Gebrüder Cohen oder Gebrueder Cohen in Hannover firmierte eine auf die Bauwirtschaft spezialisierte Privatbank mit angeschlossener Holz-Großhandlung.[1] Das Bankhaus war eines der ältesten hannoverschen Kreditinstitute.[2]

Geschichte Bearbeiten

Zur Zeit des Königreichs Hannover durchlief der in Goslar geborene Bernhard Cohen von Ostern 1847 bis zum 2. April 1852 eine Lehre bei dem Goslarer Kaufmann J. S. Ehrhardt. Eine diesbezügliche, mit einer Vedute der Bergstadt am Harz illustrierte Urkunde der „Vorsteher und Genossen der löblichen Kaufmannsgilde in der Königlich Hannoverschen Stadt Goslar“ bescheinigte den Gebrüdern Cohen auch später mit Brief und Siegel die Eigenschaften als Ehrbare Kaufleute.[2]

Gut fünf Jahre nach der bestandenen Kaufmannsprüfung gründete Bernhard Cohen gemeinsam mit seinem Bruder Nathan am 1. Oktober 1857 in der Residenzstadt Hannover eine Holzgroßhandlung, der von Anfang an eine „Abteilung“ Bankgeschäft angeschlossen war. Ziel war es, neben allgemeinen Bank- und Handelsgeschäften während der Industrialisierung, einerseits durch die Gewährung von Baugeldern die Bautätigkeit insbesondere von Bauunternehmen und zugleich das eigene Kreditgeschäft zu fördern, und andererseits den Warenumsatz mit den vermehrt nachgefragten Bauhölzern zu erhöhen. Die Kredite in Waren und Geld für die vor allem dem Mittelstand zuzurechnenden Abnehmer sowie eine bankmäßige Begleitung bis zum erfolgreichen Bauende verschafften den Gebrüdern Cohen einen beinahe stetig wachsenden Kundenstamm.[2]

Lediglich zu Beginn des Holzhandels wurden ausschließlich einheimische Holzarten gehandelt, doch wurde das Produktportfolio bald auch durch den Import ausländischer Hölzer verbreitert. Lag das Holzgeschäft anfangs noch auf einem gepachteten Grundstück in der Augustenstraße, konnte der Lagerplatz 1864 auf ein größeres, eigenes Grundstück an der Celler Straße verlegt werden. Dort wurden etwa zeitgleich die wohl ersten Holzbearbeitungs- und Hobelmaschinen in Hannover in Betrieb genommen. Die stete Ausdehnung der Stadt nicht nur während der Gründerzeit ließ die Lagerplätze des Unternehmens wieder und wieder zu baureifem Gelände werden und zog mehrere Umzüge der Lager nach sich.[2] Im Jahr der Gründung des Deutschen Kaiserreichs unterhielten die Gebrüder Cohen an ihren Standorten Umfuhr und Alte Celler Straße 17 laut einer in der Provinz Hannover durchgeführten Erhebung des Gewerbe-Vereins einen durch Unterfeuer beheizten Dampfkessel zum Betrieb einer Sägemühle.[3]

Um die Jahrhundertwende traten noch zu Lebzeiten der Firmengründer deren Söhne als Teilhaber in das Unternehmen ein; Carl Cohen am 1. Januar 1895 und Otto Cohen[2] (geboren 6. April 1871)[1] am 1. April 1901.[2]

Zur Zeit der Weimarer Republik veräußerte die Firma 1925 ihren am Grenzweg gelegenen Lagerplatz an die Continental AG. Parallel dazu war „ein neuzeitlich eingerichtetes Grundstück“ auf dem firmeneigenen, 12.500 Quadratmeter großen Gelände am Jahnplatz in Betrieb genommen worden.[2] Ende der 1920er Jahre hatte das Unternehmen seinen Geschäftssitz im Haus Prinzenstraße 17.[1]

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise stellte das Haus „Gebr. Cohen“ Anfang der 1930er Jahre alle Zahlungen ein und meldete Insolvenz an.[4]

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c George Wenzel (Bearb.): Cohen Otto, in ders. Deutscher Wirtschaftsführer. Lebensgänge deutscher Wirtschaftspersönlichkeiten. Ein Nachschlagebuch über 13000 Wirtschaftspersönlichkeiten unserer Zeit, Hamburg; Berlin; Leipzig: Hanseatische Verlagsanstalt, 1929, S. 39; Vorschau über Google-Bücher
  2. a b c d e f g Julius Blanck (?): Ehrentafel und Gründungsfolge der Jubiläums-Firmen der Hannoverschen Banken und Bankiers, sowie o. V.: Gebrueder Cohen, Holzhandlung und Bankgeschäft, Hannover, in Paul Siedentopf (Hauptschriftleiter): Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927 (DBdaF 1927), unter Mitwirkung von Karl Friedrich Leonhardt (Zusammenstellung des Bildmaterials), Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 150, 177
  3. Moritz Rühlmann: Technisches und Statistisches über die Dampfkessel für gewerbliche Betriebe in der Provinz Hannover. Nach amtlichen Quellen zusammengestellt vom Professor Rühlmann, in: Mittheilungen des Gewerbe-Vereins für Hannover, Neue Folge Jahrgang 1872, Spalte 139–354; hier: Spalte 179–180; Digitalisat über Google-Bücher
  4. Gustav Voltmer: Das Bankwesen in der Stadt Hannover, seine Entwicklung und Lage, Rechts- und staatswissenschaftliche Dissertation 1931 an der Georg-August-Universitat, Gottingen 1931, S. 75 u.ö.; Vorschau über Google-Bücher