George Sanders (Schauspieler)

britischer Schauspieler (1906-1972)

George Sanders (* 3. Juli 1906 in Sankt Petersburg, Russisches Kaiserreich; † 25. April 1972 in Castelldefels, Spanien) war ein britischer Schauspieler, der mit der Rolle des zynischen Theaterkritikers Addison DeWitt in dem Filmklassiker Alles über Eva den Oscar gewann.[1] Er wurde vor allem durch seine Darstellungen von kultivierten, aber häufig antipathischen Figuren berühmt.

George Sanders (1972)

Leben und Karriere Bearbeiten

George Sanders war das zweite von drei Kindern. Seine Eltern, Henry Sanders (1873–1961) und Margaret Sanders (1875–1967), waren Briten. Er lebte mit ihnen in Russland bis zum Ausbruch der Russischen Revolution. Nach seiner Ausbildung an der Bedales School in Hampshire begann Sanders ein Studium am Brighton College und später am Technical College in Manchester. Das Studium diente seiner Vorbereitung, seinem Vater ins Textil-Geschäft zu folgen. Als Geschäftsmann arbeitete er erst in der Textil-, später in der Tabakbranche. Nach einem kurzen Aufenthalt in Südamerika kehrte er ins Vereinigte Königreich zurück und betrat Anfang der 1930er Jahre, ermutigt durch Greer Garson, erstmals eine Bühne. Er übernahm in der Revue Ballyhoo eine kleine Rolle.

Sein Filmdebüt gab er 1936 in dem Film Find the Lady. Bereits in seinem zweiten Spielfilm im Jahr 1936 Strange Cargo spielte er eine der Hauptrollen.[2] Es folgten weitere Filme in der zu diesem Zeitpunkt eher kleinen britischen Filmindustrie, bevor Sanders dann sein Glück in Hollywood versuchte. Für das Studio 20th Century Fox drehte er seinen ersten amerikanischen Film Signale nach London (Lloyds of London).[2]

In der Rolle des Abenteuerhelden machte er sich schnell einen Namen und konnte seine Beliebtheit mit einprägsamen Darstellungen von Schurken (beispielsweise The House of the Seven Gables, 1940) noch steigern. Seine äußere Erscheinung prädestinierte ihn nicht nur als Darsteller von Aristokraten (Amber, die große Kurtisane), sondern auch für Rollen in den populären Krimi-Filmserien dieser Zeit. So spielte er von 1939 an Simon Templar (The Saint) in einer Filmreihe, und mit The Falcon kam 1941 eine ähnliche Rolle in einer weiteren Filmreihe hinzu. Zunehmend auf einen Rollentypus festgelegt, verabschiedete er sich von der Falcon-Rolle, indem er sie seinem Bruder Thomas Charles Sanders überließ, der unter dem Pseudonym Tom Conway ebenfalls als Schauspieler tätig war.[1] Alfred Hitchcock besetzte Sanders in seinen ersten Hollywoodfilmen Rebecca (1940) und Der Auslandskorrespondent (1940): Im ersten Film war er als hinterlistiger Widersacher von Laurence Olivier zu sehen, im anderen hatte er eine sympathischere Rolle als cleverer Geheimagent.

Während des Zweiten Weltkriegs trat er auch in Propagandafilmen auf, wie beispielsweise in Ich war ein Spion der Nazis (1939) und Menschenjagd (1941).[1] Nach dem Krieg widmete sich Sanders verstärkt den Charakterrollen. Er spielte häufig redegewandte und kultivierte, zugleich aber zwielichtig erscheinende Charaktere aus der britischen Oberklasse – so beispielsweise Lord Henry Wotton in der Oscar-Wilde-Verfilmung Das Bildnis des Dorian Gray (1945) oder den insgeheim verheirateten Verehrer von Gene Tierney in Ein Gespenst auf Freiersfüßen (1947). Viele seiner Figuren waren als Zyniker angelegt.[3] Für seine Darstellung des bissigen Theaterkritikers Addison DeWitt in dem satirischen Film All About Eve (dt.: Alles über Eva) wurde er mit dem Oscar als Bester Nebendarsteller belohnt.

1953 spielte Sanders in England an der Seite von Robert Taylor in der Literaturverfilmung Ivanhoe – Der schwarze Ritter. 1954 reiste er nach Neapel, wo er an Ingrid Bergmans Seite unter Roberto Rossellinis Regie in dem Ehedrama Reise in Italien die männliche Hauptrolle spielte. Wieder zurück in den Vereinigten Staaten spielte er 1955 unter Fritz Langs Regie einen aristokratischen Bösewicht in J. Meade Falkners verfilmter Abenteuergeschichte Moonfleet. Nach 1955 begann Sanders regelmäßig in Fernsehserien mitzuspielen. In dem klassischen Science-Fiction-Horrorfilm Das Dorf der Verdammten von 1960 übernahm der Schauspieler die Rolle des pensionierten Physikers Gordon Zellaby. Sanders lieh außerdem in der Originalfassung des Disney-Zeichentrickfilmklassikers Das Dschungelbuch (1967) dem Tiger Shir Khan seine Stimme. In dem britischen Horrorfilm Der Frosch (Originaltitel Psychomania) von Don Sharp aus dem Jahr 1973 spielte Sanders seine letzte Filmrolle, einen Diener.[1]

Privatleben und Tod Bearbeiten

Sanders’ mit Susan Larson 1940 geschlossene Ehe hielt bis 1949. In zweiter Ehe war der Schauspieler ab 1949 mit Zsa Zsa Gabor verheiratet. Die Ehe hielt bis 1957. Seine dritte Frau wurde 1959 die Schauspielerin Benita Hume, mit der er bis zu ihrem Tod 1967 verheiratet war. Seine 1970 mit Zsa Zsa Gabors Schwester Magda geschlossene Ehe war nur von kurzer Dauer, sie wurde nach einem Jahr annulliert.[4][1] Sanders schrieb eine Autobiographie, Memoirs of a Professional Cad,[5] in der er ironisch seinen Lebenslauf kommentierte wie auch über seine Ehe mit Zsa-Zsa Gabor resümierte.

Immer wieder hatte George Sanders geäußert, dass er mit 65 Jahren Selbstmord begehen würde, um einem Siechtum im Alter zu entgehen. In seinen letzten Lebensjahren litt er zunehmend unter gesundheitlichen Problemen. Kurz vor seinem 66. Geburtstag wurde seine Leiche in einem Hotel in Castelldefels bei Barcelona gefunden. Er hatte eine Überdosis Schlaftabletten genommen und nannte in seinem Abschiedsbrief Langeweile als Hauptgrund für seine Selbsttötung. Er hinterließ eine Notiz, die mit den Worten begann: „Liebe Welt, ich verlasse dich, weil ich mich langweile.“[1]

Deutsche Stimme Bearbeiten

George Sanders wurde in Deutschland überwiegend von Siegfried Schürenberg synchronisiert, der auch Clark Gable seine Stimme lieh. Auch die Schauspieler Curt Ackermann, Alf Marholm, Wolfgang Lukschy, Walther Suessenguth und Paul Klinger liehen ihm neben einigen anderen ihre Stimme. Im Film Die WonderBoys von 2000, gibt es einen Ausschnitt aus Das Bildnis des Dorian Gray zu sehen, in dem George Sanders von dem deutschen Synchronsprecher Hans-Jürgen Wolf nachvertont wurde, der sich, unter anderem, als die Synchron-Stimme von Hugo Weaving in den Matrix-Filmen auszeichnete. Als der Film 1946 original in Deutschland erschien, übernahm die Synchronisation noch O. E. Hasse.[6]

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: George Sanders – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f George Sanders. TCM – Turner Classic Movies (englisch); abgerufen am 20. August 2013.
  2. a b Robert Sharp: Sanders, George. In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X (doi:10.1093/ref:odnb/47189 Lizenz erforderlich), Stand: 2004, abgerufen am 20. August 2013.
  3. George Sanders, Film Villain, a Suicide. In: The New York Times. 26. April 1972, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 21. Februar 2024]).
  4. Profil George Sanders Roger Fristoe bei tcm.com/this-month/article. Abgerufen am 20. August 2013.
  5. George Sanders: Memoirs of a Professional Cad. Scarecrow Verlag, 1992, ISBN 0-8108-2579-1
  6. George Sanders. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 28. Januar 2021.