Georg Sporschill

österreichischer Jesuit und Sozialseelsorger

Georg Sporschill SJ (* 26. Juli 1946 in Feldkirch, Vorarlberg) ist ein österreichischer Jesuit und Sozialseelsorger.

Georg Sporschill (2022)

Leben Bearbeiten

Georg Sporschill wurde als fünftes von neun Geschwistern in Feldkirch geboren. Sein Vater Robert war ein Bauingenieur, seine Mutter Aloisia Hausfrau.

Nach der Matura am humanistischen Gymnasium Feldkirch studierte Georg Sporschill an den Universitäten in Innsbruck und Paris Theologie, Pädagogik und Psychologie. Anschließend war er als Assistent von Ernst Tewes, Bischofsvikar für die Region München in der Erzdiözese München und Freising, tätig, dann Referent für Erwachsenenbildung im Amt der Vorarlberger Landesregierung. 1976 trat er mit 30 Jahren in den Jesuitenorden ein und empfing zwei Jahre später in Wien die Priesterweihe.

Daneben leitete er in dieser Zeit die Redaktion der Zeitschrift Entschluß. In der Wiener Pfarre Lainz setzte er sich vor allem für die Jugend ein. Ab 1980 galt sein Engagement strafentlassenen, drogensüchtigen und obdachlosen Jugendlichen in Wien. Er wohnte mit ihnen unter einem Dach. Pater Georg Sporschill baute im Rahmen der Caritas Jugend- und Obdachlosenhäuser auf, er gründete den „Canisibus“ mit Suppe für die Menschen auf der Straße und das Wiener Innenstadtlokal „Inigo“, das Langzeitarbeitslosen Arbeit und Selbstbewusstsein verschafft.

Im Auftrag des Jesuitenordens ging Pater Sporschill SJ 1991 nach Bukarest, um dort rumänischen Straßenkindern zu helfen. In einer schwierigen Zeit und gegen viele Widerstände im Postkommunismus holte er tausende Kinder von der Straße und aus den Kanälen Bukarests. Gemeinsam mit Ruth Zenkert gründete er Kinderhäuser, Sozialzentren, Lehrwerkstätten, Musikschulen und soziale Wohngemeinschaften in Bukarest und Umgebung. Eine aufgelassene Kolchose in Aricesti bauten sie 1992 zur „Farm für Kinder“ um, die zu einem großen Kinderzentrum heranwuchs. 2002 eröffneten sie weitere Kinderheime in Ploiești, die „Stadt der Kinder“[1]. 2008 bildete auch in Bulgarien das Sozialzentrum „Sveti Konstantin“ eine erste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche von der Straße. 2004 wurde in der Republik Moldau eine „Stadt der Kinder“ eröffnet und es wurden Suppenküchen für alte Menschen gegründet. Das von Georg Sporschill ins Leben gerufene Projekt CONCORDIA[2] ist damit in drei Ländern zum Modell für Sozialarbeit geworden. 2013 wurde die Organisation mit 600 Mitarbeitern an die Nachfolger übergeben. Sie steht heute auf eigenen Füßen.[3]

Heute lebt Georg Sporschill in Gemeinschaft mit den Ärmsten für sein Werk ELIJAH. „Wir gehen dorthin, wo die Not am größten ist.“ Dieses Wort des Heiligen Ignatius hat Pater Sporschill 2011 in siebenbürgische Dörfer in der Nähe von Hermannstadt geführt. 2012 gründete er dort gemeinsam mit Ruth Zenkert den Verein ELIJAH,[4][5] um Roma-Familien in Siebenbürgen zu helfen, die dort in Armut leben.[6] Musikschulen, Sozialzentren, Häuser für Familien und ein Schülerwohnheim mit Startwohnungen helfen Kindern und ihren Eltern aus ihrer Situation auszubrechen. Seit 2022 betreut der Verein ELIJAH in Bukarest Obdachlose am Nordbahnhof und richtete ein Tageszentrum ein. Somit ist der Verein mittlerweile in sechs Orten mit 80 rumänischen Mitarbeitern tätig.[7]

Seit mehr als 30 Jahren lebt und arbeitet Georg Sporschill in Rumänien. Seine Gründungen haben Bestand.

Georg Sporschill ist Gründer einer Bibelschule in Wien. An der Universität Udine erhielt er 2019 das Ehrendoktorat für seinen Einsatz für Straßenkinder und sozial benachteiligte Menschen.[8]

Auszeichnungen Bearbeiten

Publikationen Bearbeiten

  • (Hrsg.), mit Gilbert Niggl (Mitarbeit): Wie heute beten. Ein Arbeitsbuch für die Erwachsenenbildung. (= Reihe Information und Bildung), Stuttgart 1973, ISBN 3-460-20021-9.
  • (Mitarbeit), Rupert Feneberg (Einleitung), Marianne Fichten (Beitrag), Fritz Fischer (Beitrag): Glückliche Kinder? Gemeindeseminar zu Fragen der Kindererziehung. (= Modelle und Materialien für die Erwachsenenbildung in der Gemeinde, Band 2) Freiburg i. Br. 1973, ISBN 3-419-53861-8.
  • (Hrsg.), Rupert Feneberg (Mitarbeit): Wie heute beichten. Konkrete Schritte zu einer neuen, sinnvollen Praxis. Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 1974, 3. Auflage 1974, 4. Auflage 1976, 5. Auflage 1977, ISBN 3-451-17071-X.
  • mit Wolfgang Feneberg: Religiöse Jugendarbeit. Werkbuch für Gruppenleiter. Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 1983, ISBN 3-451-19666-2.
  • (Hrsg.), Karl Rahner (Autor): Bekenntnisse. Rückblick auf 80 Jahre, Wien, München 1984, ISBN 3-7008-0258-7.
  • (Hrsg.), Karl Rahner (Autor): Karl Rahner – Horizonte der Religiosität. Kleine Aufsätze. (= Edition Entschluss, Band 2), Wien, München 1984, ISBN 978-3-7008-0276-1.
  • (Hrsg.): Der verbrannte Dornbusch. Lebensveränderung und neue Gotteserfahrung (= Edition Entschluss, Band 2), Wien, München 1984, ISBN 3-7008-0275-7.
  • (Hrsg.), Der Weg des Paulus. Apostel der Heiden (= Edition Entschluss, Band 3), Wien, München 1985, ISBN 3-7008-0291-9.
  • (Hrsg.), Rupert Feneberg (Mitarbeit), Karl Rahner (Beitrag), Wie heute beichten, 6. Auflage, Neuausgabe, Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 1986, ISBN 3-451-20828-8.
  • (Hrsg.), Verstehst Du mein Problem? Pater Georg Sporschill antwortet jungen Menschen (= Veröffentlichungen des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Präventiv- und Rhabilitationspsychologie im Jugendalter, Wien), Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 1988, ISBN 3-451-21095-9.
  • Die zweite Meile. Ein Leben mit Hoffnungskindern, Wien 2006, ISBN 3-8000-7211-4 und ISBN 978-3-8000-7211-8.
  • mit Wolfgang Feneberg (Autor), Peter Mitterbauer (Vorwort), Nora Schoeller (Photographien): Wie dem Adler wird dir die Jugend erneuert. Wege zum spirituellen Training. Wien 2006, ISBN 978-3-8000-7275-0.
  • mit Wolfgang Feneberg: Du führst mich hinaus ins Weite. Wege zum spirituellen Training. Ueberreuter, Wien 2008, ISBN 978-3-8000-7362-7.
  • mit Carlo Maria Martini, Jerusalemer Nachtgespräche. Über das Risiko des Glaubens, Freiburg im Breisgau, Herder 2008, ISBN 978-3-451-05979-7.
  • (Hrsg.), Gudrun Biffl (Autorin): Kinderarmut und Ausgrenzung in Europa – Beispiel Österreich und Donauraum. (= Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) (Hrsg.), Der Donauraum, Band 2), Wien 2010.

Literatur Bearbeiten

  • Christine Dobler: Pater Georg Sporschill und das JUCA (Werkstücke, Band 1), Feldkirch 1993, ISBN 3-85176-015-8.
  • Andreas Holzer: Ein operatives Planungs- und Budgetierungssystem für eine NPO anhand des Sozialprojekts Pater Georg Sporschill „Straßenkinder in Rumänien“. Diplomarbeit an der Wirtschaftsuniversität Wien 1999.
  • Stefano Stimamiglio: Chi salva una vita salva il mondo intero Milano 2014, ISBN 978-88-215-9215-7

Zeitungsartikel (Auswahl) Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Sendungen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Der Standard: Neues Zuhause für 100 Straßenkinder in Rumänien. Der Standard, 17. März 2002, abgerufen am 22. Juni 2023.
  2. Geschichte von Concordia
  3. Die Presse: Pater Sporschill verlässt Concordia Vorstand. 19. August 2011, abgerufen am 7. Juni 2023.
  4. Über Elijah, auf elijah.ro, abgerufen am 5. März 2023
  5. Sara Gratt: Europas Abgrund. (Memento vom 26. September 2020 im Internet Archive), In: Jesuiten weltweit. Ostern 2020
  6. Über Elijah. In: www.elijah.ro. Abgerufen am 8. Dezember 2019.
  7. Verein ELIJAH: Über Elijah. Januar 2023, abgerufen am 7. Juni 2023.
  8. Soziales Engagement: Ehrendoktorat für Pater Sporschill (12. August 2019)
  9. Józef Niewiadomski: Pater Georg Sporschill SJ - Ehrendoktor unserer Universität. Universität Innsbruck, 30. Mai 2005
  10. Friedensrose: Preis für St. Georgener, in: Bezirksrundschau Perg, Nr. 24, 13./14. Juni 2013, Seite 12
  11. Italien: Ehrendoktorat für Pater Sporschill (9. August 2019)
  12. Klartext vor dem Tod (Memento vom 10. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), Christ & Welt, Ausgabe 37, 2012