Gerhard Sabathil

deutscher Kommissionsbeamter und Diplomat

Gerhard Ernst Ottomar Sabathil (* 11. Februar 1954[1] in Pforzheim) ist ein deutsch-ungarischer ehemaliger EU-Diplomat.

Sabathil studierte Wirtschaftswissenschaften und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dort wurde er 1981 zum Dr. rer. pol. promoviert.[2] Sein beruflicher Einstieg erfolgte 1982 beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Die Karriere bei der Europäischen Union begann 1984 in der Generaldirektion Wettbewerb. Es folgten Verwendungen im Kabinett des Vizepräsidenten Karl-Heinz Narjes, als Büroleiter des Leiters der Generaldirektion Haushalt, Geschäftsträger der Vertretung der EU in Prag und Bratislava und Referatsleiter für den Westlichen Balkan in Brüssel. Von 2000 bis 2004 war Sabathil EU-Botschafter in Norwegen und Island, von 2004 bis 2008 Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland. Anschließend war er bis 2015 Direktor in der EU-Kommission und im Europäischen Auswärtigen Dienst in Brüssel, zuletzt für Ostasien und den Pazifik.

In einem Video von 2014 äußert er sich in einem kurzen Statement über die Beziehungen zwischen der EU und China.[3]

Seine abschließende Verwendung führte ihn als EU-Botschafter nach Seoul.

Von 2017 bis 2020 war Sabathil Geschäftsführer der EUTOP Berlin GmbH und seit Oktober 2019 auch der EUTOP Brussels SPRL.[4]

2020 ermittelte der Generalbundesanwalt gegen Sabathil wegen Verdachts der "geheimdienstlichen Agententätigkeit". Sabathil sei ein "Informant, Hinweisgeber und Anwerber" des chinesischen Auslandsgeheimdienstes.[5] Zuvor war ihm im September 2016 die Sicherheitsfreigabe, ohne die keine Einsicht in eingestufte Dokumente möglich ist, entzogen worden und seit August 2018 wurde er vom Verfassungsschutz abgehört.[6]

Im November 2020 wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt.[7][6] Laut Presseberichten hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungsarbeit des Verfassungsschutzes kritisiert und zudem Zweifel an der Glaubwürdigkeit eines Hinweisgebers.[8] Laut Verdachtsanzeige war die Untersuchung aufgrund von Hinweisen von US-amerikanischen Geheimdiensten eingeleitet worden, um die diplomatischen Beziehungen zwischen der EU, Deutschland und China zu schädigen.[6]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. The Library of Congress: LC Linked Data Service: Authorities and Vocabularies (Library of Congress). Abgerufen am 29. Juni 2020.
  2. Gerhard SABATHIL - European External Action Service. In: EEAS. Archiviert vom Original am 15. Januar 2020; abgerufen am 4. Februar 2020 (englisch).
  3. Gerhard SABATHIL - Director for North East Asia and he Pacific at the European External Action Service, speaks to the EU-Asia Centre about the EU-China Relations 25 March 2014. 25. März 2014, abgerufen am 20. Januar 2020 (englisch).
  4. EUTOP: Geschäftsführung. Archiviert vom Original; abgerufen am 15. Januar 2020.
  5. tagesschau.de: Ex-Diplomat Sabathil weist Spionage-Vorwurf zurück. Abgerufen am 9. Juli 2020.
  6. a b c Thomas Gutschker: Ermittlungen gegen Sabathil: Früherer Spitzendiplomat beklagt „weltweiten Rufmord“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Fazit-Stiftung, 25. November 2020, abgerufen am 26. November 2020.
  7. Verfahrenseinstellung nach § 170 Abs. 2 der Strafprozessordnung (Quelle: Interview, spiegel.de, 1. Dezember 2020)
  8. Chinesischer Spion enttarnt? Zweifel an Beweisen des Verfassungsschutzes. Abgerufen am 17. Januar 2021.