Georgia Guidestones
Die Georgia Guidestones (dt. etwa „Orientierungstafeln von Georgia“, auch bekannt als Steine von Georgia bzw. Marksteine von Georgia) sind ein 1980 errichtetes Monument aus Granitstein. Es befindet sich etwa 14 Kilometer nördlich des Zentrums der Stadt Elberton im Elbert County im US-Bundesstaat Georgia. Wegen seines Aussehens wird es manchmal als das „amerikanische Stonehenge“ bezeichnet. Eine Inschrift mit zehn Richtlinien ist in die massiven Steinblöcke in acht modernen Sprachen von Englisch bis Swahili eingeschlagen.[1] Auf der Oberseite befinden sich die Richtlinien in gekürzter Form in den vier altertümlichen Sprachen Babylonisch, Altgriechisch, Sanskrit sowie ägyptischen Hieroglyphen.
Georgia Guidestones | |
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![]() Georgia Guidestones, Blick nach Osten | |
Daten | |
Ort | Elbert County, Georgia |
Baumeister | Joe H. Fendley, Sr |
Bauherr | R. C. Christian |
Baujahr | 1980 |
Höhe | 5,87 m |
Grundfläche | 44,59 m² |
Koordinaten | 34° 13′ 55,2″ N, 82° 53′ 40,2″ W |
Es ist samt im Boden eingebetteter Basisplatte fast sechs Meter hoch, besteht aus sechs Granitplatten und wiegt fast 100 Tonnen. Im Zentrum des Monuments befindet sich eine Platte, um die sich vier weitere Platten sternförmig gruppieren. Auf diesen fünf Platten liegt ein Deckstein. Des Weiteren befindet sich in unmittelbarer Nähe eine in den Boden eingelassene Steinplatte, die Informationen über die Geschichte und den Zweck der Guidestones enthält.
GeschichteBearbeiten
Im Juni 1979 erklärte ein Besucher der Elberton Granite Finishing Company, der sich als „Robert C. Christian“ vorstellte, im Auftrag „einer kleinen Gruppe loyaler Amerikaner“ zu handeln, die ein besonders großes und aufwendiges Denkmal plane.
Er erklärte dem Eigentümer des Unternehmens und späteren Baumeister Joe Fendley, es solle als Kompass, Kalender und Uhr genutzt werden und Katastrophen überstehen können. Er machte dabei metrische Angaben zur Größe und zum Umfang des Monuments. Dabei waren zur Errichtung des Monuments erheblich größere Granitblöcke erforderlich, als sie bisher im Elbert-County abgebaut, geschnitten oder fertiggestellt worden waren. Fendley konnte nur eine grobe Kostenschätzung machen, da zusätzliche Werkzeuge und Berater notwendig waren, und schätzte die Bauzeit auf etwa sechs Monate.
Zur Finanzierung wandte sich Christian an den Präsidenten der lokalen Granite City Bank, Wyatt Martin. Martin war durch eine Verschwiegenheitserklärung als einzigem Mittelsmann die Identität von Christian bekannt, da er dessen Kreditwürdigkeit prüfen musste. Christian erzählte ihm, dass eine Gruppe, die anonym bleiben wolle, seit mehr als 20 Jahren ein ungewöhnlich großes und aufwändiges Steinmonument plane.[1]
Christian übergab Fendley ein hölzernes Modell des Monuments sowie zehn Seiten mit detaillierten Angaben zum Monument, die unter anderem Statik, Fundament und Astrologie betrafen.[1] Dabei ähneln die Angaben denen des inneren Teils von Stonehenge.
Martin erteilte Fendley die Freigabe zum Bau, nachdem ein Guthaben bei seiner Bank eingegangen war. Das fünf ac (2 ha) große Grundstück, auf dem die Guidestones stehen, kaufte Christian am 1. Oktober 1979 für 5000 US-Dollar vom Farmbesitzer Wayne Mullenix, der das lebenslange Recht für das Grasen seiner Rinder auf dem Grundstück behielt. Nach dem Grundstückskauf hatte Martin nur noch Briefkontakt mit Christian. Später wurde das Grundstück dem Elbert County überschrieben.
Der Enthüllung der Guidestones, die am 22. März 1980 und somit nahe dem Zeitpunkt des Frühlingsäquinoktiums stattfand, wohnten zwischen 100 und 400 Personen bei.[1]
InschriftenBearbeiten
Zehn „Gebote“, Leitsätze oder Richtlinien sind in den Georgia Guidestones in acht verschiedenen Sprachen mittels Sandstrahlen[1] eingraviert, eine Sprache auf jeder Seite der vier aufrecht stehenden Steine. Von Norden im Uhrzeigersinn beginnend sind dies Englisch, Spanisch, Swahili, Hindi, Hebräisch, Arabisch, klassisches Chinesisch und Russisch. Nachfolgend wird die englische Inschrift (grau unterlegt) wiedergegeben und die deutsche Übersetzung gegenübergestellt.
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Eine kürzere Botschaft steht auf den vier vertikalen Seiten des Decksteins, wiederum jeweils in einer anderen Sprache und entsprechender Schrift auf jeder Seite. Die erläuternde Tafel neben den Guidestones identifiziert diese Sprachen/Schriften als Babylonische Keilschrift (Nord), Altgriechisch (Ost), Sanskrit (Süd) und ägyptische Hieroglyphen (West) und fordert (was vermutlich die englische Übersetzung ist):
- Let these be guidestones to an age of reason (etwa: „Lass diese [Steine] Wegweiser-Steine in ein Zeitalter der Vernunft sein“)
Im Jahre 2014 wurde dem Denkmal ein Schlussstein mit der Inschrift „2014“ hinzugefügt; er befindet sich an der Tafel mit englischer und spanischer Inschrift.
Tafel mit ErläuterungenBearbeiten
Wenige Meter westlich des Monuments wurde eine weitere Granitplatte in den Boden eingelassen. Sie erläutert die Struktur und die Sprachen, enthält Daten zu Größe, Gewicht und astronomische Details der Steine sowie über das Errichtungsdatum und die Sponsoren des Projekts.
Die Tafel selbst ist mit ihren Seiten auf die Haupthimmelsrichtungen ausgerichtet und so beschriftet, dass Norden die Leserichtung angibt. In der Mitte jeder Seite befindet sich dazu ein kleiner Kreis, mit je einem eingeschlossenen Buchstaben, der die entsprechende Himmelsrichtung in englischer Sprache angibt (N, S, E, W). Die Beschriftung der Tafel ist ungenau bei der Interpunktion. Es wird die Fehlschreibung „PSEUDONYN“ für Pseudonym verwendet.
Ganz oben auf der Tafel steht:
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Darunter befindet sich der Umriss eines Vierecks mit Text. An den Seiten des Vierecks sind die Namen von vier antiken Schriften bzw. Sprachen angeordnet, eine pro Seite. Diese sind nachfolgend im Uhrzeigersinn von der Spitze beginnend aufgelistet. Das Viereck soll die Deckplatte der vier Steine darstellen.
LET THESE BE |
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Darunter folgen in zwei Blöcken, einem links und einem rechts, weitere Erläuterungen
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Es folgt eine weitere Überschrift und darunter der Grundriss der aufrechten Steine der Struktur, bestehend aus einem kleinen Viereck, umgeben von vier längeren Vierecken nach Nordwesten, Nordost, Südost und Südwest zeigend. In der Darstellung befinden sich die Namen von acht Sprachen mit je einer an den langen Seiten der Steine. Diese sind nachfolgend von der oberen Seite des nordöstlichen Quaders beginnend und im Uhrzeigersinn aufgelistet.
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Am unteren Ende der Tafel befindet sich der Hinweis
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OrtBearbeiten
Die Georgia Guidestones befinden sich auf dem höchsten Punkt des Elbert County, Georgia. Die Steine befinden sich in der Nähe des Highway 77 (Hartwell Highway) östlich von Georgia und sind von dieser Straße aus gut sichtbar. Kleine Straßenschilder am Highway zeigen die Abfahrt zu den Guidestones: „Guidestones Rd.“ Sie liegen etwa 90 Meilen (145 Kilometer) östlich von Atlanta, 45 Meilen (72 Kilometer) von Athens, Georgia und 9 Meilen (15 Kilometer) nördlich des Zentrums von Elberton.
RezeptionBearbeiten
Die geläufigste Annahme ist, dass die Steine das grundlegende Konzept zum Neuaufbau einer zerrütteten Zivilisation darlegten. Der Autor Brad Meltzer befand, dass die Steine 1979 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges errichtet wurden und als Botschaft an die eventuellen Überlebenden eines Dritten Weltkrieges gedacht waren. Demnach könne die Forderung, die Erdpopulation unter 500 Millionen Menschen zu halten, von der Annahme herrühren, dass nach einem Atomkrieg die überlebende Population unterhalb dieser Größenordnung liegen würde.
Der Inhalt der Guidestones wird auch zu den Alternativen 10 Geboten gezählt.
Yoko Ono huldigte den Inschriften als „einen ergreifenden Appell an das rationale Denken“ („a stirring call to rational thinking“).
VerschwörungserzählungenBearbeiten
Die Guidestones erlangten großes Interesse unter Verschwörungstheoretikern.[2] Sie behaupten, die Steine seien von einem Geheimbund erbaut worden, der mit der „Neuen Weltordnung“ in Verbindung stehe.[1][2] Wieso eine solche angebliche Gruppe ihre „geheimen Pläne“ jedoch auf einen Stein in Georgia meißeln sollte, bleibt selbst innerhalb dieser Theorien widersprüchlich.
Bei der Enthüllung des Monuments zeigte sich ein Lokalpolitiker überzeugt, es sei für „Sonnenanbeter“, kultische Riten oder zur „Teufelsanbetung“ erbaut worden. Andere behaupteten, die Steine seien im Auftrag von Rosenkreuzern errichtet worden.[1]
DokumentationBearbeiten
In der Dokumentation "Dark Clouds over Elberton" aus dem Jahr 2015 (Regie Christian J. Pinto) werden die zu dem Zeitpunkt noch lebenden Protagonisten und Verwandte und Freunde von bereits verstorbenen Beteiligten befragt. Darunter auch der Bankier Wyatt Martin, der zwar wie versprochen keine Namen nannte, jedoch erstmalig Dokumente zeigte, die zu weiteren Hinweisen führten. Ein Bild über die Anzahl der anwesenden Zuschauer kann man sich dort selber machen.
Die Dokumentation kommt zu dem Schluss, dass ein gewisser Herbert H. Kersten der gesuchte R.C. Christian ist. Verbindungen zu dem Nobelpreisträger William Bradford Shockley (Mitentdecker des Transistorprinzips) und David Duke (Ehemaliger Knights of the Ku Klux Klan Führer) werden gezogen.
Bauzeichnungen zeigen auf, dass das Monument aus vermutlich finanziellen Gründen nicht fertig gestellt wurde, ein umgebender Steinkreis nach Vorbild von Stonehenge fehlt. Auch befinde sich unter den Granitblöcken eine Zeitkapsel.
Der Grund für den Bau des Monuments läge demnach in der Angst vor einem Atomkrieg zu Zeiten des kalten Krieges und der daraus folgenden weitestgehenden Auslöschung der Menschheit. Es solle der Gründung einer neuen Zivilisation dienen, die anhand der Gestirne (Uhrzeit und Positionen) und gegebenen Gebote (einheitliche Sprache, Achten der Natur) wachsen solle.
Die Verbindungen legen nahe, dass White Supremacy Anhänger die Gruppe bildeten, die das Monument finanzierten. Sowohl Kersten als auch Shockley waren Befürworter von Geburtenkontrolle und hielten Menschen mit dunkler Hautfarbe für minderintelligent. Somit müssten die ersten Gebote unter dem Aspekt der Eugenik betrachtet werden.
WeblinksBearbeiten
- Büchlein der Elberton Granite Finishing Co., Inc., über die Entstehung der Guidestones (1981) (PDF; 72,3 MB)
- America Unhenged auf RoadsideAmerica.com
- Roadside Georgia
- Gary Jones: The Georgia Guidestones: tourist attraction or cult message? (Memento vom 21. April 2012 im Internet Archive). The Elberton Star, 21. April 2012.
- Guidestones into the Age of Reason auf DamnInteresting.com
- Dismantling R.C. Christian’s Monument (Canada Free Press) von Judi McLeod
- Episode über die Georgia Guidestones des Podcasts Hoaxilla