Fuerza Aérea Argentina

Argentinische Luftstreitkräfte

Die Fuerza Aérea Argentina (FAA) sind die Luftstreitkräfte der Republik Argentinien und die zweite von drei Teilstreitkräften der Streitkräfte Argentiniens. Sie wird von Brigadegeneral Xavier Isaac geführt und ist mit 12.900 Angehörigen, davon zwei Drittel Soldaten (Stand 2021), zwar in Bezug auf den Personalbestand größer als die des benachbarten Chiles, gegenüber der Fuerza Aérea de Chile ist ihre Ausrüstung jedoch veraltet.

Fuerza Aérea de Argentina

Escudo Fuerza Aérea Argentina (oro).png
Aufstellung 4. Januar 1945
Staat Argentinien Argentinien
Typ Teilstreitkraft (Luftstreitkräfte)
Stärke 12.900
Leitung
Oberbefehlshaber der Streitkräfte Präsident Alberto Ángel Fernández
Generalstabschef Generalleutnant Juan Martín Paleo[1]
Kommandeur der Luftstreitkräfte Brigadegeneral Xavier Isaac[2]
Insignien
Flugzeugkokarde Roundel of Argentina.svg Roundel of Argentina – Low Visibility.svg
Hoheitszeichen (Seitenleitwerk) Flag of Argentina.svg

GeschichteBearbeiten

Die Geschichte der militärischen Luftfahrt Argentiniens reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als ein am 6. Juli 1866 im Tripel-Allianz-Krieg von den Brasilianern erbeuteter Ballon von Argentinien zur Feindbeobachtung erneut zum Einsatz gebracht wurde. Die erste ausschließlich der (zivilen und militärischen) Luftfahrt dienende Organisation war der am 13. Januar 1908 gegründete Aero Club Argentino. Als Vater der militärischen Luftfahrt des Landes galt in Folge Jorge Newbery, der durch Erkundungs- und Expeditionsflüge bekannt wurde. 1922 entstand in El Palomar der 'Flugstützpunkt Nummer I'.[3] Auch die 1920er standen weiter im Zeichen von Langstrecken- und Rekordflügen; in Córdoba entstanden 1926/7 die Fábrica Militar de Aviones und das 'Instituto Aérotecnico'.[3]

Mit der Gründung des Comando en Jefe de Aeronáutica am 11. Februar 1944 begann in Argentinien der Aufbau einer eigenständigen Luftwaffe, und am 4. Januar 1945 kam es zur Gründung der Fuerza Aérea Argentina als unabhängiger und dritter Teilstreitkraft. Entscheidenden Anteil am Aufbau der FAA hatten nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche Piloten und Entwickler. Zwischen 1948 und 1954 war das deutsche Fliegerass Adolf Galland Berater der argentinischen Luftwaffe unter dem damaligen Präsidenten Juan Perón. Der Flugzeugkonstrukteur Kurt Tank und sein Ingenieursteam war von 1947 bis 1955 in Córdoba und entwickelte den Strahljäger FMA I.Ae. 33 Pulqui II. Nach dem Militärputsch gegen Juan Perón, an dem sich auch die Luftwaffe beteiligt hatte, verließen die deutschen Spezialisten aber wieder das Land. Die Luftwaffe war unter anderem an der Bombardierung der Plaza de Mayo (16. Juni 1955) beteiligt, bei der rund 300 Zivilisten ums Leben kamen.[4]

In den 1950er Jahren begann die FAA in der Antarktis Flagge zu zeigen, und in der Folge kam es 1961 und 1969 zur Einrichtung zweier permanenter Stützpunkte, Matienzo und Marambio. 1976 putschten die argentinischen Streitkräfte unter Beteiligung der Luftwaffe erneut und regierten das Land de facto als Militärjunta. Stand die Antarktis in den 1970er Jahren noch weiter im Fokus Argentiniens, richtete die Militärdiktatur verstärkt das Interesse auf die Falklandinseln (Spanisch: Islas Malvinas), ein von Argentinien beanspruchtes Territorium des Vereinigten Königreiches. 1982 kam es zum Falklandkrieg. Aufgrund der nach der argentinischen Invasion im April 1982 durch Großbritannien verhängten Blockade der Inseln waren die Invasionstruppen größtenteils auf sich allein gestellt. Die FAA hatte einige Pucarás auf den Inseln stationiert, ihre Kampfjets und die der Marine konnten jedoch nur vom entfernten Festland aus eingesetzt werden, ein entscheidender Nachteil gegenüber den seegestützten Maschinen der Briten. Dieser verlorene Krieg hat bis heute (2010) spürbare Konsequenzen. Die meisten Kampf- und Transportmaschinen, die sich 2010 im aktiven Dienst befanden, stamm(t)en noch aus der Zeit von vor dem Krieg.

Seit dem Ende der Militärdiktatur kam die FAA bei einigen UNO-Friedensmissionen zum Einsatz, und zwar auf dem amerikanischen Kontinent, auf dem Balkan und Zypern, dem Mittleren Osten sowie in Afrika.Zudem durchliefen die gesamten argentinischen Streitkräfte in den Jahrzehnten nach der Militärdiktatur einen Transformationsprozess und es wurden zivilgesellschaftliche Kontrollinstanzen eingerichtet.[5]

Im Frühling 2015 wurden Verhandlungen mit China über den Kauf eines Kampfflugzeuges bekannt, dabei soll es sich entweder um den Chengdu J-10B oder den Chengdu FC-1 handeln.[6]

AusrüstungBearbeiten

Die Fuerza Aérea Argentina verfügte Ende 2021 über folgende Waffensysteme:[7][8]

FlugzeugeBearbeiten

Flugzeug Foto Herkunft Verwendung Version Aktiv Bestellt Anmerkungen
Kampfflugzeuge
A-4 Skyhawk   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Jagdbomber A-4AR 23
IA 63 Pampa   Argentinien  Argentinien 6 1
Flugzeuge für Spezialmissionen
Learjet 35   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Elektronische Kampfführung 1
Tankflugzeuge
KC-130   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Tankflugzeug KC-130H 2
Transportflugzeuge
C-130 Hercules   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Transportflugzeug C-130H
L-100
4
C-390 Millennium   Brasilien  Brasilien Transportflugzeug Die Anschaffung von 6 Exemplaren ist geplant.
Fokker F28   Niederlande  Niederlande Transportflugzeug 1
Boeing 737   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Transportflugzeug
Geschäftsreiseflugzeug
1
Aero Commander 500   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Transportflugzeug 3
Schulflugzeuge
FMA IA 63 Pampa   Argentinien  Argentinien Schulflugzeug 18
EMB 312 Tucano   Brasilien  Brasilien Schulflugzeug 14
G 120TP   Deutschland  Deutschland Schulflugzeug 7
A-4 Skyhawk   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Schulflugzeug OA-4AR 3
T-6   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten/ Schweiz  Schweiz Schulflugzeug T-6+ 12
Beechcraft King Air   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Schulflugzeug King Air 200 1
Hubschrauber
Bell 212/ Bell 412   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Mehrzweckhubschrauber 13
MD 500   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Mehrzweckhubschrauber 9
Mil Mi-8   Sowjetunion  Sowjetunion/ Russland  Russland Mehrzweckhubschrauber Mi-171 2 Weitere 3 sind geplant.
SA-315 Lama   Frankreich  Frankreich Mehrzweckhubschrauber 3
Bell 407   Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Mehrzweckhubschrauber Bell 407 GXi Setzte sich als Ersatz für den SA-315 Lama gegen den H125 Écureuil durch.[2]

Ehemalige Luftfahrzeuge: PA-31[9]

WaffensystemeBearbeiten

Flugabwehrwaffen:

Luft-Luft-Raketen:

StützpunkteBearbeiten

 
Die argentinische Air Force One in Rio Gallegos

Die FAA hat auf folgenden Flugplätzen fliegende Verbände stationiert, bis auf der dem Ausbildungskommando (Comando de Educación) unterstehenden Flugschule in Córdoba unterstehen die Plätze dem Einsatzführungskommando (Comando de Operaciones Aéreas).

  • Base Aérea Militar El Palomar, El Palomar, Provinz Buenos Aires, Iª Brigada, Transportfliegerbasis (C-130, F28)
  • Base Aérea Militar Paraná, Paraná, Provinz Entre Ríos, IIª Brigada, Transportfliegerbasis (Learjet, F-27)
  • Base Aérea Militar Reconquista, Reconquista, Provinz Santa Fe, IIIª Brigada Aérea, Schlachtfliegerbasis (IA-58, EMB-312)
  • Base Aérea Militar El Plumerillo, Mendoza, Provinz Mendoza, IVª Brigada Aérea, Platz für Fortgeschrittenen-Trainer und Basis der Cruz del Sur Kunstflugstaffel (IA-63, SA315, Su-29)
  • Base Aérea Militar Villa Reynolds, Villa Reynolds, Provinz San Luis, Vª Brigada, Kampfflugzeugbasis (A-4)
  • Base Aérea Militar Tandil, Tandil, Provinz Buenos Aires, VIª Brigada Aérea, Kampfflugzeugbasis (IA-63)
  • Base Aérea Militar Moreno, José C. Paz, Provinz Buenos Aires, VIIª Brigada Aérea, Hubschrauberstützpunkt (Bell 212/412, MD500, Mi-171)
  • Base Aérea Militar Comodoro Rivadavia, Comodoro Rivadavia, Provinz Chubut IXª Brigada, Transportfliegerbasis (DHC-6, Saab 340)
  • Escuela de Aviación Militar Córdoba, Córdoba, Provinz Córdoba, Trainings- und Flugversuchszentrum (G-120, T-6C+, P2000 Sierra, IA-63, B45)

Hinzu kommen einige weitere Stützpunkte wie

In der Antarktis betreibt die FAA Basen, die auch anderen staatlichen Behörden Argentiniens zur Verfügung stehen.

  • Base Antártica Marambio
  • Base Antártica Matienzo

Weitere Einheiten des Ausbildungs- und der übrigen Kommandos sowie weiterer Dienststellen befinden sich an anderen Standorten. Zu erwähnen ist noch die Flugbereitschaft des Staatspräsidenten, Agrupación Aérea Presidencial, die sich auf die Flugplätze El Palomar und Buenos Aires-Jorge Newbery verteilt.

WeblinksBearbeiten

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. SOUTHCOM Commander Visits Argentina, Chile. U.S. Southern Command, 29. April 2022, abgerufen am 8. Mai 2022 (englisch).
  2. a b Argentine Air Force picks new helicopter model for purchase. Merco Press, 5. Mai 2022, abgerufen am 8. Mai 2022 (englisch).
  3. a b Adolf Galland: Die Ersten und die letzten, (Erstauflage 1953; hier: Flechsig Verlag 2012, S. 11)
  4. El bombardeo de la Plaza de Mayo que precipitó la caída de Perón. 14. Juni 2020, abgerufen am 30. September 2022 (spanisch).
  5. Rut Diamint: El control civil de los militares en Argentina. In: Nueva Sociedad No. 213. 2008, abgerufen am 30. September 2022.
  6. Jane’s Information Group: China’s J-10 advocated as Argentine 'Typhoon beater' (Memento vom 17. Februar 2015 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 16. Februar 2015
  7. World Air Forces 2022. (PDF) Flight International, abgerufen am 8. Mai 2022.
  8. International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2022. 122. Auflage. Taylor & Francis, 2022, ISBN 978-1-03-227900-8, S. 392–395.
  9. World Air Forces 2021. flightglobal.com, abgerufen am 19. März 2021.