Gerichte in Großherzogtum und Republik Baden

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Dieser Artikel beschreibt die Gerichtsorganisation im Großherzogtum Baden und der Republik Baden; er behandelt also die Zeit zwischen der Gründung des Großherzogtums bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Von der Gründung des Großherzogtums bis zur Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung Bearbeiten

Das Großherzogtum Baden war 1809 in Kreise und Ämter aufgeteilt worden (siehe Verwaltungsgliederung Badens). Die Ämter bildeten gleichzeitig die lokalen Verwaltungsbehörden als auch die Gerichte erster Instanz. 1813 wurden in 19 Ämtern Criminal-Ämter gebildet. Diese waren auch für die jeweils benachbarten Ämter die Strafgerichte erster Instanz. Bis 1813 und wieder ab 1823 bestand daneben in den standesherrlichen Ämtern eine Patrimonialgerichtsbarkeit.

Die Mittelinstanz bildeten die Hofgerichte. Diese bestanden zunächst auf der Ebene der drei (ab 1807) Provinzen. Für die Provinz des Oberrheins oder der Badischen Landgrafschaft bestand das Hofgericht Freiburg, für die Provinz des Mittelrheins das Hofgericht Rastatt und für die Provinz des Unterrheins das Hofgericht Mannheim.[1] 1813 kam das Hofgericht Meersburg hinzu. Mit der Bildung von vier Kreisen im Jahr 1832 blieben die vier Hofgerichte erhalten; ihr Gerichtssprengel wurden dem der Kreise angepasst. 1836 wurde das Hofgericht Meersburg nach Konstanz verlegt.[2] Im Herbst 1847 wurde das Hofgericht Rastatt nach Bruchsal verlegt.

Oberste Instanz war das „Oberhofgericht für das Kurfürstentum Baden“ mit Sitz in Bruchsal. Es hatte die Nachfolge des aufgelösten Oberappellationsgerichts Mannheim angetreten. Seit 1810 hatte das Oberhofgericht wieder seinen Sitz in Mannheim.

Neben den ordentlichen Gerichten gab es Spezialgerichte. Die zweite Abteilung des Oberhofmarschallamtes in Karlsruhe diente als Hofjustizbehörde. Die Universitätsämter der Universität Freiburg und Universität Heidelberg fungierten als Universitätsgerichtsbarkeit. Daneben bestanden Militärgerichte. Dies war das Oberkriegsgericht Karlsruhe und als Eingangsgerichte die Regimenter-, Corps- und Stadtkommandeure.[3]

Die Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung 1857 Bearbeiten

1857 wurden Verwaltung und Rechtspflege unterer Instanz voneinander getrennt. Die Bezirksämter wurden reine Verwaltungseinheiten, die Rechtsprechung wurde von Amtsgerichten übernommen.[4] Als oberstes Gericht fungierte das Oberhofgericht Mannheim. Diesem waren für jeden der vier Kreise ein Hofgericht nachgeordnet, darunter bestanden Amtsgerichte. Die Hofgerichte waren:

Gericht Ort Kreis Anmerkungen
Hofgericht Konstanz Konstanz Seekreis Zeitgenössisch Hofgericht Constanz
Hofgericht Freiburg Freiburg im Breisgau Oberrheinkreis
Hofgericht Bruchsal Bruchsal Mittelrheinkreis
Hofgericht Mannheim Mannheim Unterrheinkreis
Gericht Ort Hofgericht Anmerkungen
Amtsgericht Blumenfeld Blumenfeld Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Bonndorf Bonndorf Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Konstanz Konstanz Hofgericht Konstanz Zeitgenössisch Amtsgericht Constanz
Amtsgericht Donaueschingen Donaueschingen Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Engen Engen Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Meersburg Meersburg Hofgericht Konstanz 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Überlingen zugeordnet[5]
Amtsgericht Meßkirch Meßkirch Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Neustadt Neustadt Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Pfullendorf Pfullendorf Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Radolfzell Radolfzell am Bodensee Hofgericht Konstanz Zeitgenössisch Amtsgericht Radolphzell; nach einer Verordnung vom 8. Januar 1872 sollte das Gericht aufgelöst und sein Bezirk dem Amtsgericht Constanz zugeordnet werden[5]; noch vor deren Inkrafttreten wurde aber durch eine andere Verordnung das Fortbestehen des Gerichts bestimmt.[6]
Amtsgericht Salem Salem Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Stockach Stockach Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Stühlingen Stühlingen Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Überlingen Überlingen Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Villingen Villingen Hofgericht Konstanz
Amtsgericht Breisach Breisach Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Emmendingen Emmendingen Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Ettenheim Ettenheim Hofgericht Freiburg
Stadtamtsgericht Freiburg Freiburg im Breisgau Hofgericht Freiburg
Landamtsgericht Freiburg Freiburg im Breisgau Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Hornberg Hornberg Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Jestetten Jestetten Hofgericht Freiburg 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Waldshut zugeordnet.[5]
Amtsgericht Kenzingen Kenzingen Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Lörrach Lörrach Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Müllheim Müllheim Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Säckingen Säckingen Hofgericht Freiburg
Amtsgericht St. Blasien St. Blasien Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Schönau Schönau Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Schopfheim Schopfheim Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Staufen Staufen Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Triberg Triberg Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Waldkirch Waldkirch Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Waldshut Waldshut Hofgericht Freiburg
Amtsgericht Achern Achern Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Baden Baden Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Bretten Bretten Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Bruchsal Bruchsal Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Bühl Bühl Hofgericht Bruchsal
Stadtamtsgericht Karlsruhe Karlsruhe Hofgericht Bruchsal Zeitgenössisch Stadtamtsgericht Carlsruhe
Landamtsgericht Karlsruhe Karlsruhe Hofgericht Bruchsal Zeitgenössisch Landamtsgericht Carlsruhe
Amtsgericht Durlach Durlach Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Eppingen Eppingen Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Ettlingen Ettlingen Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Gengenbach Gengenbach Hofgericht Bruchsal 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Offenburg zugeordnet[5]
Amtsgericht Gernsbach Gernsbach Hofgericht Bruchsal 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Rastatt zugeordnet[5]
Amtsgericht Haslach Haslach Hofgericht Bruchsal 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Wolfach zugeordnet[5]
Amtsgericht Kork Kork Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Lahr Lahr Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Oberkirch Oberkirch Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Offenburg Offenburg Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Pforzheim Pforzheim Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Rastatt Rastatt Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Rheinbischofsheim Rheinbischofsheim Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Wolfach Wolfach Hofgericht Bruchsal
Amtsgericht Adelsheim Adelsheim Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Boxberg Boxberg Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Buchen Buchen Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Eberbach Eberbach Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Gerlachsheim Gerlachsheim Hofgericht Mannheim 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Tauberbischofsheim zugeordnet[5]
Amtsgericht Heidelberg Heidelberg Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Ladenburg Ladenburg Hofgericht Mannheim 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Mannheim zugeordnet[5]
Amtsgericht Mannheim Mannheim Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Mosbach Mosbach Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Neckarbischofsheim Neckarbischofsheim Hofgericht Mannheim 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Sinsheim zugeordnet[5]
Amtsgericht Neckargemünd Neckargemünd Hofgericht Mannheim 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Heidelberg zugeordnet[5]
Amtsgericht Philippsburg Philippsburg Hofgericht Mannheim 1872 aufgelöst und dem Amtsgericht Bruchsal zugeordnet[5]
Amtsgericht Schwetzingen Schwetzingen Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Sinsheim Sinsheim Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Tauberbischofsheim Tauberbischofsheim Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Walldürn Walldürn Hofgericht Mannheim 1872 aufgelöst und auf die Amtsgerichte Wertheim, Buchen und Tauberbischofsheim aufgeteilt[5] (1879 neu errichtet)
Amtsgericht Weinheim Weinheim Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Wertheim Wertheim Hofgericht Mannheim
Amtsgericht Wiesloch Wiesloch Hofgericht Mannheim

[7]

1864 wurde das Großherzogtum in 11 Kreise eingeteilt. Entsprechend wurden 11 Kreisgerichte geschaffen. Fünf davon hatten die Funktion eines Berufungsgerichtes für den eigenen und Nachbarkreise und trugen den Namen "Kreis- und Hofgericht".

Gericht Ort Kreis Anmerkungen
Kreis- und Hofgericht Konstanz Konstanz Kreis Konstanz Als Appellationsgericht auch für die Kreise Villingen und Waldshut
Kreisgericht Villingen Villingen Kreis Villingen 1872 aufgelöst[5]
Kreisgericht Waldshut Waldshut Kreis Waldshut
Kreis- und Hofgericht Freiburg Freiburg im Breisgau Kreis Freiburg Als Appellationsgericht auch für Kreis Lörrach
Kreisgericht Lörrach Lörrach Kreis Lörrach 1872 aufgelöst[5]
Kreis- und Hofgericht Offenburg Offenburg Kreis Offenburg Als Appellationsgericht auch für Kreis Baden
Kreisgericht Baden Baden Kreis Baden 1872 aufgelöst[5]
Kreis- und Hofgericht Karlsruhe Karlsruhe Kreis Karlsruhe
Kreis- und Hofgericht Mannheim Mannheim Kreis Mannheim Als Appellationsgericht auch für die Kreise Heidelberg und Mosbach
Kreisgericht Heidelberg Heidelberg Kreis Heidelberg 1872 aufgelöst[5]
Kreisgericht Mosbach Mosbach Kreis Mosbach

[8]

Das Gerichtsverfassungsgesetz Bearbeiten

Mit dem Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze zum 1. Oktober 1879 wurde die reichseinheitliche Gerichtsstruktur auch in Baden eingeführt. Das Oberhofgericht wurde aufgelöst. An seine Stelle trat das Oberlandesgericht Karlsruhe. Es wurden sieben Landgerichte eingeführt, während die Amtsgerichte bestehen blieben.

Landgerichte Bearbeiten

Gericht Ort Anmerkungen
Landgericht Freiburg Freiburg im Breisgau
Landgericht Karlsruhe Karlsruhe
Landgericht Konstanz Konstanz
Landgericht Mannheim Mannheim
Landgericht Mosbach Mosbach
Landgericht Offenburg Offenburg
Landgericht Waldshut Waldshut

Zum 1. Mai 1899 wurde zudem das Landgericht Heidelberg errichtet.[9]

Amtsgerichte Bearbeiten

Die folgende Tabelle zeigt den Bestand der badischen Amtsgerichte mit dem Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze und ihre Zuordnung zu den Landgerichtsbezirken.

Gericht Ort Landgericht Anmerkungen
Amtsgericht Breisach Breisach Landgericht Freiburg
Amtsgericht Emmendingen Emmendingen Landgericht Freiburg
Amtsgericht Ettenheim Ettenheim Landgericht Freiburg
Amtsgericht Freiburg im Breisgau Freiburg im Breisgau Landgericht Freiburg
Amtsgericht Kenzingen Kenzingen Landgericht Freiburg auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Lörrach Lörrach Landgericht Freiburg auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Müllheim Müllheim Landgericht Freiburg auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Neustadt Neustadt Landgericht Freiburg
Amtsgericht Schönau Schönau im Schwarzwald Landgericht Freiburg 1. Januar 1891 zum LG Waldshut[10]
Amtsgericht Schopfheim Schopfheim Landgericht Freiburg 1. Januar 1891 zum LG Waldshut[10]
Amtsgericht Staufen Staufen im Breisgau Landgericht Freiburg auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Waldkirch Waldkirch Landgericht Freiburg
Amtsgericht Baden Baden Landgericht Karlsruhe
Amtsgericht Bretten Bretten Landgericht Karlsruhe
Amtsgericht Bruchsal Bruchsal Landgericht Karlsruhe auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Durlach Durlach Landgericht Karlsruhe
Amtsgericht Eppingen Eppingen Landgericht Karlsruhe 1. Januar 1901 zum LG Heidelberg[11]
Amtsgericht Ettlingen Ettlingen Landgericht Karlsruhe auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Gernsbach Gernsbach Landgericht Karlsruhe
Amtsgericht Karlsruhe Karlsruhe Landgericht Karlsruhe auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Pforzheim Pforzheim Landgericht Karlsruhe
Amtsgericht Rastatt Rastatt Landgericht Karlsruhe auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Donaueschingen Donaueschingen Landgericht Konstanz
Amtsgericht Engen Engen Landgericht Konstanz
Amtsgericht Konstanz Konstanz Landgericht Konstanz
Amtsgericht Messkirch Messkirch Landgericht Konstanz
Amtsgericht Pfullendorf Pfullendorf Landgericht Konstanz
Amtsgericht Radolfzell Radolfzell Landgericht Konstanz
Amtsgericht Stockach Stockach Landgericht Konstanz
Amtsgericht Überlingen Überlingen Landgericht Konstanz
Amtsgericht Villingen Villingen Landgericht Konstanz
Amtsgericht Heidelberg Heidelberg Landgericht Mannheim 1. Mai 1899 zum LG Heidelberg[9]
Amtsgericht Mannheim Mannheim Landgericht Mannheim auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Schwetzingen Schwetzingen Landgericht Mannheim auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Sinsheim Sinsheim Landgericht Mannheim 1. Mai 1899 zum LG Heidelberg[9]
Amtsgericht Weinheim Weinheim Landgericht Mannheim
Amtsgericht Wiesloch Wiesloch Landgericht Mannheim 1. Mai 1899 zum LG Heidelberg[9]
Amtsgericht Adelsheim Adelsheim Landgericht Mosbach
Amtsgericht Boxberg Boxberg Landgericht Mosbach
Amtsgericht Buchen Buchen Landgericht Mosbach
Amtsgericht Eberbach Eberbach Landgericht Mosbach
Amtsgericht Mosbach Mosbach Landgericht Mosbach
Amtsgericht Tauberbischofsheim Tauberbischofsheim Landgericht Mosbach
Amtsgericht Walldürn Walldürn Landgericht Mosbach zum 1. April 1924 aufgehoben[12]
Amtsgericht Wertheim Wertheim Landgericht Mosbach
Amtsgericht Achern Achern Landgericht Offenburg
Amtsgericht Bühl Bühl Landgericht Offenburg auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Kork Kork Landgericht Offenburg auch Rheinschifffahrtsgericht, zum 31. Oktober 1881 nach Kehl verlegt[13]
Amtsgericht Lahr Lahr Landgericht Offenburg auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Oberkirch Oberkirch Landgericht Offenburg
Amtsgericht Offenburg Offenburg Landgericht Offenburg auch Rheinschifffahrtsgericht
Amtsgericht Triberg Triberg Landgericht Offenburg
Amtsgericht Wolfach Wolfach Landgericht Offenburg
Amtsgericht Bonndorf Bonndorf Landgericht Waldshut
Amtsgericht Säckingen Säckingen Landgericht Waldshut
Amtsgericht St. Blasien St. Blasien Landgericht Waldshut
Amtsgericht Waldshut Waldshut Landgericht Waldshut

Später errichtet wurden folgende Amtsgerichte:

Gericht Ort Landgericht errichtet zum Anmerkungen
Amtsgericht Philippsburg Philippsburg Landgericht Karlsruhe 1. Mai 1884 [14]
Amtsgericht Neckarbischofsheim Neckarbischofsheim Landgericht Mosbach 1. Juli 1884 [14]
Amtsgericht Gengenbach Gengenbach Landgericht Offenburg 9. Sep. 1889 [15]
Amtsgericht Singen Singen am Hohentwiel Landgericht Konstanz 1. Jan. 1929 [16]

Umsetzung nationalsozialistischer Gesetze Bearbeiten

Entsprechend der Verordnung der Reichsregierung über die Bildung von Sondergerichten[17] wurde für den Bezirk des Oberlandesgerichts Karlsruhe ein Sondergericht gebildet, als dessen Sitz am 27. März 1933 Mannheim bestimmt wurde.[18] Zum 1. November 1940 wurde in Freiburg ein Sondergericht errichtet, das für die Landgerichtsbezirke Freiburg, Konstanz, Offenburg und Waldshut zuständig war.[19]

Zur Umsetzung des Reichserbhofgesetzes wurden zum 1. Oktober 1933 bei den Amtsgerichten Anerbengerichte errichtet. Beim Oberlandesgericht Karlsruhe wurde ein Erbhofgericht gebildet. Ausgenommen waren die Amtsgerichte Boxberg, Phillipsburg, Ettlingen, Baden-Baden, Gernsbach, Gengenbach und Singen, für deren Bezirke benachbarte Gerichte zuständig waren.,[20] Schon im März 1934 wurde eine Reihe weiterer Gerichtsbezirke zusammengelegt.[21] eine weitere Zusammenlegung folgte im April 1934.[22]

Zum 1. Januar 1934 wurden den Amtsgerichten Wertheim, Mosbach, Heidelberg, Wiesloch, Mannheim, Bruchsal, Karlsruhe, Pforzheim, Rastatt, Achern, Offenburg, Emmendingen, Freiburg, Lörrach, Waldshut, Konstanz, Stockach und Donaueschingen Erbgesundheitsgerichte angegliedert, dem Oberlandesgericht Karlsruhe ein Erbgesundheitsobergericht.[23]

Handelsgerichte Bearbeiten

Mit der Verordnung vom 24. November 1865 die Errichtung von Handelsgerichten betreffend wurden Handelsgerichte in Karlsruhe und Mannheim eingerichtet.

Verwaltungsgerichte Bearbeiten

Der erste deutsche Verwaltungsgerichtshof, der Badische Verwaltungsgerichtshof mit Sitz in Karlsruhe wurde durch Gesetz vom 5. Oktober 1863 im Großherzogtum Baden errichtet.[24][25]

Arbeitsgerichtsbarkeit Bearbeiten

Entsprechend dem Arbeitsgerichtsgesetz des Reichs von 1926 wurde auch in Baden eine flächendeckende Arbeitsgerichtsbarkeit aufgebaut. Durch die Ausführungsverordnung zum Arbeitsgerichtsgesetz vom 12. Mai 1927[26] wurden Arbeitsgerichte und Landesarbeitsgerichte errichtet. Dem Reichsgesetz entsprechend waren die Arbeitsgerichte selbständige Gerichte, während die Landesarbeitsgerichte den Landgerichten angegliedert waren.[27] Demnach bestanden ab dem 1. Juli 1927 folgende Arbeitsgerichte in Baden:

Gericht Ort Übergeordnet Anmerkungen
Arbeitsgericht Tauberbischofsheim Tauberbischofsheim Landesarbeitsgericht Mosbach
Arbeitsgericht Buchen Buchen Landesarbeitsgericht Mosbach aufgehoben zum 1.1.1934[28]
Arbeitsgericht Mosbach Mosbach Landesarbeitsgericht Mosbach
Arbeitsgericht Eberbach Eberbach Landesarbeitsgericht Mosbach aufgehoben zum 1.1.1934[28]
Arbeitsgericht Heidelberg Heidelberg Landesarbeitsgericht Mannheim
Arbeitsgericht Sinsheim Sinsheim Landesarbeitsgericht Mannheim aufgehoben zum 1.1.1934[28]
Arbeitsgericht Mannheim Mannheim Landesarbeitsgericht Mannheim
Arbeitsgericht Bruchsal Bruchsal Landesarbeitsgericht Karlsruhe aufgehoben zum 1.1.1934[28]
Arbeitsgericht Karlsruhe Karlsruhe Landesarbeitsgericht Karlsruhe
Arbeitsgericht Pforzheim Pforzheim Landesarbeitsgericht Karlsruhe
Arbeitsgericht Rastatt Rastatt Landesarbeitsgericht Karlsruhe
Arbeitsgericht Baden Baden Landesarbeitsgericht Karlsruhe
Arbeitsgericht Offenburg Offenburg Landesarbeitsgericht Offenburg
Arbeitsgericht Lahr Lahr Landesarbeitsgericht Offenburg
Arbeitsgericht Wolfach Wolfach Landesarbeitsgericht Offenburg aufgehoben zum 1.1.1934[28]
Arbeitsgericht Triberg Triberg Landesarbeitsgericht Offenburg aufgehoben zum 1.1.1934[28]
Arbeitsgericht Freiburg Freiburg im Breisgau Landesarbeitsgericht Freiburg
Arbeitsgericht Lörrach Lörrach Landesarbeitsgericht Freiburg
Arbeitsgericht Neustadt Neustadt Landesarbeitsgericht Freiburg
Arbeitsgericht Waldshut Waldshut Landesarbeitsgericht Konstanz
Arbeitsgericht Villingen Villingen Landesarbeitsgericht Konstanz
Arbeitsgericht Donaueschingen Donaueschingen Landesarbeitsgericht Konstanz aufgehoben zum 1.1.1934[28]
Arbeitsgericht Stockach Stockach Landesarbeitsgericht Konstanz
Arbeitsgericht Radolfzell Radolfzell Landesarbeitsgericht Konstanz aufgehoben zum 1.1.1929[29]
Arbeitsgericht Konstanz Konstanz Landesarbeitsgericht Konstanz

Nach 1928 wurde errichtet:

Gericht Ort errichtet zum Übergeordnet Anmerkungen
Arbeitsgericht Singen Singen am Hohentwiel 1.1.1929 Landesarbeitsgericht Konstanz [29]

Zum 1. Januar 1934 verringerte sich die Zahl der Gerichte: Landesarbeitsgerichte bestanden nur in Mannheim, Karlsruhe, Freiburg und Konstanz weiter; zu den aufgehobenen Arbeitsgerichten siehe die obenstehende Tabelle.[28]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Regierungsblatt des Großherzogtums Baden von 1. September 1807, S. 343–344, online
  2. Grossherzoglich-Badisches Regierungs-Blatt 1836, Nr. 11, S. 72
  3. Johann Friedrich Kratzsch: Tabellarische Übersicht des Justiz-Organismus der sämtlichen Deutschen Bundesstaaten, 1836, S. 5–8, online
  4. Verordnung, wirksam zum 1. September 1857, Großherzoglich Badisches Regierungs-Blatt 1857, S. 318
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p Gesetz- und Verordnungsblatt für das Großherzogthum Baden vom 8. Januar 1872, S. 8, online
  6. Verordnung vom 10. April 1872, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Großherzogthum Baden S. 197, online.
  7. Hof- und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden 1858, S. 164–206
  8. Vollzugsverordnung zur Gerichtsverfassung, Großherzoglich Badisches Regierungsblatt: 1864, 25. Juli 1864, S. 293 ff., online
  9. a b c d Gesetz vom 17. März 1898, Gesetzes- und Verordnungs-Blatt für das Großherzogthum Baden (GVBl) S. 231, online; Verordnung vom 14. Januar 1899, GVBl S. 3, online
  10. a b Gesetz vom 26. Juni 1890, Gesetzes- und Verordnungs-Blatt für das Großherzogthum Baden S. 485, online; Verordnung vom 31. August 1890, Gesetzes- und Verordnungs-Blatt für das Großherzogthum Baden S. 521, online
  11. Verordnung vom 21. September 1900, Gesetzes- und Verordnungs-Blatt für das Großherzogthum Baden S. 975, online
  12. Verordnung vom 25. Februar 1924, Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 29, online
  13. Bekanntmachung vom 7. Oktober 1881, Gesetzes- und Verordnungsblatt für das Großherzogthum Baden S. 257, online
  14. a b Verordnung vom 19. April 1884, Gesetzes- und Verordnungsblatt für das Großherzogthum Baden S. 117, online
  15. Verordnung vom 10. Juli 1889, Gesetzes- und Verordnungsblatt für das Großherzogthum Baden S. 111, online
  16. Verordnung vom 21. November 1928, Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 299, online
  17. Verordnung vom 21. März 1933, Reichsgesetzblatt I S. 136
  18. Erlass vom 27. März 1933, Badisches Justizministerialblatt S. 47, online
  19. Errichtung eines Sondergerichts in Freiburg (Breisgau). AV des Reichsjustizministers vom 15. Oktober 1940, Deutsche Justiz S. 1167.
  20. Verordnung vom 21. Oktober 1933, Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 228
  21. Verordnung vom 22. März 1934, Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 122, online
  22. Verordnung vom 27. April 1934, Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 175, online
  23. Verordnung vom 22. Dezember 1933, Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 300, online
  24. Werner Frotscher/Bodo Pieroth: Verfassungsgeschichte, 5. Aufl., München 2005, Rn 422.
  25. Gesetz, die innere Verwaltung betreffend (Reg.-Bl. S. 399)
  26. Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt 1927 S. 101
  27. Linsenmaier, Wolfgang: Die Arbeitsgerichtsbarkeit, abgerufen am 25. Oktober 2017
  28. a b c d e f g h Dritte Verordnung zur Änderung der Ausführungsverordnung zum Arbeitsgerichtsgesetz vom 23. Oktober 1933, Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 224
  29. a b Verordnung vom 21.11.1928, Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 300, online