Geopark Porphyrland

Museum in Deutschland

Der Geopark „Porphyrland – Steinreich in Sachsen“ (Kurzform Geopark Porphyrland) ist ein im Jahr 2006 gegründeter, 2014 zertifizierter Nationaler Geopark in Deutschland und liegt etwa 20 Kilometer östlich von Leipzig und 70 Kilometer nordwestlich von Dresden. Seit 30. Mai 2023 gehört er zum Welterbe Stein („IUGS Heritage Stone“), verliehen von der internationalen Dachorganisation der Geologen.[1][2]

Logo des Geopark Porphyrland

Träger ist der „Geopark Porphyrland – Steinreich in Sachsen e.V.“ in Grimma.

Lage Bearbeiten

Der Geopark umfasst Bereiche des Nordsächsischen Platten- und Hügellandes, des Mittelsächsischen Lösshügellandes und des Mulde-Lösshügellandes mit einer Gesamtfläche von ca. 1.200 km². Die Region erstreckt sich von Thallwitz im Norden über Wurzen, Grimma und Colditz nach Rochlitz im Süden. Wermsdorf und Mügeln markieren die östliche Grenze, Brandis und Naunhof bilden die westliche Abgrenzung des Geoparkareals. Das Gebiet umfasst Teile der Landkreise Leipzig, Nordsachsen und Mittelsachsen.

Regionale Geologie Bearbeiten

Der Geopark Porphyrland befindet sich auf dem Gebiet des Nordwestsächsischen Vulkanitkomplexes. Im Rotliegend, vor etwa 300 bis 275 Millionen Jahren,[3] entstanden im Zuge katastrophaler Supereruptionen,[4][5] Calderensysteme[6][7] mit mehreren hundert Meter mächtigen ignimbritischen Ablagerungen (trachy-) dazitischer bis rhyolithischer Zusammensetzung.[5] Neben diesen mächtigen pyroklastischen Ablagerungen treten in diesen Calderen Subvulkanite (Granitporphyre) auf.[6] Untergeordnet treten im Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex auch rhyolitische bis rhyodazische Laven auf. Die Gesteine (allgemein oft unter dem Namen „Porphyre“ zusammengefasst) lagern diskordant über dem variszisch gefalteten Untergrund[8] und stehen durchweg oberflächennah an. Ablagerungen des Zechstein und Mesozoikum spielen nur untergeordnete Rollen. Das Gebiet wurde im Tertiär und Quartär überprägt.

Feucht-warmes Klima in der späten Kreide und zu Beginn des Tertiär hat die oberflächennah anstehenden Rhyolithe tiefgründig verwittert und ursprünglich bis zu mehr als 100 m mächtige Kaolindecken gebildet.[9]

Während des Tertiär, etwa zwischen 25 und 20 Millionen Jahren vor heute, befand sich Nordwestsachsen am Rand der Paläo-Nordsee, in der sich Sande, Schluffe und Tone ablagerten und sich Braunkohlen bildeten.[10]

Durch die Heraushebung des Erzgebirges zwischen Plio- und Pleistozän wurden fluviatile Prozesse und Ablagerungen landschaftsbildend.[11][12]

Die Inlandeisgletscher aus Elster- und Saalekaltzeit bewirkten im Quartär eine Überformung der Vulkanite und des tertiären Deckgebirges. Die heutige hügelige Landschaft wurde während der Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten herausmodelliert, als sich Lockersedimente wie Kiese, Sande und Lösse abgelagert haben.[13][14] Die Entdeckung der Wind- und Gletscherschliffe auf den Porphyraufragungen in den Hohburger Bergen waren ausschlaggebend für die Formulierung der Eiszeittheorie.[15]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Im Geopark können zahlreiche Sehenswürdigkeiten besucht werden. Eine Auswahl ist nachfolgend dargestellt:

Geotope Bearbeiten

  • Kaolingrube Hohburg und Braunkohlenanschnitt
  • Steinbruch auf dem Zinkenberg, Röcknitz
  • Eulenkluft Wechselburg

Schlösser und Burgen Bearbeiten

Industriedenkmale Bearbeiten

Besucherzentren (Geoportale) Bearbeiten

Der Besucher findet über Besucherzentren, die so genannten Geoportale, Zugang zu den Sehenswürdigkeiten des Geoparks. Hier werden jeweils touristische Informationen bereitgehalten und thematisch unterschiedliche Dauerausstellungen angeboten.

  • Geoportal „Zeit – Wandel – Stein“ Röcknitz
    In diesem Geoportal kann eine Ausstellung über die geologische Geschichte Nordsachsens besichtigt werden. Im Außenbereich befindet sich ein Geoerlebnisgarten mit Barfußpfad, Steinlabyrinth und einem tertiären Wald, der die geologischen Themen in der Dauerausstellung aufgreift.
  • Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg
    In dem Fachwerkbau von 1802 werden die Lebensweise der Steinbrecher sowie die Geschichte der nordwestsächsischen Lebensweise der Steinindustrie anhand von Ausstellungen dargestellt. Im Außenbereich können eine funktionierende Steinbrechanlage, Lokomobile, ein Lanz-Bulldog und eine nostalgische Tankstelle besichtigt werden.
  • Geoportal Porphyrhaus Rochlitzer Berg
    Im Porphyrhaus kann sich der Besucher über den Rochlitzer Porphyrtuff informieren sowie Tipps für Ausflüge in die Umgebung mitnehmen. Außerdem finden Vorträge, Workshops und Kreativangebote statt.
  • Geoportal Erden der Keramik Grimma
    Das Geoportal befindet sich in der „Schaddelmühle“, einer alten Wassermühle, in der sich eine Keramikwerkstatt befindet. Das Geoportal bietet kunstkeramische und andere Ausstellungen, Kurse unter professioneller Begleitung, einen Skulpturengarten und eine Tonaufbereitungsanlage.
  • Geoportal Schmalspurbahnhof Mügeln (zurzeit in Umsetzung)
    Im Schmalspurbahnhof Mügeln, einst Europas größtem Schmalspurbahnhof, wird zukünftig (ab Mitte 2019) in einer Ausstellung und auf dem Freigelände über den Abbau, den Transport und die Ausarbeitung von Kaolin informiert.

Die Sehenswürdigkeiten und Besucherzentren sind durch (Rad-)Wanderwege wie dem „Weg der Steine“ oder dem „Porphyrlehrpfad“ auf dem Rochlitzer Berg erschlossen.

Kooperationen und Partner des Geoparks Bearbeiten

Der Geopark Porphyrland kooperiert mit folgenden Partnern:

Weblinks Bearbeiten

Commons: GeoPark Porphyrland - Steinreich in Sachsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wurzner Amtsblatt, 06/2023, S. 27
  2. Heiner Siedel: Rochlitzer Porphyrtuff ist der erste deutsche „Heritage Stone“. In: Veröffentlichungen des Museums für Naturkunde Chemnitz, 2022 (45), Seiten 201–202. online bei zobodat.at (PDF; 0,2 MB).
  3. U. Hoffmann, C. Breitkreuz, K. Breiter, S. Sergeev, K. Stanek, M. Tichomirowa: Carboniferous-Permian volcanic evolution in Central Europe - U/Pb-ages of volcanic rocks in Saxony (Germany) and northern Bohemia (Czech Republic). In: International Journal of Earth Sciences. Band 102, 2013, OCLC 5659178835, S. 73–99.
  4. C. Breitkreuz: Die Vulkanite und Subvulkanite im Geopark Porphyrland: Ein spätpaläozoischer Supervulkankomplex! In: V. Heß, J. Rascher, H. Zellmer (Hrsg.): Kultur.Wert.Stein. Verantwortung und Chancen für Geoparks (= Schriftenr. Dt. Ges. Geowiss. Band 88). 2016, ISBN 978-3-510-49237-4, S. 67–72.
  5. a b A. Repstock, C. Breitkreuz, M. Lapp, B. Schulz: Voluminous and crystal-rich igneous rocks of the Permian Wurzen volcanic system, northern Saxony, Germany: physical volcanology and geochemical characterization. In: International Journal of Earth Sciences. Band 107, November 2017, DNB 1150861959, S. 1485–1513.
  6. a b Gerhard Röllig: Beiträge zur Petrogenese und Vulkanotektonik der Pyroxenquarzporphyre Nordwestsachsens. Hrsg.: Martin Luther Universität Halle. Halle (Saale) 1969.
  7. Frank Eigenfeld: Zur geologischen Entwicklung der vulkanischen Gesteine im Süd- und Ostteil des NW-Sächsischen Vulkanitkomplexes. Dissertation. Martin Luther Universität Halle, Halle (Saale) 1978, DNB 810122553.
  8. A. Krüger, W. Heidenfelder, V. Hess, J. Rascher: Sachsen trägt Porphyr – geologische Besonderheiten und geotouristische Potentiale eines geplanten Geoparks im Muldenland. In: Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften. (= SDGG). Heft 76, Mai 2011, S. 37–48.
  9. A. Krüger, V. Heß, H. Schilke, W. Heidenfelder, H. Anger: Weißes Gold aus Sachsen – Kaolinvorkommen und deren Inwertsetzung im Geopark Porphyrland. In: SDGG. Heft 81, 2013, S. 46–55.
  10. J. Rascher: Braunkohlen. In: W. Pälchen (Hrsg.): Geologie von Sachsen II - Georessourcen, Geopotentiale, Georisiken. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele & Obermiller), Stuttgart 2009, ISBN 978-3-510-65249-5, S. 24–51.
  11. L. Eißmann, T. Litt: Das Quartär Mitteldeutschlands. Ein Leitfaden und Exkursionsführer. Mit einer Übersicht über das Präquartär des Saale-Elbe-Gebietes. (= Altenbg. nat. wiss. Forsch. Band 7). 1994, DNB 943754143.
  12. L. Wolf, W. Alexowsky: Quartär. In: W. Pälchen, H. Walther (Hrsg.): Geologie von Sachsen. Stuttgart 2008, ISBN 978-3-510-65239-6, S. 419–462.
  13. J. Czoßek: Sächsischer Marmor - Der „Porphyrtuff“ von Rochlitz. In: Die Erde knallt! - Vulkane in Sachsen. Ausstellungskatalog. Museum der Westlausitz Kamenz, 2008, ISBN 978-3-910018-47-1, S. 11–21.
  14. F. W. Junge, R. Baudenbacher: Die erdgeschichtliche Entwicklung zwischen Erzgebirge, Saale und Elbe. In: Exkursionsführer Mitteldeutschland. 2001, ISBN 3-14-160329-4, S. 189–199.
  15. W. Heidenfelder, A. Krüger, A. Sagawe: Der letzte Schliff: Die Bedeutung der Gletscherschliffe im sächsischen Geopark Porphyrland für die Entstehung der Inlandeistheorie und für den regionalen Geotourismus. In: SDGG. Heft 79, 2012, S. 20–31.
  16. Auszeichnung: Kirchbruch Beucha wird dritter Nationaler Geotop im Geopark Porphyrland. geopark-porphyrland.de, Online-Portal, 10. September 2019. Abgerufen am 11. September 2019.
  17. Auszeichnung: Kirchbruch Beucha wird dritter Nationaler Geotop im Geopark Porphyrland. geopark-porphyrland.de, Online-Portal, 10. September 2019. Abgerufen am 11. September 2019.
  18. Auszeichnung: Kirchbruch Beucha wird dritter Nationaler Geotop im Geopark Porphyrland. geopark-porphyrland.de, Online-Portal, 10. September 2019. Abgerufen am 11. September 2019.