Ein Gentiluomo di Sua Santità (deutsch: „Edelmann Seiner Heiligkeit“; Mehrzahl: Gentiluomini di Sua Santitá, deutsch: „Edelmänner Seiner Heiligkeit“ bzw. „Edelleute Seiner Heiligkeit“) ist ein ranghoher ehrenamtlicher Laienmitarbeiter des päpstlichen Hauses. Die in etwa hundert Männer[1] zählen zur päpstlichen Familie.

Geschichte Bearbeiten

 
Alfonso Giorgi (7. März 1824 – 31. März 1889)[2] in Uniformen der Camerieri Segreti di Spada e Cappa zur Zeit des Pontifikats (1846–1878) von Pius IX. Das linke Bild zeigt die spanische Hoftracht

Vor der Reform des päpstlichen Haushalts gab es unter den Päpstlichen Kammerherren die nicht dem Klerus angehörenden Camerieri Segreti di Spada e Cappa Partecipanti („wirkliche Geheimkämmerer mit Degen und Mantel“), die Camerieri Segreti di Spada e Cappa („sonstige Geheimkämmerer mit Degen und Mantel“) und die Camerieri d'Onore di Spada e Cappa („Ehrenkämmerer mit Degen und Mantel“).[3] Sie trugen meist spanische Hoftracht.[1] Größtenteils stammten die Mitglieder aus italienischen adeligen Familien bzw. aus dem päpstlichen Adel und viele von ihnen nahmen schon längere Zeit Funktionen in der päpstlichen Familie wahr.

Durch das Motu proprio mit dem Titel Pontificalis Domus vom 28. März 1968 wurden daraus die Gentiluomini di Sua Santitá.[4]

Gegenwart Bearbeiten

Heute tragen die Gentiluomini schwarzen Frack und eine dreireihige goldene Amtskette, die mit den päpstlichen Insignien, der Tiara und den gekreuzten Schlüsseln Petri, geschmückt ist (Wappen der Vatikanstadt).

Die im Elenco („Verzeichnis“) stehenden Gentiluomini sind, im Gegensatz zu früher, meist bürgerlicher Herkunft. Die Funktion ist nicht vererbbar und endet nicht mit dem Pontifikat eines Papstes. Die jeweiligen Würdenträger sind im Annuario Pontificio, dem päpstlichen Jahrbuch, gelistet.[5] Zu ihnen gehören während ihrer Amtszeit auch jeweils die drei ranghöchsten Offiziere der Schweizergarde.[6]

Die Edelleute stellen die unmittelbare Begleitung der Besucher des Papstes. Während der Vier-Augen-Gespräche betreuen sie das Gefolge des Besuchers. Dies erfolgt sowohl im Vatikan als auch in Castel Gandolfo. Bei feierlichen Gottesdiensten im Petersdom weisen sie den Ehrengästen und den Angehörigen des Diplomatischen Corps die reservierten Plätze zu. Auch bei den wöchentlichen Generalaudienzen, Audienzen, Veranstaltungen und Konzerten in der Vatikanischen Audienzhalle stehen sie dem Papst hilfreich zur Seite.[1]

Papst Franziskus gab im Jahre 2013 bekannt, dass er beschlossen habe, keinen Gentiluomo di Sua Santità mehr zu ernennen,[7] und setzt somit den § 7 von Pontificalis domus zeitweilig außer Kraft.[8]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Ulrich Nersinger: Die diskreten Edelmänner des Papstes, kath.net, 11. März 2010
  2. Alfonso Giorgi - Archeologo e Amministratore ferentinate, giorgiroffiisabelli.it
  3. Giorgio Aldrighetti: Gentiluomini di Sua Santità, Gli Ordini Cavallereschi
  4. Deutscher Wortlaut des Pontificalis Domus, Nachkonziliare Dokumentation, Band 10, Kurienreform I (1967), S. 254–273, Paulinus-Verlag Trier 1968, Imprimatur N. 92 / 67, Treveris die 18 m. Iunii 1968
  5. Ulrich Nersinger: Die Geschichte des „Päpstlichen Jahrbuchs“, 25. Februar 2010, zenit.org
  6. Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, Band 97, Verlag Herder, 2002
  7. Der Fürst und die Edelmänner des Papstes: "Ihre Abschaffung ist richtig, aber Paul VI. beging einen Fehler", Eintrag auf Katholisches-Magazin für Kirche und Kultur [1], aufgerufen am 29. April 2019
  8. PAOLO VI LETTERA APOSTOLICA MOTU PROPRIO PONTIFICALIS DOMUS - VIENE CAMBIATO L'ORDINAMENTO DELLA CASA PONTIFICIA [2]