeten Tschechoslowakei und ist seit 1991 Teil der Tschechischen Republik.

Geschichte Bearbeiten

Die ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit wurde im Kaisertum Österreich nach den Revolutionsjahren 1848/49 aufgehoben. An ihre Stelle traten die Bezirks-, Landes- und Oberlandesgerichte, die nach den Grundzügen des Justizministers geplant und deren Schaffung am 6. Juli 1849 von Kaiser Franz Joseph I. genehmigt wurde.[1] Der Gerichtsbezirk Oberplan gehörte zunächst zum Kreis Budweis und umfasste 1854 die 20 Katastralgemeinden Eggetschlag, Glöckelberg, Hintring, Honetschlag, Humwald, Irresdorf, Langenbruck, Mauthstadt, Mugrau, Neuofen, Oberplan, Ogfolderhaid, Pargfried, Pernek, Planles, Sarau, Schwarzbach, Stögenwald, Stuben und Unterwuldau.[2] Der Gerichtsbezirk Oberplan bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[3] ab 1868 gemeinsam mit den Gerichtsbezirken Krumau (Krumlov) und Kalsching (Chvalšiny) den Bezirk Krumau.[4]

Im Gerichtsbezirk Oberplan lebten 1869 13.957 Menschen,[5] 1900 waren es 16.084 Personen.[6] Der Gerichtsbezirk Oberplan wies 1910 eine Bevölkerung von 16.364 Personen auf, von denen 16.202 Deutsch und 118 Tschechisch[7] als Umgangssprache angaben. Im Gerichtsbezirk lebten zudem 44 Anderssprachige oder Staatsfremde.[8]

Durch die Grenzbestimmungen des am 10. September 1919 abgeschlossenen Vertrages von Saint-Germain kam der Gerichtsbezirk Oberplan vollständig zur neugegründeten Tschechoslowakei, wobei die Gerichtseinteilung bis 1938 im Wesentlichen bestehen blieb. Nach dem Münchner Abkommen wurde das Gebiet teilweise dem Reichsgau Oberdonau zugeschlagen und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Teil des Okres Český Krumlov, zu dem es bis heute gehört. Nachdem die Bezirksbehörden im Zuge einer Verwaltungsreform 2003 ihre Verwaltungskompetenzen verloren, werden diese von den Gemeinden bzw. dem Jihočeský kraj wahrgenommen, zu dem das Gebiet um Planá seit Beginn des 21. Jahrhunderts mit anderen Bezirken zusammengefasst wurde.

Gerichtssprengel Bearbeiten

Der Gerichtssprengel umfasste 1910 die 20 Gemeinden Eggetschlag (Bližná), Glöckelberg (Zvonková), Hintring (Záhvozdí), Honetschlag (Hodňov), Irresdorf (Lštín), Mauthstadt (Mýto), Mugrau (Mokrá), Mutzgern (Muckov), Neuofen (Nová Pec), Oberplan (Planá), Ogfolderhaid (Jablonec), Parkfried (Pargfried), Pernek (Pernek), Planles (Plánička), Sarau (Kyselov), Schwarzbach (Černá v Pošumaví), Stögenwald (Pestřice), Stuben (Hůrka), Tusset (Stožec) und Unterwuldau (Dolní Vltavice).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Landes-Gesetz- und Regierungs-Blatt für das Kronland Böhmen (Dritte Abteilung des Ergänzungs-Bandes) 1849, Nr. 110: „Organisierung der Gerichte in dem Kronlande Böhmen.“
  2. Landes-Regierungs-Blatt für das Königreich Böhmen 1854, I. Abtheilung, XLVII. Stück, Nr. 277: „Verordnung der Ministerien des Inneren, der Justiz und der Finanzen vom 9. Oktober 1854, betreffen die politische und gerichtliche Organisirung des Königreichs Böhmen“
  3. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“
  4. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868, die Durchführung des Gesetzes vom 19. Mai 1868 (Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 44) in Böhmen, Dalmatien, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien, Tirol und Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska betreffend.
  5. Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium des Königreiches Böhmen. Mit Benützung der von der k .k. statistischen Central-Commission zusammengestellten Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1869 herausgegeben. Prag 1872, S. 8
  6. C.k. místodržitelství (Hrsg.): Seznam míst v Království českém. K rozkazu c. k. místodržitelství na základě úřadních udání sestaven. Prag 1907, S. 248
  7. In der Volkszählung wurden Personen mit böhmischer, mährischer und slowakischer Umgangssprache zusammengefasst
  8. k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915, S. 202

Literatur Bearbeiten

  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)